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Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

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ge Erregtheit hat die ganze Gruppe erfasst.<br />

Gerade kehrt Mittler Goto von seiner Beobachtungsmission<br />

zurück; er hat ein riesiges Portal im Fels entdeckt. Wir werden<br />

uns sofort auf den Weg machen.<br />

Z U S A T Z D E S<br />

C H R O N I S T E N J O T U M :<br />

Unglaubliches! <strong>Das</strong> Biest lockte uns in eine Falle! Streamline,<br />

Enter und Goto liegen zur Salzsäule erstarrt im Schnee, Rechec<br />

ist halbseitig gelähmt. Er schreit sich unten im Tal die<br />

Seele aus dem Leib, mein guter Freund. Hätte sie doch die<br />

anderen verschont und mich genommen.<br />

Aber eins nach dem anderen, wie sie es uns seit Alters her im<br />

Cluster lehren: Enter versteckte unsere Ortungsgeräte im Gewölbe<br />

einer Ruine. Leichtes Marschgepäck schien Streamline<br />

angemessen. Wir betraten das Tal um 1435, das Licht war gut,<br />

Sichtweite aufgrund des Schneefalls nur gering eingeschränkt.<br />

Streamline und Goto marschierten vorneweg, Rechec, Enter<br />

und ich folgten im Abstand von zehn Metern. Standardvorgehen<br />

bei Erkundung fremden Geländes <strong>mit</strong> unsicherer Gefahrenlage.<br />

Die Schneedecke war jungfräulich, nichts deutete auf<br />

eine Bedrohung hin. Als wir auf etwa 50 Schritt heran waren,<br />

kam das Portal in Sicht: Ein schmuckloses Rechteck aus Stein<br />

<strong>mit</strong> einer Höhe von über acht Metern und einer Breite von<br />

fünf Metern, zweifellos ein Zeugnis des Urvolks.<br />

Dann fielen Streamline und Goto. Sie stürzten einfach in<br />

den Schnee. Stumm und starr, als seien sie aus Stein. Erst<br />

dachten wir, sie seien gestolpert, rannten zu ihnen und wollten<br />

ihnen aufhelfen. Sie rührten sich nicht. Ich wuchtete Streamline<br />

auf den Rücken und blickte in Augen voller Angst. Seine<br />

Pupillen weiteten und verengten sich im Takt seines Herzschlages.<br />

Er war bei Bewusstsein! Dann ging Enter zu Boden.<br />

Rechec knickte seitlich weg, wirbelte den Puderschnee auf, als<br />

er aufschlug. Und er schrie. Ihm steckte ein Metallstift im Hals,<br />

den er <strong>mit</strong> seiner zittrigen Linken betastete und herausriss. Blut<br />

besudelte das jungfräuliche Weiß des Schnees. Er lag auf dem<br />

Rücken und stieß sich <strong>mit</strong> seinem linken Bein immer wieder<br />

ab, drehte sich auf der Stelle; seine rechte Seite war leblos<br />

und hing an ihm wie ein totes Stück Fleisch. Es war wie ein<br />

wahnsinniger Tanz eines Sipplingsschamanen, sein Geschrei<br />

der Abgesang auf sein Leben.<br />

Ich stand erschüttert in<strong>mit</strong>ten der gefallenen Ordensbrüder<br />

und erwartete jeden Moment, dass mir das gleiche widerfahre.<br />

Da bemerkte ich sie. Eine Frau <strong>mit</strong> zwei auffällig abstehenden<br />

Zöpfen, gekleidet in einen hellgrauen Anzug. In der Armbeuge<br />

hielt sie lässig ein Gewehr, hatte den Lauf gesenkt. Sie stand<br />

keine zwanzig Schritt zu unserer Rechten und beobachtete uns.<br />

Als sie bemerkte, dass ich sie entdeckt hatte, grinste sie mich an<br />

und nickte mir zu. Freches Weibsstück! Dann kam sie zu uns<br />

herüber. Sie hinkte stark, konnte sich kaum aufrecht halten.<br />

„Chronist, die Falle ist zugeschnappt.“ sagte sie und zeigte<br />

mir ein faustgroßes Artefakt <strong>mit</strong> blinkenden Ziffern. „Blip,<br />

Blip“ machte sie und grinste wieder. Sie humpelte weiter zu<br />

Goto, wuchtete ihn herum und durchwühlte seine Habseligkeiten.<br />

Seinen Stimmverzerrer, den Streamer-Handschuh<br />

sowie die Energieversorgung nahm sie an sich, warf die heilige<br />

Technik unseres Ordens achtlos in einen Sack und machte <strong>mit</strong><br />

Streamline weiter. Ich konnte nichts tun. Ich starrte sie nur an.<br />

Während sie noch <strong>mit</strong> meinen Brüdern beschäftigt war, sprach<br />

sie zu mir:<br />

„Chronist, scheiße, ihr enttäuscht mich. Ist das alles?“<br />

Sie richtete sich auf und blickte mich an. „Keine Fahrzeuge?<br />

Ich brauche einen Kompressor und ein Mensch-Maschine-<br />

Interface.“ Zornige Stirnfalten gruben sich in ihr kühles,<br />

aber schönes Gesicht. „Der ganze Aufwand für das bisschen<br />

Schrott!“ Ich zuckte zusammen, als sie gegen den Sack <strong>mit</strong><br />

unserer Ausrüstung trat und dabei fast stürzte. Ihr Bein konnte<br />

noch nicht lange verletzt sein.<br />

Eine Frage brannte mir im Geiste, doch sie schien sie erraten<br />

zu haben. „Aspera. Nennt mich Aspera.“ Dann schulterte<br />

sie den Sack und humpelte hinaus in die Schneewüste.<br />

Von da an beobachteten wir sie.<br />

M A R O D E U R - P R O J E K T<br />

Argyre, Aspera, Aries – nur drei der vermutlich 20 so genannten<br />

Marodeure. Es sind wundersame Wesen, die die Menschen<br />

seit Jahrhunderten begleiten. In den Legenden der Sipplinge<br />

gelten sie als Götter, grotesk verformte Monstren oder unsterbliche<br />

Krieger <strong>mit</strong> unendlicher Macht. Von gleißenden<br />

Feuerstrahlen erzählen die Alten, von wehenden Bandagen um<br />

verrottende Gliedmaßen; mächtige Artefakte erwachen in den<br />

Händen der Marodeure zu unseligem Leben. Die einen kennen<br />

Marodeure als Offenbarer uralten Wissens, andere lebten nicht<br />

lange genug, um von ihrem unendlichen Zorn zu berichten.<br />

Auch heute durchstreifen diese Wesen noch das Ödland.<br />

Selten nur besuchen sie die Dörfer oder Städte der Menschen.<br />

Dann fragen sie nach längst zerfallenen Wegmarken, heuern<br />

manchmal Schrottsammler als Scouts an. Wer sich ihnen in<br />

den Weg stellt, wird vernichtet. Sie sind auf der Suche, doch<br />

das Ziel ist nur ihnen selbst bekannt.<br />

D ATA :<br />

R E C O M B I N AT I O N G R O U P<br />

Auszug aus einer Lehrschrift der Chronisten: „Sie aßen vom verbotenen<br />

Baum”<br />

„[...] Im ausklingenden Zeitalter des Urvolks beherrschte die<br />

Recombination Group den humanmedizinischen Markt wie<br />

kein anderer Konzern vor ihr. Obwohl viele der angeblichen<br />

Errungenschaften heute nicht mehr nachweisbar sind und so<br />

mancher Bericht eher in das Reich der Legenden als in unsere<br />

Datenbanken gehört, deuten die geborgenen Keramikkartuschen<br />

auf ein neues und äußerst faszinierendes Kapitel in der<br />

Geschichte der Medizin hin. Uns fehlt die Ausstattung, um die<br />

weißen Zylinder zu öffnen – und die flirrende Masse zu überleben,<br />

die wie flüssiger Stickstoff aus ihnen hervorquillt. Die<br />

Spitalier haben ein gewisses Geschick im Umgang <strong>mit</strong> dieser<br />

tödlichen Fracht entwickelt, doch auch sie bewegen sich nur<br />

am Rande der Erkenntnis. Glaubwürdigen Quellen zu Folge<br />

(„Elemente des Streams Vol. 1-2“) ließ sich diese Flüssigkeit<br />

einst „besprechen“ (vermutlich eine Art der Programmierung),<br />

um unterschiedlichen Erfordernissen gerecht zu werden:<br />

So gab es „Wörter“, um sie auf bestimmte Krankheiten<br />

zu prägen – injiziert kämpfte die Masse dann im Blutkreislauf<br />

gegen die entsprechenden Erreger und Keime.<br />

Die „Besprecher“ sind verloren, die Technik unverstanden.<br />

Doch noch sind nicht alle Ruinen durchsucht und alle Bunker<br />

entdeckt.<br />

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