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Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

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138<br />

W I E D E R Z U H A U S E<br />

Nach der Rückkehr aus dem kalten Norden bleibt den africanischen<br />

Schrottern nicht viel Zeit zum Ausspannen: Sie müssen<br />

die Schiffe entladen, die Fahrzeuge warten und den Schrott<br />

klassifizieren und sortieren. Wer sich besonders hervortun<br />

möchte – um eine schriftliche Belobigung zu bekommen – repariert,<br />

was ihm möglich ist oder baut Komponenten aus und<br />

testet sie auf Funktionsfähigkeit. Elektronische Gerätschaften<br />

sind davon in der Regel ausgeschlossen, da das Wissen um sie<br />

den wenigsten zugänglich ist, doch gerade in der Mechanik<br />

erweisen sich die africanischen Schrotter als äußerst geschickt.<br />

Verbrennungsmotoren oder Uhrwerke sollten für einen Veteranen<br />

kein Problem darstellen. Erst wenn dies alles geregelt<br />

wurde und das Schiff an seinen Besitzer zurückgegeben wurde,<br />

endet die Expedition offiziell und die Schrotter werden<br />

entlassen. Sie sind jetzt arbeitslos – bis sie wieder in Tripol bei<br />

einem Neolibyer vorstellig werden.<br />

R U N E N<br />

Eltern leben in ihren Kindern fort, Kriegsführer durch das was<br />

sie bewirken, Helden in Legenden. Und europäische Schrotter?<br />

Sie verschwinden einfach. Niemand wird sich an Gram<br />

erinnern, der in den Straßen südlich Technikcentrums zu Lebzeiten<br />

das Tunnelsystem durchwandert hat oder an Toktok, die<br />

die Berghöhlen östlich der Staublunge nach Überbleibseln der<br />

Flüchtlinge durchsuchte.<br />

Trotz ihrer ablehnenden Haltung der Gesellschaft gegenüber<br />

ist dieser Gedanke für viele Schrotter erschreckend. Und<br />

so haben sie eine eigene Zeichensprache entwickelt, die der<br />

kurz hingespritzten Duftmarke eines Hundes gleicht und zudem<br />

auf Gefahren hinweisen kann: Die Schrotterrunen. Meist<br />

sind es selbst ersonnene, einfache Linienbilder, die sich <strong>mit</strong> einem<br />

Messer leicht in eine Wand kratzen lassen. Viele Schrotter<br />

lassen sich dieses Zeichen als Ausdruck der eigenen Individualität<br />

auf die Stirn oder auf den Handrücken tätowieren. Haben<br />

sie eine Ruine abgesucht, markieren sie diese <strong>mit</strong> ihrer Rune:<br />

Kilroy war hier! Andere Zeichen dienen als Wegweiser (Pfeile<br />

und Dreiecke), Warnhinweise (gezackte Linie) oder weisen auf<br />

Wasserstellen hin (drei waagerechte Linien). Die Bedeutung<br />

der Runen ist von Region zu Region verschieden, ein allgemein<br />

gültiges Alphabet gibt es nicht.<br />

Africanische Schrotter kennen diese Art der Verständigung<br />

nicht. Sie existieren in einer lebendigen Gemeinschaft, die das<br />

gesprochene Wort bevorzugt.<br />

I M A LT E R<br />

Die wenigsten europäischen Schrotter setzen sich zur Ruhe.<br />

Bis ins hohe Alter durchkämmen sie die Ruinen nach dem<br />

einen Fund, dessen Erlös ihren Lebensabend zu einem einzigen<br />

rauschenden Fest machen soll. Manchmal ist es wie eine<br />

Sucht: Nur noch ein Artefakt... Die meisten dieser Besessenen<br />

sterben vor Entkräftung im Ödland. Sie kommen einfach irgendwann<br />

nicht mehr in die Städte.<br />

Wer den Absprung schafft, ist in den Schrotterhallen, die<br />

man über Jahre selber beliefert hat, unter Seinesgleichen gut<br />

aufgehoben. Manchmal beschäftigen die Chronisten einen<br />

Veteranen und lassen ihn seine Erfahrungen an niedrigrangige<br />

Ordens<strong>mit</strong>glieder weitergeben. Eine andere soziale Absicherung<br />

gibt es nicht. Der Generationenvertrag greift nicht, da<br />

Schrotter zumeist kinderlos sind. Einige wenige haben das<br />

Glück, dass befreundete Schrotter für den Unterhalt aufkommen,<br />

doch das ist selten unter diesen Außenseitern.<br />

Bei den Africanern ist dies anders: Die Sippe kümmert sich<br />

um ihre Alten, bringt ihnen Respekt entgegen. Gespannt beugen<br />

sich die Kinder vor um besser hören zu können, wenn die<br />

knorrigen Schrotter von ihren Abenteuern und den Kämpfen<br />

gegen borcische Barbaren erzählen. Schließlich sterben sie in<br />

Würde.<br />

G E H E I M E L A G E R<br />

Wie Packesel beladen schleppen sich die europäischen Schrotter<br />

durch das Land. Die einen binden sich die Funde an der<br />

Kleidung fest – Anfänger, die <strong>mit</strong> dem Gerassel Gesetzlose<br />

anlocken. Die Erfahrenen häufen ihre Artefakte auf ein Tragegeschirr<br />

aus zusammengeschweißten Rohren, andere zerren<br />

Schlitten oder einrädrige Wagen hinter sich her.<br />

Doch oft geraten sie in eine Situation, in der sie die Kraft<br />

verlässt. Die Last ist zu groß. Dann versuchen sie, die Früchte<br />

ihrer Suche an einem unscheinbaren und hoffentlich sicheren<br />

Ort zu verbergen: In der uralten Kanalisation, in den Hohlräumen<br />

unter herabgestürzten Betonplatten oder vergraben in<br />

einer Staubdüne. Der Abschied fällt ihnen nicht leicht, wenn<br />

sie sich schließlich <strong>mit</strong> dem Rest der Relikte auf den Weg in die<br />

nächste Stadt machen. Die meisten kehren schnell zurück, sind<br />

erleichtert, wenn ihr Versteck unangetastet ist. Doch manche<br />

finden nicht zurück, werden abgelenkt, verschleppt oder getötet.<br />

Ihre Lager sind der Stoff, aus dem die Legenden sind. Da<br />

wäre Frahn, der von seinem großen Fund prahlte, sich plötzlich<br />

krampfhaft an die Brust packte und tot vom Barhocker<br />

fiel. Oder der alte Tiber, der immer, wenn er knapp bei Kasse<br />

war, ein wertvolles Kleinod aus seinem „Tresor“ holte. Ein<br />

solches Lager zu finden könnte das Leben um einiges leichter<br />

machen. Und so halten die Schrotter die Ohren auf.<br />

W U C H E R O D E R<br />

S C H N Ä P P C H E N ?<br />

Ist dieser rostige Kasten wertvoll oder war er die Arbeit<br />

nicht wert, ihn <strong>mit</strong>zuschleppen? Die wenigsten europäischen<br />

Schrotter können dies <strong>mit</strong> Sicherheit einschätzen und sind<br />

zudem abhängig von ihren Hauptabnehmern, den Chronisten.<br />

Über den Wert eines Relikts <strong>mit</strong> einem Mitglied dieses<br />

Technikkults zu diskutieren, ist ebenso sinnvoll, als wolle man<br />

einem Voivoden klarmachen, dass alle Menschen gleich seien.<br />

Nur dass die Reaktion der Chronisten weit angenehmer ausfällt:<br />

Sie verlieren das Interesse.<br />

Obwohl es den Schrottern schwer fällt, müssen sie ihnen<br />

vertrauen. Tatsächlich machen die Chronisten das Bewerten eines<br />

Artefakts zu einer Wissenschaft: Sie untersuchen es von allen<br />

<strong>Seiten</strong>, stöpseln manchmal Diagnosegeräte an oder fahren<br />

<strong>mit</strong> diesem knackenden Kasten über es hinweg. Die Artefaktbeschau<br />

kann nur wenige Augenblicke oder auch Minuten dauern<br />

– über den Preis macht dies allerdings keine Aussage. Aber<br />

sie akzeptieren das Angebot, manchmal verärgert, manchmal<br />

euphorisch. So oder so werden sie wiederkommen.

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