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Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

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172<br />

wahren ihn davor, sich gegen die Ketten der Gemeinschaft zu<br />

stemmen. Die Demütigung, die er Tag um Tag erfährt, wendet<br />

er in der Schlacht gegen seine Gegner: Entfesselt wirft er sich<br />

in die feindlichen Reihen, schlägt <strong>mit</strong> seinem Krummsäbel blutige<br />

Schneisen. Seine Wildheit ist legendär. Selbst die Geißler<br />

meiden den offenen Kampf <strong>mit</strong> einem Haufen Ismaeli. Sie<br />

sind die Schwerter Jehammeds, töten jeden Ungläubigen im<br />

Namen des letzten Propheten.<br />

Doch was sie an Kampfgeist aufbringen, muss ein Isaaki<br />

übertrumpfen. Er ist der Anführer des Schlachtenhaufens<br />

– und von ihm verlangt man das Unmenschliche: Er reitet<br />

vorweg, stürzt sich in die aussichtslosesten Kämpfe, hat sein<br />

Leben gegen das des niedersten seiner Kämpfer zu opfern.<br />

Sein Tod ist die Fackel, die den Zorn seiner Truppen entfacht.<br />

E I K O N E N<br />

Wie Abraham <strong>mit</strong> Gott um den Erhalt der sündigen Städte<br />

Sodom und Gomorrah feilschte, feilschen die Eikoniden um<br />

die Zukunft der Jehammedaner.<br />

Der Eikonide zieht sich dazu in seine Gemächer zurück,<br />

entzündet Weihrauch und Sandelholz. Dann wäscht er sich gestreng<br />

der alten Riten die Füße und trocknet sie gründlich ab.<br />

An einem Samowar füllt er zwei Tassen <strong>mit</strong> gezuckertem Tee<br />

und bringt diese an einen niedrigen runden Tisch in der Mitte<br />

des Raums, stellt eine Tasse dorthin, wo er sitzen wird und<br />

die andere ihm gegenüber, wo sein imaginärer Handelspartner<br />

Platz nehmen wird. Mit einem leisen Singsang, der die Taten<br />

Gottes preist, wird ER hereingebeten. Der Eikonide wartet geduldig.<br />

Manchmal Stunden. Manchmal Tage. Versenkt sich im<br />

Selbst. Bis er Gott gewahr wird. Dann trägt er eine kleine, <strong>mit</strong><br />

Goldintarsien verzierte Kiste herbei, platziert sie in der Mitte<br />

des Tischs und öffnet sie. Eingeschlagen in Samt befindet sich<br />

dort eine so genannte Eikone – sie symbolisiert den Handel.<br />

Der Eikonide erklärt dem HERRN, wofür sie steht: Der Schädel<br />

eines im Maschinengewehrfeuer zerrissenen Jehammedaners<br />

deutet den Wunsch an, eine Geißler-Stellung <strong>mit</strong> Tod<br />

und Vernichtung zu strafen; <strong>mit</strong> der abgetrennten Hand eines<br />

Diebes drängt der Eikonide auf Ruhe und Ordnung in einem<br />

aufständischen Dorf; über einem Stück Beton aus Tripol verhandelt<br />

man über eine Flutwelle, um die sündige Stadt zu bestrafen;<br />

ein zerborstenes Schwert soll den verloren geglaubten<br />

Isaaki zurück in den Tempel der Gemeinschaft führen.<br />

Der Eikonide lässt sich nieder und führt all die Opfer auf,<br />

die er und seine Sippe bringen mussten. Wie Geldscheine<br />

zählt er sie ab, erkauft sich da<strong>mit</strong> den symbolischen Wert der<br />

Eikone. Meist endet der Handel da<strong>mit</strong>, dass greise Saraeli den<br />

bewusstlosen Eikoniden an die frische Luft schleppen und ihn<br />

dort zu Besinnung kommen lassen. Schlaf- und Nahrungsmangel<br />

haben ihn gezeichnet, für Tage wird er sich ausruhen<br />

müssen.<br />

Dann heißt es warten und beobachten. Hat er den Handel<br />

für sich entschieden? Und was sind SEINE Bedingungen<br />

und Einschränkungen? Es liegt an dem Eikoniden, die an ihn<br />

durch Boten herangebrachten Ereignisse zu deuten. Wird aus<br />

der Flutwelle ein verheerender Regen? Stirbt der Anführer der<br />

Revolte durch die Hand seiner Bettgespielin? Bedarf es der<br />

Schwerter Jehammeds, um Gottes Willen an der Geißler-Stellung<br />

durchzusetzen?<br />

Meist dauert es Monate oder Jahre, bis die Sippe Gewissheit<br />

hat. Wurde der Handel erfüllt, so wird die Eikone zur Reliquie<br />

erhoben. Wurde er abgelehnt, wird ER seine Gründe gehabt<br />

haben, den Wunsch des Eikoniden abzuschlagen. Der Eikonide<br />

selbst wird die Eikone an einen geheimen Ort tragen und<br />

erst Jahre später hervorholen, um Gottes wahren Willen zu<br />

ergründen.<br />

.<br />

D I E W O R T E J E H A M M E D S<br />

Viele Jehammedaner sind der Schriftsprache nicht mächtig.<br />

Die jungen Jahren verbringen sie als Ismaeli <strong>mit</strong> den Herden<br />

auf der Weide und finden kaum die Zeit, lesen und schreiben<br />

zu lernen. Wer sich dennoch dieser alten Kunst widmet, wird<br />

nicht selten als Nichtsnutz beschimpft, der das Vertrauen<br />

seines Abrami ausnutzt und seine Arbeit anderen aufbürdet.<br />

Auch später, wenn er als Familienoberhaupt die Muße hätte,<br />

wird er es ablehnen, sich wie ein kleines Kind von einem<br />

Schriftgelehrten belehren zu lassen. Und dennoch wird er die<br />

Worte des Jehammeds auf Papier begehren und gegen Dutzende<br />

seiner Ziegen und Schafe eintauschen, sollte sich die<br />

Gelegenheit ergeben.<br />

Jehammed selbst gilt als der Verfasser der Schriftrollen<br />

Der Letzten Tage, zwei bis vier Meter langen Schriften auf<br />

faserigem, aber gut erhaltenem Papier, die zusammengerollt in<br />

polierten Messingröhren aufbewahrt werden. Nur der Abrami<br />

und seine Isaaki dürfen Einblick nehmen in die heilige Schrift,<br />

und auch wenn sie die Worte nicht verstehen, so grämt es sie<br />

nicht, denn den wahren Glauben trägt man im Herzen, nicht<br />

geschrieben auf altem Papyrus. Doch der Nutzen der Schriftrollen<br />

ist unbestreitbar: Eikoniden werden bei der Familie einkehren,<br />

um die Worte Jehammeds zu studieren oder Abschriften<br />

zu fertigen. Der Glanz dieser verehrten Jehammedaner<br />

wird auf den Abrami niederregnen wie göttliches Manna und<br />

ihm dazu verhelfen, ein angesehener Mann zu werden.<br />

L A M M F L E I S C H U N D<br />

T I N K T U R E N<br />

So sehr die Jehammedaner auch in ihrer vergeistigten Weltsicht<br />

gefangen sind und dieser durch starre Traditionen Tribut zollen,<br />

so können sie doch nicht verhehlen, dass sie noch immer<br />

äußerst weltliche Viehhirten sind. Denn die Herde steht seit eh<br />

und je im Mittelpunkt des Lebens; ein Abrami ernährt durch<br />

seine Schafe und Ziegen die Familie. Je größer und gesünder<br />

die Herde, umso mehr Ismaeli kann der Stammesvater in die<br />

Welt setzen, um seinen Reichtum und Einfluss zu mehren. Kinderreichtum<br />

galt den Jehammedanern schon immer als Gnade<br />

Gottes; dergestalt gesegnete Abrami genießen hohes Ansehen<br />

im Kult. Selbst wenn sie der Gemeinschaft keine Isaaki schenken,<br />

so stärken sie doch die Ränge der Heerscharen.<br />

Ohne die Herde wäre dies nicht möglich. <strong>Das</strong> Fleisch der<br />

Tiere stärkt die Familie, die Milch stillt den Durst der Kinder,<br />

aus dem Fell spinnen die Hagari Wolle für Stoffe. <strong>Das</strong> Fett<br />

wird zu Kerzen oder Fackeln verarbeitet, aus den Gedärmen<br />

fertigen die Ismaeli Sehnen für Bögen. Extrakte aus den<br />

Organen werden von den Alten <strong>mit</strong> Kräutern zu Tinkturen<br />

vermengt, die den Schwertern Jehammeds Kampfes- und den<br />

Abrami Manneskraft geben sollen.

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