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So stand das Fach nach dem Krieg ganz im Zeichen des Revisionismus, der<br />

zuallererst die politische Neuordnung Europas durch die Pariser Vorortverträge<br />

als geographisch unhaltbar aufzeigen sollte. Nur ganz wenige Schulgeographen<br />

distanzierten sich damals eindeutig von der alten Machtpolitik<br />

des Kaiserreichs und traten für eine prinzipielle Friedenspolitik ein. Die Minderheitenfrage<br />

in Mittel- und Osteuropa sollte nicht durch Grenzveränderungen,<br />

sondern die Gewährung „nationalkultureller Entwicklungsfreiheit“<br />

(Lötschert 1930: 597) gelöst werden.<br />

3 „Gute Karten“ und „suggestive Karten“<br />

Jedem Geographen war klar: Ohne Karten würde der Kampf gegen Versailles<br />

auf Sand gebaut sein. Von ihrer „erzieherischen Kraft“ erhoffte man sich bei<br />

den Schülern die Ausbildung eines „Raumsinnes“ (Thom 1926: 184), der<br />

sich zum „‘Raumstreben’ und (...) ‘Raumwillen“ (Thom 1938: 84) steigern<br />

würde. Die Kartenarbeit gewöhne sie an ein „raumpolitisches Denken“, gebe<br />

ihnen eine Vorstellung von der „Erdgebundenheit geschichtlicher Vorgänge“<br />

(Ziegfeld 1926: 708) und erziehe sie zur „politischen Bereitschaft“ (716),<br />

sich später entschlossen für ihr Volk einzusetzen.<br />

Andererseits war bekannt, dass Karten seit der Antike der „politischen Stimmungsmache“<br />

gedient hatten, „weil die nüchterne Tatsächlichkeit ihrer Darstellungen<br />

(…) den Verdacht einer Meinungsbeeinflussung nicht aufkommen“<br />

(Lampe 1919: 464f.) lasse. An Staatenkarten wiederum kritisierte<br />

Lampe, dass der Laie „die Heiligkeit“ des Kartenbildes wegen ihrer „leuchtend<br />

bunten Flächenfärbung“ überbewerte, so dass er morsche geschichtlicher<br />

Verhältnisse nicht erkenne (461f.) und auf die „Suggestivwirkung“<br />

(461) der Karten hereinfalle, die jede Grenzveränderung als Verletzung des<br />

gewohnten Kartenbildes erscheinen lasse. Natürlich sollte die Staatenkarte<br />

der Nachkriegszeit nicht so bleiben, wie sie war. Wie aber aufrüttelnde Karten<br />

machen, ohne die „leidenschaftslose (…) Unparteilichkeit“ (459) zu verletzen,<br />

die ausgerechnet Lampe (s. o.) verbal so schätzte?<br />

In dieser Situation schlug Karl Haushofer (1922) einen neuen Kartentyp vor,<br />

die „suggestive Karte“ (Abb. 1), die sich nicht in Einzelheiten verlieren, sondern<br />

radikal auf Kernaussagen beschränken sollte.<br />

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