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Möglichkeiten, mit diesen drei Raumkategorien das Revisionsthema im Unterricht<br />

aufzugreifen, gab es viele. So konnte die physische Karte als Referenzgröße<br />

für die Qualität der politischen Karte eingesetzt und an ihr die<br />

Abhängigkeit der Politik von den Naturmächten gezeigt werden. Die uferlose<br />

Ebene im Norden, die zerkästelte gebirgige Mitte, die meist parallel verlaufenden<br />

Flüsse, die gegenläufig fließende Donau, eine fehlende Zentrallandschaft und die<br />

lückenhaften bzw. fehlenden natürlichen Grenzen im Westen und im Osten<br />

hätten dazu geführt, dass sich bei den Menschen keine klare Vorstellung von<br />

ihren nationalen Aufgaben habe bilden können. Stattdessen hätten sie gleichzeitig<br />

einen Hang zum Weltbürgertum und einen Trend zu Partikularismus und Separatismus<br />

entwickelt (vgl. Lautensach 14 1929: 242ff.). Mit dem so genannten<br />

„Dreiklang“ von Hochgebirge, Mittelgebirge und Flachland bot der Geograph<br />

aber dem auf der Karte suchenden Blick auch ein vermeintliches Einheitsmotiv<br />

an, so dass Deutschland trotz aller physischen Defizite eine nur ihm eigene<br />

„Raumgestalt“ erhielt. Beide Sichtweisen waren kein Ausdruck einer schon in<br />

den physischen Objekten selbst liegenden nationalpolitischen Tendenz, sondern<br />

nur eine Projektion auf diese, eine Sinninjektion.<br />

Auch den politischen Grenzzug bot nur die Karte. Krebs sah aus ihm den<br />

„Geist der Völker“ (1919: 29) sprechen. Joseph Partsch forderte, von Inselstaaten<br />

abgesehen, für die Begrenzung eines Staates einen „ununterbrochenen<br />

Zusammenhang“ (1919: 7). Die Karte zeigte ihm, ob diese Forderung erfüllt<br />

war. Das war mit der Abtrennung Ostpreußens für das Deutsche Reich nicht<br />

mehr der Fall. Aber auch sonst setzte man in der Geographie darauf, dass aus<br />

dem auch amtlich verordneten Nebeneinander der alten und neuen Grenzziehung<br />

auf den Atlas- und Wandkarten, inklusive der physischen, eine<br />

„symbolische Kraft des Protestes“ (Meynen 1935: 108) erwachsen werde.<br />

Würde man die an der Karte ermittelte Differenz durch narrative Elemente<br />

zur deutschen Territorialentwicklung ergänzen und die Gefährlichkeit der<br />

neuen Grenzführung unterstreichen, so würde beim Schüler, hoffte man, der<br />

Wunsch nach Veränderung nicht ausbleiben.<br />

Hinzu kamen Spezialkarten in den Lehrbüchern, die durch Entfernungslinien<br />

deutlich machten, dass Polen und die Tschechoslowakei auf gefährliche<br />

160 km an die deutsche Hauptstadt herangerückt waren (Abb. 3).<br />

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