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Bei allen Kindern in dieser Klasse wurde deutlich: Durch subjektives Kartographieren<br />

reflektieren sie die „Geographie des eigenen Lebens“ (Daum<br />

1993) und noch weit mehr, sie entwerfen für sich ein Stück Heimat (vgl.<br />

Daum/Werlen 2002, Daum 2010). Heimatmachen stiftet Verhaltenssicherheit<br />

und Zugehörigkeit, Vertrautheit und Wohlbefinden, jedoch nicht in exklusiver<br />

Weise, sondern offen gegenüber dem Fremden und Andersartigen. Auf<br />

diese Weise gelingt es, die Pluralität der Konstruktionen zu unterstreichen<br />

und von Heimaten zu reden.<br />

Diese und ähnliche Beispiele können überdies dafür sensibilisieren, wie die<br />

„Kartographie bzw. Geographie des eigenen Lebens“ (vgl. Daum 1993: 65)<br />

in Globalisierungsprozesse eingebettet ist und an deren Reproduktion beteiligt<br />

ist. Wenn Kinder und Jugendliche z. B. rekonstruieren, welche Güter, die<br />

in die persönlichen Handlungsabläufe integriert werden, mit welchen Warenströmen<br />

verbunden sind, so können sie erfahren, wie sehr die Ferne aus ihrem<br />

Leben verschwunden ist. Betroffen sind Ernährung, Kleidung, Körperpflege<br />

bis hin zu Freizeitaktivitäten. Welche Wege sind die ihnen zugänglichen<br />

Informationen gegangen? Wo kommt die Musik her, die sie hören? Von wem<br />

wird sie gleichzeitig gehört?<br />

Hier ein Beispiel für die Globalisierung des Alltags: Im April 2010 explodierte<br />

im Golf von Mexiko die Bohrinsel Deepwater Horizon, und anschließend<br />

ergossen sich schätzungsweise 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer.<br />

Erst Anfang August konnten Experten das Bohrloch abdichten. Von den ökologischen<br />

Auswirkungen sind schreckliche Bilder um den Globus gegangen.<br />

Kinder aus einem dritten Schuljahr haben sich auf ihre Weise ein Bild von<br />

der Katastrophe gemacht (Abb. 10).<br />

Tim, vierzehn Jahre alt, hat seine Betroffenheit angesichts des bedrohlichen<br />

Ausmaßes der Katastrophe in einer Collage sehr persönlichen Welterlebens<br />

festgehalten – gewissermaßen als Mahnmal im Kontrast zu Beschwichtigungen,<br />

es sei alles nicht so schlimm und noch einmal gutgegangen (Abb. 11).<br />

Solcherart Sensibilisierung für den Alltag kann gleichzeitig auch als Vorbereitung<br />

auf künftige Lebensbedingungen der Schülerinnen und Schüler verstanden<br />

werden.<br />

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