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Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

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S i p P l i n g e<br />

H E R R S C H E R D E S<br />

Ö D L A N D S<br />

126<br />

A LT E W E G E<br />

Ahmahdee, gleißende Scheibe aus Feuer, Lebensspender und<br />

Vater aller Völker stand im Zenit und lächelte auf seine Schöpfung<br />

hinab. Der ihn umgebende Himmel leuchtete in diesem<br />

intensiven Blau besonders trockener und heißer Tage. Hier<br />

in der Ebene östlich des zerklüfteten Westdarfür-<br />

Gebirges war dies keine Seltenheit. Jenseits der<br />

gezackten Linie am Horizont türmten sich Wolken<br />

zu einer dunklen Front; Blitze zuckten<br />

stumm, vermählten Himmel und Erde <strong>mit</strong><br />

gewaltigen Entladungen.<br />

Chisulo lauschte in die Stille hinein,<br />

wartete auf das Donnern, auf<br />

die Trommelschläge des Himmels.<br />

Doch da war nur das<br />

sanfte Rauschen des Grases,<br />

ein Meer aus übermanngroßen Holmen, die sich im Takt einer<br />

unhörbaren Melodie wiegten. Die Luft flirrte vor Hitze. Träge<br />

zirpten die Insekten. Einer Seeschlange gleich pflügte sich eine<br />

Betonpipeline durch die grünen Fluten, nur ihr rissiger Rücken<br />

durchbrach die Oberfläche. Dort oben hockte der stolze Massai<br />

und labte sich an der Stille und Erhabenheit dieses Ortes.<br />

Seine Augen waren geschlossen, sein Blick nach innen auf eine<br />

chaotische Mischung aus entflammter Leidenschaft, Unwillen<br />

und Stolz gerichtet. Seine Augenlider zuckten und entließen<br />

brennend heiße Tränen. Seine Seele wand sich vor Scham und<br />

Unbehagen, quälte sich durch ein Dickicht aus alten Traditionen<br />

auf der Suche nach einem Ausweg, den schon tausende<br />

vor ihm nicht gefunden hatten. Der Trotz obsiegte für einen<br />

Augenblick und spülte die Verzweiflung hinfort, lockte <strong>mit</strong><br />

einem trügerischen Weg in die Freiheit: Mit der Geliebten zu<br />

den Anubiern im Osten oder zu den Neolibyern im Norden<br />

fliehen, alle Brücken hinter sich abbrechen. Niemals würden<br />

sie ihn finden. Sie würden ihn nicht finden wollen. Er wäre<br />

entehrt, und so auch seine Frau. Und seine Mutter, die<br />

sonst immer <strong>mit</strong> gütigem Blick auf ihren dritten Sohn<br />

geblickt hatte, würde sich abwenden, auf ihn spucken.<br />

Sie würde ihm niemals beim Eunuto-Ritual<br />

den Kopf scheren können und sie könnte<br />

nicht <strong>mit</strong>erleben, wie ihr Sohn sich bei den<br />

Ältesten einreihen würde. Die Entscheidung<br />

war getroffen – wieder einmal. Seine langen,

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