Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis
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is nur die stärksten Äste hinaus ins Leben ragten. Wer blieb,<br />
war widerstandsfähig und da<strong>mit</strong> ein lernwilliger Schüler einer<br />
veränderten Welt. Doch noch harrten die Menschen in Kellerräumen<br />
und Bunkern aus, wagten sich nur an die Oberfläche,<br />
um im Schnee nach Nahrung zu graben und Brennmaterial<br />
heranzuschaffen. Ihre Zeit würde kommen.<br />
S C H M E L Z E<br />
Die Erde sollte sich schließlich selbst heilen. Der dunkelrote<br />
Schleier aus Kraterasche fiel – Abermillionen Tonnen der<br />
aufgewühlten Melange aus Dreck und Staub waren von den<br />
Weltmeeren geschluckt worden oder zu Boden geprasselt,<br />
gefangen in Regentropfen. Zwar sollten sich die Staubmassen<br />
in den kommenden Jahrhunderten<br />
immer wieder erheben und Leben<br />
ersticken, doch das Zeitalter der<br />
Dunkelheit war endlich überwunden.<br />
Die Kälte wich zurück. Der<br />
Bann war gebrochen.<br />
Kaum gab der Schnee die Ruinenstädte<br />
frei, durchkämmten Plünderer<br />
die altehrwürdigen Bauten und zerrten<br />
die Technik der vergangenen Zivilisation<br />
ans Licht, um sie in ihre Höhlen zu<br />
schleifen und anzuglotzen. Für sie waren<br />
es Artefakte des Urvolks, deren Bedeutung<br />
sich ihnen nicht mehr erschloss – aber es war<br />
die einzige Rohstoffquelle, auf die sie Zugriff<br />
hatten.<br />
Söldner, Huren, Sklavenjäger, um nur ein<br />
paar zu nennen – die ganze Bandbreite menschlicher<br />
Gier, Niedertracht und Verzweiflung überschwemmte<br />
ein Land ohne Gesetze. Hier und dort<br />
schlossen sich Klans zusammen, lieferten sich <strong>mit</strong><br />
den erblühenden Stadtstaaten blutige Schlachten um<br />
Nahrung und Waffen. So wenige Menschen waren<br />
nach dem Eshaton verblieben, und sie dachten noch<br />
immer nur daran, sich den Schädel möglichst effektiv<br />
einzuschlagen.<br />
Die Zivilisation glich einer verdorrten Pflanze. Und<br />
doch bildeten sich laufend neue, feine Knospen im Ödland<br />
aus, wucherten empor, um von anderen gekappt<br />
zu werden oder den Boden <strong>mit</strong> einem undurchdringlichen<br />
Gestrüpp zu überziehen. So schnell würde<br />
die Menschheit nicht aufgeben.<br />
D E R S TA U B<br />
Wie ein blutgetränktes Leichentuch liegt er auf<br />
weiten Teilen Europas. Dort, wo die Asteroiden große<br />
Krater in das Land geschlagen hatten, türmt er sich zu haushohen<br />
Dünen. Die satte rote Farbe hat ihn zur Legende werden<br />
lassen: In der Mythologie der nord- und osteuropäischen Kulturen<br />
ist er das geronnene Blut der Mutter Erde. Erst wenn<br />
dieses vom Winde verweht oder vom Boden geschluckt<br />
wurde, sind die Wunden vernarbt und die guten Tage<br />
nicht mehr fern.<br />
K R Ä H E U N D L Ö W E<br />
Der europäische Kontinent: Kalt, vergessene Ruinenstädte,<br />
erstickender roter Asteroidenstaub, die Menschen unnachgiebig<br />
wie das Land. Dann der schwarze Kontinent Afrika: Subtropisches<br />
Klima, <strong>mit</strong> Früchten schwer behangene Pflanzen,<br />
eine Renaissance der Technik. Landbrücken verbinden die<br />
ehemals getrennten Erdteile, die Passage scheint so einfach<br />
wie nie. Zwar sind es umkämpfte Zonen, aber wer könnte<br />
einem ganzen Volk den Weg in die Wärme des Südens verwehren?<br />
Und doch verbleiben die Europäer auf ihrer heimischen<br />
Scholle, stellen sich grimmig dem täglichen Überlebenskampf.<br />
Warum? Vielleicht wissen sie es nicht besser. Vielleicht trauen<br />
sie den Berichten über das vermeintliche Paradies Afrika nicht.<br />
Vielleicht liegt der wahre Grund aber auch verborgen in den<br />
zerschmetterten Zeugnissen des Urvolks: Artefakte. Sie sind<br />
es, die aus einem <strong>mit</strong>tellosen Plünderer einen wohlhabenden<br />
Schrottsammler machen können – oder auch einen unbesiegbaren<br />
Kriegsherren. Der Gedanke an diesen einen großartigen<br />
Fund beseelt eine ganze Kultur, ist der Treibstoff, der die<br />
Hoffnung seit Anbeginn des Niedergangs befeuert. Europa<br />
ist ein Kontinent der Glücksritter. Jeder kann es schaffen.<br />
Krähe und Löwe. Als solche<br />
sieht man Europäer und<br />
Afrikaner. Die Krähe ist<br />
ein Aasfresser; lauernd<br />
dreht sie ihre Runden<br />
über den Schlachtfeldern<br />
der Endzeit.<br />
Dann und wann<br />
erhebt sie sich<br />
dunkel und gierig<br />
über den<br />
L ö w e n ,<br />
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