Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis
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tröstet sich. Körperliche Nähe ist den Africanern wichtig: Sie<br />
umarmen sich, berühren sich beim Sprechen. Zwei männliche<br />
Schrotter Hand in Hand zu sehen bedeutet nicht, dass sie homosexuell<br />
sind, sondern dass es gute Freunde sind.<br />
Draußen im Feld achtet man aufeinander und arbeitet zusammen.<br />
Es geht um Africa, nicht um das Individuum.<br />
G E N N O R D E N !<br />
Der Weg eines africanischen Schrotters beginnt zumeist in<br />
Tripol. Hier rüsten die Neolibyer ihre Schiffe aus und hier<br />
rekrutieren sie auch die Besatzung. Obwohl der Bedarf enorm<br />
ist, nehmen die Händler nicht jeden, da sie <strong>mit</strong> dem Kauf<br />
der Konzessionen für die Plünderung einer Region und der<br />
Anmietung der Schiffe ein großes finanzielles Risiko tragen.<br />
Einen untauglichen Schrotter <strong>mit</strong>zuführen und durchzufüttern<br />
wäre fatal für die Bilanz. Die Anwärter müssen daher kräftig<br />
sein und gute Augen haben; Empfehlungsschreiben früherer<br />
Expeditionen sind höchst erwünscht.<br />
Schafft es ein Africaner auf die Lohnliste eines Neolibyers,<br />
warten viele Tage Seefahrt und – einmal angekommen – ein<br />
mörderisches Klima auf ihn. Für viele junge Africaner ist es<br />
bis dahin unvorstellbar gewesen, dass Wasser außerhalb von<br />
Kühlhäusern gefrieren kann oder dass man sich in dicke Tücher<br />
hüllen muss, um den nächsten Tag zu erleben.<br />
Letztlich bringt ihm die ganze Tortur nicht viel ein. Die<br />
Löhne sind gering. Die meisten Neolibyer gestatten ihren<br />
Schrottern jedoch die Mitnahme eines Fundes. Mit ein wenig<br />
Glück wird man so zum gefeierten Helden seines Dorfes.<br />
A B S E I T S D E R W E G E<br />
Nach Monaten in der Kälte schmerzen die Knochen, die<br />
Haut ist schorfig. <strong>Das</strong> Zahnfleisch blutet; Skorbut ist eine weit<br />
verbreitete Krankheit unter Schrottern. Sie müssen zurück.<br />
Zurück in die nächste Siedlung. In die Wechselstube zu den<br />
Chronisten, die ihre Funde taxieren und ihnen einen Stapel<br />
ausgefledderter Wechsel dafür geben. Da<strong>mit</strong> geht es weiter in<br />
ein Badehaus oder eine Kneipe, wo sie sich in die beflissenen<br />
Hände junger apokalyptischer Huren geben oder an einen<br />
dreckstarrenden Tresen setzen. Warmes Wasser, dampfendes<br />
Gemüse, saftiges Obst und hochprozentiges Destillat befreien<br />
ihre Seele vom Raureif und lockern die Zunge, lassen sie für<br />
Stunden die Strapazen der letzten Wochen vergessen.<br />
Sie werden Kraft schöpfen müssen, bevor es wieder hinaus<br />
in die Kälte geht. Mancher verdingt sich daher in den Schrotterhallen<br />
der großen Städte als Schlepper. Haben sie die nötige<br />
Erfahrung und einen Fürsprecher, so können sie es zum Schätzer<br />
oder Mechaniker bringen.<br />
Nach der Schicht treffen sie sich in den Schrotterkneipen,<br />
lachen, lärmen, spielen. Neuigkeiten und Gerüchte machen<br />
die Runde, man tauscht Schatzkarten aus oder warnt seinen<br />
Tischnachbarn vor einer bestimmten Ruine. Gelegentlich finden<br />
sich auch Spitalier, Apokalyptiker oder Richter ein, auf der<br />
Suche nach Unerschrockenen für einen Botengang, Schmuggel<br />
oder eine Expedition. Aber eines Tages wird der Drang<br />
zu groß. Die vielen herumwuselnden Menschen nerven, der<br />
Lärm ist unerträglich. Dann packen sie ihre Sachen und gehen<br />
einfach. Dorthin zurück, wo sie Tage oder Wochen zuvor ihre<br />
Suche abgebrochen hatten.