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Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

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für mich absolut Sinn macht, und verschwindet in einer Betonritze.<br />

Die Luft wird dicker, flutet wie Wasser in meine Lungen.<br />

Doch ich weiß, dass ich nur erebere muss, um aan zu hererete.<br />

Hererete? Etwas hat sich an meinen Verstand angedockt und<br />

verändert ihn. Vereinfacht ihn. Meine Füße bewegen sich.<br />

Einer vor den anderen. Ehrehete. Ich blicke auf. Da sind die<br />

anderen. Zwischen zwei hoch aufragenden Betonkolossen. Irina<br />

kniet auf dem Boden, stützt sich <strong>mit</strong> einer Hand ab. Etwas<br />

Dunkles strömt wie Wasser aus ihrer Nase. Dr. Radowan liegt<br />

<strong>mit</strong> weit aufgerissenen Augen auf dem Rücken. Starrt in den<br />

Sternenhimmel. Am helllichten Tag. Sein Molluskenbehälter<br />

ist zerborsten und bildet eine schmierige <strong>mit</strong> Glassplittern<br />

durchsetzte Pfütze auf dem hellgrauen Beton. Der Muskel<br />

vibriert und hat sich über einen Meter fortbewegt.<br />

<strong>Das</strong>s der das kann.<br />

Duchamps kniet keine zwei Schritt entfernt. Er hat seinen<br />

Kopf gesenkt, als zähle er die Ameisen auf dem Boden. Gefangen<br />

in äußerster Konzentration. Von seinem Pferd keine<br />

Spur.<br />

Dann sehe ich den Fremden. Er erscheint mir wie eine Luftspiegelung.<br />

Seine Bewegungen sind so unglaublich fließend,<br />

dass man meinen könnte, er besäße keine Gelenke und wäre<br />

aus Gummi. Auf seinem Kopf sitzt eine Maske <strong>mit</strong> Dutzenden<br />

Gläsern, die mich alle anzustarren scheinen. Ein dichter<br />

Wust unterschiedlich langer Schläuche hängt aus seiner Mundpartie,<br />

schwingt geschmeidig von einer zur anderen Seite. Wie<br />

ein Radar. Jetatehe? Oder wie ein Oktopus, der den Boden nach<br />

Essbarem absucht. Der Singsang ist jetzt unerträglich, und er<br />

hebt und senkt sich im Takt der Bewegungen des Fremden.<br />

Jetatehe? Nein, ich fürchte mich nicht. Es ist ein Dushani,<br />

keine Frage, und ich weiß, dass er meine Antwort gutheißt. Er<br />

kommt jetzt auf mich zu. Es ist mir vorher nicht aufgefallen,<br />

aber er ist nackt. Scheiße, in der Kälte! Jetzt ist er da, kommt<br />

<strong>mit</strong> seiner grotesken Maske ganz nah an mich heran. Zwölf<br />

Spiegelbilder meines kalkweißen Gesichts schauen mich aus<br />

den Gläsern heraus an. Sie lächeln. Dann formen sie den<br />

Mund zu einem Wort, das ich verstehe, aber nicht kenne. Doch<br />

ich höre nur den Atem des Dushani. Durch die Schläuche<br />

klingt er hohl und fern. Plötzlich sehe ich hinter dem Dushani<br />

einen Schatten, vernehme das Rauschen eines geschwungenen<br />

Stabs, dann einen dumpfen Schlag. Der Dushani wird zur Seite<br />

geschleudert. Duchamps steht keine drei Schritt vor mir, fängt<br />

die Wucht seines Spreizer-Hiebs <strong>mit</strong> einer halben Drehung ab<br />

und setzt dem Psychonauten nach. Ich sehe noch, wie er einen<br />

Hebel an seiner Waffe umlegt und die Klingen auseinander<br />

schnellen, dann zerreißt der Missklang tausend gequälter Seelen<br />

die Stille. Der Dushani schreit, die Mundschläuche stehen<br />

von ihm ab wie Stacheln. Er ist auf den Füßen, als Duchamps<br />

ihm den finalen Stoß versetzen will, weicht aus und reißt dem<br />

Preservisten die Gasmaske herunter. Dieser tritt ihn von sich,<br />

rammt dem Dushani den Spreizer in den Brustkorb, drückt<br />

ihn zu Boden. Der Psychonaut zappelt wie ein Fisch auf einem<br />

Spieß, wirbelt seinen Kopf hin und her. Die Schläuche<br />

peitschen auf den Beton. Dann drückt Duchamps den Knopf<br />

an seiner Waffe: Die Klingen schnappen zu, zerteilen krachend<br />

Rippen und Wirbelsäule. Blut spritzt aus der Wunde, als der<br />

Preservist den Spreizer <strong>mit</strong> einem Ruck herauszieht. Sehnen<br />

hängen noch zwischen den Klingen, machen den Dushani zu<br />

einer Marionette an blutigen Strängen. Dann reißen sie. Der<br />

Körper fällt zurück. Die Schreie verstummen.<br />

Duchamps kommt an meine Seite. Ich sehe ihn das erste<br />

Mal ohne Gasmaske. Sein Gesicht ist eine einzige fleischige<br />

Masse. Seine Ohren und seine Nase sehen aus wie geschmolzene,<br />

pinkfarbene Wachsknubbel. Weiße Bandagen hängen aus<br />

den daumendicken Löchern, die dort sind, wo sich einst seine<br />

Ohren befunden haben müssen. Nur seine Augen sind unversehrt,<br />

blicken mich forschend an. Irina ist bereits wieder auf<br />

den Beinen und hilft mir auf die Beine.<br />

„Wer hätte das gedacht. Dieser Bastard ist taub.“ flüstert sie<br />

mir zu und zeigt mir dadurch, dass sie das, was sie da sagt, noch<br />

nicht verinnerlicht hat. Aber ja: Wer hätte das gedacht.

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