Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis
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P s y c h o n a u t i k<br />
330<br />
W I D E R S A C H E R<br />
Die fünf bekannten Erden-Chakren brachten Europa umwälzende<br />
Veränderungen – und der Menschheit ihren größten<br />
Widersacher, eine angepasste und <strong>mit</strong> unglaublichen Fähigkeiten<br />
ausgestattete Lebensform, darauf angelegt, die Welt<br />
zu erobern.<br />
K E N N E D E I N E N F E I N D<br />
Kein Psychonaut ist von Geburt als das Monstrum zu erkennen,<br />
zu dem er sich entwickeln wird, auch ist er in jungen<br />
Jahren nicht durch die Mollusken der Spitalier zu enttarnen.<br />
<strong>Das</strong>s selbst nichtpsychonautische Eltern ein Kind des Primers<br />
austragen können, erschwert die Suche der Ärzte weiter. Die<br />
Nähe zu Muttersporenfeldern oder eine hohe Versporung der<br />
Luft scheinen Einfluss auf die Entwicklung des Embryos zu<br />
nehmen, doch längst nicht alle Säuglinge in belasteten Regionen<br />
werden als Homo <strong>Degenesis</strong> geboren.<br />
Die ersten spontanen Entladungen der Raptien – die so<br />
genannten Phänomene – können bereits im Kindesalter zu beobachten<br />
sein, werden aber erst nach der Pubertät Geist und<br />
Körper in den Bann schlagen. In spitalierkontrollierten oder<br />
-abhängigen Enklaven achtet man auf Jugendliche, die sich<br />
abkapseln und ihren eigenen Gedanken nachhängen. Jeder,<br />
der sich der Gruppe verweigert, gilt als verdächtig.<br />
Bereits junge Psychonauten zeichnen sich durch eine<br />
bemerkenswerte Gesundheit und eine perfekte körperliche<br />
Umwelt-Anpassung aus. Kein Kind des Primers benötigt in<br />
seiner angestammten Umgebung Kleidung – selbst die an<br />
der Eisgrenze lebenden Biokineten empfinden die Kälte als<br />
angenehm. Bei den purgischen Psychokineten beobachtete<br />
man hingegen eine natürliche Resistenz gegen die toxischen<br />
Dämpfe des Sichelschlags.<br />
E N E R G I E Z E N T R E N<br />
Psychonautische Kinder berichten ihren Eltern oftmals von<br />
einem brennenden oder auch angenehm kribbelnden Gefühl<br />
an bestimmten Punkten der Körperachse. Die genaue Position<br />
verrät den Spitaliern, welches Erden-Chakra Besitz von dem<br />
Kind ergriffen hat: Der sensitive Punkt ist eines der sieben<br />
menschlichen Chakren; bereits die Inder entdeckten in voreshatologischer<br />
Zeit diese Energiezentren im Menschen. Während<br />
im Homo Sapiens alle sieben Chakren mehr oder minder<br />
ausgeglichen sind, ist in Psychonauten nur eines aktiv. Dafür<br />
brennt es hell wie ein Leuchtfeuer in mondloser Nacht. Und<br />
dieses eine Chakra bestimmt den Raptus des Psychonauten.<br />
D I E P L A G E N<br />
Psychonauten ziehen Insekten, Spinnentiere und anderes<br />
Getier nicht nur an – sie scharen das Geschmeiß bewusst<br />
um sich. Die Beobachtungen der Spitalier ergaben, dass bestimmte<br />
Raptien bestimmte Spezies kontrollieren können:<br />
die so genannten fünf Plagen. So gebieten die pollnischen<br />
Biokineten über Hundertfüßler und Spinnen, die frankischen<br />
Pheromanten über Ameisen, Wespen und Ter<strong>mit</strong>en. Wie sie<br />
das bewerkstelligen, ist unbekannt. Bei den Spitaliern hält sich<br />
hartnäckig die Theorie des „Ätherrufs“: Die Psychonauten wie<br />
auch ihre Plagen seien auf eine unhörbare Frequenz geprägt,<br />
über die sie untereinander, aber auch <strong>mit</strong> ihrem Erden-Chakra,<br />
kommunizierten.<br />
C H A K R E N B I N D U N G<br />
Psychonauten müssen zum Ausleben ihrer Raptien versport<br />
sein. Je stärker der Primer-Einfluss, umso stärkere Phänomene<br />
erschließen sich ihnen, doch um so größer ist auch die Gefahr,<br />
die Individualität vollends an das Erden-Chakra zu verlieren.<br />
Jede Versporung entfremdet sie weiter von ihren menschlichen<br />
Ursprüngen und bindet sie fester in das Erden-Kollektiv ein<br />
– was sich sowohl in körperlichen, als auch geistigen Veränderungen<br />
zeigt. Während ein unversporter Dushani als ein wilder<br />
und ein wenig zu lauter Sippling durchgeht, verändert sich<br />
<strong>mit</strong> steigender Versporung seine Stimmlage zu einem tiefen<br />
Bass, sein Körper führt einen langsamen, fließenden Tanz aus,<br />
als ließe er sich von unsichtbaren Strömungen treiben. Eine<br />
normale Verständigung wird zunehmend schwieriger, die aus<br />
ihm dringenden Töne sind kaum mehr zu hören, dafür überall<br />
am Leib zu spüren. Seine Augen öffnen sich zu endlos tiefen,<br />
schwarzen Brunnen. Seelengefängnisse, sagen die Balkhaner.<br />
Am Ende dieser Entwicklung steht die Loslösung von der Individualität.<br />
Nichts Menschliches verbleibt. Ähnliches wurde<br />
auch bei Biokineten und Pheromanten beobachtet, nur dass<br />
bei diesen Raptien eine starke körperliche Verformung hin<br />
zum Monströsen der geistigen Entfremdung voraus geht.<br />
R E G E L N<br />
Die Versporung eines Psychonauten wird wie bei den Charakteren<br />
auf einer Skala festgehalten, <strong>mit</strong> Psyche+Selbstbeherrschung<br />
als oberer Schwelle. Die Höhe der momentanen Versporung<br />
bestimmt die zur Verfügung stehenden Phänomene.<br />
Ein Psychonaut <strong>mit</strong> einer Versporung von 14 könnte demnach<br />
alle Phänomene bis einschließlich Stärke 14 heraufbeschwören.<br />
Ob ihm das gelingt, steht auf einem anderen Blatt – eine starke<br />
Versporung erweitert nur das Repertoire, nicht die Fähigkeiten.<br />
Im Gegenzug verliert er den Zugriff auf Phänomene, über die<br />
er Minuten zuvor noch gebieten konnte, sollte er entsport werden<br />
– beispielsweise durch die Fungizidnebel der Spitalier.