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Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

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136<br />

Ä U S S E R L I C H K E I T E N<br />

Den Dreck der Jahrhunderte von alten Kellertreppen zu schaufeln<br />

ist eine anstrengende und schmutzige Arbeit. Kriecht man<br />

auf dem Bauch in ein verschüttetes Gewölbe, ist dies eine<br />

Härteprüfung für die Lumpen, die einen vor dem Erfrieren<br />

retten. Kurz: Die Kleidung eines Schrotters muss zweckmäßig<br />

und daher widerstandsfähig sein. Lederflicken auf Knien und<br />

Ellbogen, verstärkt durch Bleche oder Niete, sind ein Muss,<br />

wenn man sich durch die urvölkischen Erdschichten wühlt. Ist<br />

man alleine im Ödland unterwegs, sollte man nicht auffallen:<br />

Graue und meist dunkle Lumpenüberwürfe schützen davor,<br />

von Kannibalen und anderen gefährlichen Gestalten frühzeitig<br />

entdeckt zu werden. Wer diese Lektion nicht beherzigt,<br />

ist nicht lange Schrotter, dafür aber länger tot. Die Africaner<br />

sind eine Ausnahme: Sie reisen in der Gruppe und sind nicht<br />

wie ein Einzelgänger gefährdet. In ihren farbenfrohen Tuchen<br />

spiegelt sich ihre Individualität; <strong>mit</strong> der Kleidung ver<strong>mit</strong>teln<br />

sie ihre Einstellungen und Launen, aber auch ihre Herkunft,<br />

kodiert in Mustern und Farben.<br />

Im rauen Klima Europas müssen die Schrotter Mund- und<br />

Augenschutz tragen, denn gerade im nördlichen Borca ist der<br />

Staub allgegenwärtig. Gasmasken, Flieger- oder Schweißerbrillen<br />

werden allerorten aus den Ruinen geborgen. <strong>Das</strong> Urvolk<br />

hat für seine Nachfahren vorgesorgt.<br />

R E S S O U R C E N K N A P P H E I T<br />

Die Africaner waren schneller als die Europäer. Die großen<br />

frankischen Städte waren bald geplündert, die Industrieanlagen<br />

verrichteten bereits in Tripol oder auf Bedain ihre Dienste.<br />

Man wandte sich Purgare zu. Schon bald donnerte man in<br />

Konvois über die brüchigen Straßen von Neapel nach Rom, zur<br />

Rechten den Liri, vorbei an Ceccano und Colleferro und zahllosen<br />

Dörfern. Dutzende Schrotter hingen an den dröhnenden<br />

Drangpanzern wie Insekten auf fauligem Fleisch, warteten<br />

nur darauf, sich auf etwas Besseres zu stürzen. Die Moral war<br />

exzellent, denn sie hatten ein gemeinsames Ziel, auf das sich<br />

hinzuarbeiten lohnte. <strong>Das</strong> ewig unterdrückte Africa hatte seine<br />

Fesseln gesprengt und arbeitete sich auf dem Kadaver Europas<br />

an die Spitze der Kulturen. Und jeder wollte dabei sein.<br />

C H R O N I S T E N<br />

Was den Africanern die Neolibyer in Tripol und Bedain waren,<br />

sollten in Europa den Schrottern die Chronisten werden. Der<br />

technophile Kult schwärmte von Borca aus nach Franka und<br />

Purgare und schielte gierig auf die Relikte. Schrotter wurden<br />

aufmerksam, karrten ihre Funde zu den einsilbigen Fremden,<br />

die ihnen dafür Informationen über alte Lager boten. Später<br />

etablierten die Chronisten das Wechselsystem, die einzige und<br />

erste stabile Währung seit dem Untergang. Als hätte jemand in<br />

einem Nest gestochert, strömten Tausende neuer Schrotter aus<br />

den Siedlungen in die Ruinenfelder, im Hinterkopf der Gedanke,<br />

dass die Africaner schneller sein könnten.<br />

Der Ausverkauf hatte begonnen.<br />

E I N S A M K E I T U N D<br />

G E S E L L S C H A F T S F L U C H T<br />

<strong>Das</strong> Schrottertum ist in Europa ein Massenphänomen. <strong>Das</strong><br />

Leben in der Gemeinschaft ist schwierig – kleine Gruppen<br />

sind der Willkür größerer Banden ausgesetzt, wohingegen<br />

man in den mächtigen Stadtstaaten wie Justitian seine Freiheit<br />

einbüßt. Als Einzelner ist man zwar schwach, aber kann<br />

leichter fliehen und untertauchen. Man muss sich keine Sorgen<br />

machen, geliebte Menschen zurückzulassen, um sein Leben zu<br />

retten. Gelebter Egoismus als Selbstschutz macht den europäischen<br />

Schrotter aus.<br />

Tage- und wochenlang ziehen sie allein durch die Ruinen,<br />

versunken in der Betrachtung der verfallenen Bauten. Wer<br />

mochte hier gelebt haben? Was waren seine Sorgen, was<br />

erfreute ihn? Eine Antwort bleiben die uralten Städte den<br />

Schrottern schuldig, verstärken gar den Eindruck der Einsamkeit.<br />

Die meisten Schrotter sind dem gewachsen, machen<br />

unbeeindruckt weiter, wie jeden Tag. Doch einige können ihre<br />

soziale Natur nicht verleugnen und wählen einen Hund als Gefährten.<br />

Andere reden <strong>mit</strong> sich selbst oder den halbverwehten<br />

Gebeinen, auf die sie immer wieder stoßen.<br />

Wenn sie in die Zivilisation zurückkehren, dann nur um<br />

ihren gesammelten Schrott abzuladen, die Nahrungsreserven<br />

und Medikamente aufzustocken und sich im Kreise apokalyptischer<br />

Professioneller körperlicher Befriedigung hinzugeben.<br />

P L A N V O L L E S V O R G E H E N<br />

Schrotter sind keine Elstern, die sich auf alles stürzen, was glitzert.<br />

Sie gehen planvoll vor: Sie stecken ein vielversprechendes<br />

Gebiet ab, durchwühlen es und gehen dann zum nächsten<br />

über. Haben sie von einem Auftraggeber eine Vorgabe, wie<br />

den Motor einer Pumpe, einen Schraubenschlüssel oder ein<br />

Kugellager, so machen sie sich auf die Suche nach den Ruinen<br />

einer Werkstatt oder Tankstelle. Sollen sie Waffen herbeischaffen,<br />

suchen sie in Einkaufsstraßen nach Sportläden und<br />

durchkämmen die Wälder nach alten Schießständen. Äxte und<br />

Stemmeisen finden sich manchmal noch in den Trümmern<br />

von Baumärkten oder Feuerwachen.<br />

Wären Schrotter nicht solche abgerissenen und verschrobenen<br />

Gestalten, sie gälten als Kundige der Vorzeit, als Archäologen.<br />

S T Ä R K E I N D E R<br />

G E M E I N S C H A F T<br />

Anders die Africaner: Für sie ist es eine Ehre, im Namen ihres<br />

Dorfes, ihrer Sippe oder auch ihrer Kultur auszuziehen, um<br />

deren Wohlstand zu mehren. Die Geißler mögen sie wie Dreck<br />

behandeln und für die Neolibyer sind sie Bauern in einem Spiel<br />

um Reichtum und Macht, doch sie sind bereit dies in Kauf zu<br />

nehmen. Sie wissen um ihre Bedeutung. Africanische Schrotter<br />

sind Idealisten.<br />

Während der Expeditionen steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt.<br />

Sie ist gleichermaßen Familie wie auch ein aus der<br />

Heimat in die unwirtlichen Gefilde Europas hinübergerettetes<br />

Stück Kultur. Abends nach einem harten Tag im Staub lacht<br />

und feiert man <strong>mit</strong>einander, redet über das Heimweh und

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