Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis
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all liegen gefällte Hünen auf dem nackten Steinboden, Blut<br />
glitzert schwarz im Mondschein. Andere sind aufgesprungen<br />
und werfen sich <strong>mit</strong> Schwertern und Prügeln gegen die Africaner.<br />
Mordlust und Resignation spiegeln sich in ihren Augen.<br />
Sie können nicht gewinnen. Die nach schaurigem Gelächter<br />
klingenden Rufe der Hyänen, das klirrende Schlagen von Stahl<br />
auf Stahl, das Bellen einer einsamen Pistole hallen über die<br />
Hochebene. Ein Geißler starrt erstaunt auf den sich rasch<br />
ausbreitenden Blutfleck auf seiner Brust und ist bereits tot, als<br />
er auf dem Fels aufschlägt. Ein gedrungener Balkhaner sucht<br />
sein Heil in der Flucht, wird aber von zwei Hyänen gestellt.<br />
Dann sirren Netze durch die Nacht, verstricken die wenigen,<br />
die sich noch immer wehren. Andere wälzen sich schreiend<br />
und zuckend auf dem Boden. Die Peitschen der Geißler halten<br />
sie umfangen und jagen gleißend blaue Entladungsblitze in sie.<br />
Es riecht nach verbranntem Fleisch und versengtem Haar.<br />
Der Kampf ist schnell vorbei, zu schnell für die Geißler.<br />
Erhitzt pöbeln sie sich untereinander an, ringen <strong>mit</strong>einander,<br />
lachen. Da hatte etwas Erotisches, Verrufenes in der Luft gelegen<br />
– jetzt atmen sie tief durch, die Anspannung legt sich. Sie<br />
begutachten ihre Opfer, wählen die stärksten und schönsten<br />
als Sklaven aus, ignorieren die anderen.<br />
* * *<br />
Wie ein Alptraum kamen die Geißler über die Balkhaner, entrissen<br />
sie ihrer Welt, und werden sie zu einem Teil der ihren<br />
machen. Was einst geschehen war, lässt sich dadurch nicht<br />
rückgängig machen. Doch es lässt sich ausgleichen.<br />
Z E I C H N U N G E N<br />
Die Stadt ist uralt, seit einer Ewigkeit verlassen – aber nicht älter<br />
als das Leid des africanischen Volks, des gefesselten Löwen.<br />
Die Wohnblöcke sind zusammengefallen, nur ihre gekalkte<br />
Fassade steht noch immer. All der Schmerz und die Demütigung,<br />
all die Verbrechen der Weißen sind hier <strong>mit</strong> farbigen<br />
Erdpigmenten, Blut und Speichel an den Wänden verewigt.<br />
Jede Ruine behandelt eine andere Epoche, von den frühen<br />
Tagen bis ins Heute. Die Reise beginnt im Zentrum: Schwarze<br />
Flächen, gesprenkelt <strong>mit</strong> Rot, darauf fragile Figuren, zerbrochene<br />
Leiber. Einschüsse. Legionen weißer Kalkstriche rücken<br />
unaufhaltsam vor, durchschneiden die großen Wasser und färben<br />
die Flüsse rot <strong>mit</strong> dem Blut ihrer Feinde, die sie wie Tiere<br />
dahinschlachten. Dunkle Schlieren verlieren sich im Meer.<br />
Man muss über eine verrostete Karosse steigen und einen<br />
Teil einer herabgestürzten Betonwand beiseite wuchten, um<br />
die Geschichte weiter verfolgen zu können. Feiner Steinstaub<br />
liegt auf dem Fresko. Wischt man ihn beiseite, sieht man dort<br />
große Städte <strong>mit</strong> Kornfeldern und schwarzen, spitz zulaufenden<br />
Türmen. Und die Städte brennen. Schwarze Seen breiten<br />
sich um die Türme aus, die Kalkstriche laben sich daran,<br />
tragen dunkle Klumpen davon in ihre Heimat. Einige zerren<br />
Gruppen dunkler Striche hinfort, viele davon bleiben auf der<br />
Strecke. <strong>Das</strong> Bild endet hier. Die Geschichte nicht.<br />
Dunkle Wolken türmen sich weit im Westen zu einer Wand<br />
des Regens, bilden einen Kontrast zum tiefen Blau des africanischen<br />
Himmels über der Ruinenstadt. Ebenso kontrastreich<br />
wie auch das Gestern und Heute des schwarzen Kontinents<br />
und seiner Bewohner. Entfernt man sich vom Zentrum, entfernt<br />
man sich auch von der Vergangenheit, nähert sich an die<br />
Gegenwart an. Man stößt unweigerlich auf die großen Ahnen,<br />
acht an der Zahl. Sie schmücken nahezu jede Wand, mal einzeln,<br />
mal alle zusammen. Sie sind kunstvoll verziert <strong>mit</strong> Zeichnungen,<br />
die man in früheren Zeiten jeweils einem Stamm hätte<br />
zuordnen können. Totenmasken verbergen ihre Gesichter. Es<br />
sind Geister, die über ihre Nachfahren wachen und sie anleiten<br />
werden in jenen schrecklichen Tagen, wenn die Weißen kommen.<br />
Die Städte brennen noch immer, doch im Hinterland<br />
sammeln sich Armeen von schwarzen und roten Strichen.<br />
Erst sind es vereinzelte kleine Grüppchen, einige angeführt<br />
von Tieren oder grotesken Mischwesen, andere umgeben von<br />
einem Leuchten. Doch nach und nach vereinigen sie sich zu<br />
einem wogenden Meer, umkränzt von den acht titanenhaften<br />
Ahnen, die auf ihr Volk hinunterblicken – die einen gnädig,<br />
wütend, andere wahnsinnig vor Zorn oder auch traurig. Doch<br />
sie alle weisen den Weg zu der von den Kalkstrichen geschändeten<br />
Erde, zeigen <strong>mit</strong> Fingern auf die Verursacher.<br />
Die dunklen Wolken sind jetzt fast über der Stadt, verbergen<br />
die Sonne. Die ersten warmen Tropfen platschen auf die Straße,<br />
wirbeln kleine Staubfontänen auf. Kleine Krater. Gleich<br />
schon wird das Unwetter jeden Dreck hinfort spülen und das<br />
Tosen des Wasser für viele Stunden das einzige Geräusch des<br />
Dschungels sein.<br />
Weitergehen. Ein anderes Gebäude, der Putz hat sich in<br />
großen Stücken von den Lehmziegeln gelöst. Der bemalte<br />
Teil blieb wundersamerweise verschont – ein Zugeständnis<br />
der Zeit an die Africaner? Der Geist der Ahnen, der über diese<br />
heilige Stätte wacht?<br />
Man sieht eine dunkle, eindrucksvolle Gestalt <strong>mit</strong> prächtigen<br />
Muskeln und zornigem Blick, die <strong>mit</strong> einem schwächlichen<br />
Weißen ringt, der eine neunschwänzige Peitsche gegen<br />
sein Gegenüber erheben will. Doch der Africaner obsiegt und<br />
entreißt ihm die Waffe. Die Geißel richtet sich nun gegen ihren<br />
Besitzer, schneidet glühende Furchen in dessen Leib. Die<br />
schwarzen Striche vertreiben die weißen an den dunklen Türmen,<br />
treiben sie den Weg zurück, den sie gekommen waren.<br />
<strong>Das</strong> Meer aus roten und schwarzen Linien teilt sich, die Farben<br />
trennen sich. Während die roten zurück in ihre verwüsteten<br />
Städte fließen, drängen die schwarzen weiter und weiter in<br />
das Land der Kalkstriche. Und wieder brennen Städte. Doch<br />
diesmal sind es keine africanischen. Die Mischwesen und Tiere<br />
sammeln sich in den Städten, während die acht Ahnen bei den<br />
Kämpfern bleiben. Überall bemerkt man jetzt die Geißel, dem<br />
Feind entrungen und gegen ihn geschwungen. Gegenwart.<br />
Der Regen hämmert unablässig auf die Ruinen, Mensch und<br />
Tier suchen Zuflucht in Erdhöhlen, alten Kellerräumen, unter<br />
Bäumen. Durch die leere Fensterhöhle eines schmucklosen<br />
Gebäudeblocks erhascht man einen Blick auf eine Gestalt, die<br />
Erden und Wurzeln in einem Mörser zu einem blauen Brei zerstößt.<br />
Die Geschichte ist hier nicht zuende, nur aufgeschoben.<br />
Von was für Begebenheiten wird die blaue Farbe künden? Nur<br />
die Zukunft wird es uns zeigen.<br />
D I E K R A L L E N D E S L Ö W E N<br />
Krallen, geschärft durch Hass und Drill zu tödlichen Dolchen;<br />
Krallen, um das weiche Fleisch der Weißen zu reißen – die<br />
Geißler führen die Prankenhiebe eines aufbegehrenden Volkes.<br />
Die Fesseln sind gesprengt, die Herrschaft der Hybrispanier<br />
und Borcer abgeschüttelt wie lästige Insekten. <strong>Das</strong> Blatt<br />
hat sich gewendet. Africa hat in den Geißlern seine Befreier<br />
gefunden.<br />
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