Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis
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gen würde, richtete man sich nach den alten Atlanten. Doch<br />
der Strom stirbt jung: Er schlängelt sich durch die tektonisch<br />
instabile, westliche Sichelschlag-Region, um dort unter Getöse<br />
in eine Felsspalte zu stürzen. Im Osten kommt er niemals an.<br />
<strong>Das</strong>, was die Balkhaner als Donau bezeichnen, ist nur mehr<br />
das alte Donaubecken, welches das Wasser aus den slowenischen<br />
Gebirgen aufnimmt und von der Stadt Pest bis hinab<br />
ins Schwarze Meer weiterträgt. Entlang seiner Ufer errichtete<br />
der Mensch seit jeher die größten Städte des Landes, aber auch<br />
Vegetation und Tiere profitierten von der Nähe zum Fluss.<br />
Dunkle Wälder drängen sich hier, sind den Wölfen der Region<br />
ein gutes Jagdrevier.<br />
W I D E R S T R E I T<br />
Der Balkhan <strong>mit</strong> seinen schroffen Gebirgen und weiten<br />
Steppen meint es gut <strong>mit</strong> seinen Kindern – ihren Grund und<br />
Boden wissen diese im Kampf bestens für sich auszunutzen.<br />
Selbst die technisch überlegenen Africaner mussten dies<br />
schmerzhaft feststellen und holten sich mehr als einmal eine<br />
blutige Nase.<br />
Es ist ein Volk der Partisanen, das sich den Invasoren entgegenstellt:<br />
Stiche in die Flanke des Löwen. Die Angriffe werden<br />
schnell und zumeist aus dem Hinterhalt geführt. Wird der africanische<br />
Widerstand zu erdrückend, zerstreuen sich die Truppen<br />
der Voivoden, um sich an anderer Stelle neu zu formieren.<br />
Ihre Chancen stehen schlecht, doch <strong>mit</strong> ihrer Ortskenntnis<br />
und anhaltenden Penetranz machen sie das mehr als wett.<br />
Die Balkhaner sind ein explosives Volk; Leidenschaft entflammt<br />
ebenso schnell, wie sie auch zu reinem, verzehrendem<br />
Hass umschlagen kann. Bedrohungen von außen sind der Kitt<br />
im rissigen Gefüge der balkhanischen Politik. Gemeinsam<br />
knüppelt man den Feind zur Besinnungslosigkeit, doch sobald<br />
man triumphierend auf seinem Kadaver feiert, bröckeln auch<br />
die Bündnisse binnen Stunden. Die Kriegslust will kanalisiert,<br />
will ausgelebt werden. Gibt es nichts, wogegen sie gerichtet<br />
werden kann, hält man Ausschau im Inneren.<br />
Selbst im Familienverband zeigt sich dieses cholerische<br />
Verhalten: Für Außenstehende befremdlich, können Vater und<br />
Söhne aufgrund einer Meinungsverschiedenheit wie Wilde aufeinander<br />
losgehen, nur um sich am nächsten Morgen wieder<br />
lachend in den Armen zu liegen. Ich gegen meinen Bruder<br />
– mein Bruder und ich gegen meinen Onkel – gemeinsam<br />
gegen den Rest der Welt!<br />
Die Kämpfe zwischen Balkhanern und Africanern dauern<br />
bereits seit Jahrhunderten an, mal dominiert die eine Seite, mal<br />
obsiegt die andere. Doch die Verluste auf <strong>Seiten</strong> der Balkhaner<br />
steigen, die Übermacht der Africaner wird von Tag zu Tag<br />
erdrückender. Der Bosporus scheint verloren, riesige Festen<br />
der Neolibyer werden aus dem Boden gestampft, sollen die<br />
Vorherrschaft auf lange Zeit sichern. Und doch lachen die<br />
Balkhaner über den Vormarsch des Erzfeindes, spucken ihm<br />
ins Gesicht. Eine Niederlage ist erst eine, wenn man sie als<br />
solche anerkennt – kein anderes Volk baut sich eine solche<br />
Scheinrealität auf wie es das der Balkhaner tut; in Niederlagen<br />
sehen sie Erfolge, schöpfen daraus Kraft, und doch bluten sie<br />
langsam daran aus. Den Verlust des Bosporus sehen sie als<br />
Probe ihrer Stärke, die africanischen Armeen als Schlachtvieh.<br />
Sie sind der Damm, der die verweichlichten Borcer und feigen<br />
Pollner vor der Flut der Africaner schützt. Respekt ist alles, was<br />
sie dafür verlangen.<br />
V O N S T Ä R K E U N D V E R F A L L<br />
V O I V O D A T B E O G R A D<br />
Kein Voivodat hatte so lange Bestand wie das Beograds. Die<br />
Stadt kann auf eine lange Reihe grausamer, aber Ordnung<br />
schaffender Fürsten blicken. Sie gewährleisteten Kontinuität,<br />
die der Region den Ruf einbrachte, das Herz des Balkhans zu<br />
sein. Und tatsächlich, das Leben pulsiert in Beograd wie in<br />
kaum einer anderen Stadt des Landes. Hauptsächlich ist dies<br />
wohl der Verdienst der Apokalyptiker: Mit Lust, Spiel und<br />
Rausch locken sie die Menschen in ihr Netz und erheben das<br />
Voivodat Beograd zum Tempel des Lebens – und der Sünde.<br />
<strong>Das</strong>s die Jehammedaner aus Bukarest dies nur schwerlich<br />
akzeptieren können, interessiert hier niemanden. Dennoch:<br />
Die Wächter Beograds haben einen scharfen Blick auf die<br />
umgebenden Wälder.<br />
Der Voivode Beograds Djurdic betrachtet das bunte Treiben<br />
auf den Straßen seiner Stadt <strong>mit</strong> gemischten Gefühlen.<br />
Die Raben predigen Anarchie, sind schwerlich unter Kontrolle<br />
zu halten. Einen einfachen Bauern würde er für solch<br />
aufrührerisches Gebell auf einen Pfahl gespießt am Wegesrande<br />
aufgestellt dem Volk eine Warnung sein lassen. Wären<br />
die Apokalyptiker doch nicht der Grund für Beograds – und<br />
seinen – Reichtum...<br />
V O I V O D A T B U K A R E S T<br />
Die Stadt stand bereits einmal am Rande der Vernichtung.<br />
Die Mauern sind niedergerissen, die Steine brandgeschwärzt.<br />
Niemand machte sich die Mühe, die Straßen herzurichten,<br />
niemand beschnitt das wuchernde Unterholz. Bukarest liegt<br />
heute in<strong>mit</strong>ten eines dichten Laubwaldes, die Gebäude selbst<br />
dienen Wölfen und anderem Getier als komfortable Höhlen.<br />
Und doch ist die Stadt ein wiedererstarktes Voivodat unter der<br />
Herrschaft eines Eikoniden der Jehammedaner. Vor langer<br />
Zeit schlug der Kult hier seine Zelte auf und wurde heimisch,<br />
weitete Bukarest zum religiösen Zentrum aus.<br />
Die Sippen verbringen ihren Tag größtenteils <strong>mit</strong> ihren Ziegenherden<br />
in den überwucherten Straßenschluchten und beten<br />
und predigen an geschichtsträchtigen Orten der Stadt – der<br />
Stavropoleos- und Patriarchalkirche sowie in den monumenta-