14.11.2012 Aufrufe

Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

Das vollständige Grundregelwerk mit satten 380 Seiten! - Degenesis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

F O R WA R D > > D E R R E I C H T U M<br />

D E R N E O L I B Y E R<br />

Tripol als einflussreichste und größte Stadt Africas beherbergt<br />

das für die Neolibyer wohl wichtigste Gebäude – die Handelsbank.<br />

Hier erwerben die Händler einmal im Jahr Handelskonzessionen,<br />

die ihnen das Recht geben, auf bestimmten Routen<br />

bestimmte Waren zu handeln oder die Erträge bestimmter Gebiete<br />

einzufahren, wozu auch Plantagen und Ölfelder gehören.<br />

Es ist eine äußerst effektive Form des Gebietsschutzes, die jegliche<br />

Konkurrenz innerhalb des Kults vermeidet, aber gerade<br />

auch die schon vermögendsten Neolibyer begünstigt – wer viel<br />

Geld hat, bekommt die besten Konzessionen.<br />

S Y M B I O N T O D E R PA R A S I T ?<br />

Während in Europa die Fäulnis weite Teile des Landes befällt,<br />

zeichnet sich in Africa eine andere Entwicklung ab, deren<br />

Gefährlichkeit der Fäulnis in Nichts nachzustehen scheint.<br />

Statt auf Schimmelsporen schien sich der Primer auf andere<br />

Verbreitungsarten zu konzentrieren. Jahrzehntelang wütete<br />

im menschenleeren Land entlang des Äquators eine von der<br />

Urmaterie angestoßene Evolution – fauliger Krebs blühte auf<br />

Pflanzen und Tieren auf, fraß sich in sie hinein; die Kadaver<br />

waren noch nicht verrottet, da brannten die außerirdischen<br />

Gene schon in den Leibern der nächsten Generation. Alle<br />

Spielarten schienen getestet zu werden, emotionslos und<br />

automatisch. Wie eine Rechenmaschine, die stumpf alle vorgegebenen<br />

Programme durchläuft und am Ende <strong>mit</strong> einer<br />

Wertung dasteht. Pflanzen erhielten den Zuschlag, waren sie<br />

den Schimmelsporen in dieser feuchten Umgebung doch weit<br />

überlegen. Doch die neue Vegetation war anders, hatte nicht<br />

mehr viel <strong>mit</strong> den einheimischen Pflanzen gemeinsam. Sie war<br />

grotesk verzerrt und umprogrammiert worden, versehen <strong>mit</strong><br />

neuen Eigenschaften, so dass sie nur noch die grobe äußere<br />

Struktur <strong>mit</strong> ihren Vorfahren gemein hatte: Dies war die Genesis<br />

der Psychovoren.<br />

Sie betören Mensch, Tier und irdische Vegetation <strong>mit</strong> ihren<br />

verlockenden Gerüchen, stechen sie <strong>mit</strong> Dornen, verschießen<br />

<strong>mit</strong> Widerhaken versehene Sporen, dringen über die Poren in<br />

sie ein und injizieren ihre fremdartige Gensequenz, breiten<br />

sich aus. Befallene Lebewesen adaptieren, oder sie werden innerlich<br />

von einem sich rasch entwickelnden Krebs zerfressen.<br />

Menschen erleiden einen schrecklichen Tod.<br />

Doch die bizarren Pflanzenmutanten scheinen weitere<br />

Eigenschaften zu haben, die über den rein zerstörerischen<br />

Aspekt hinausgehen: Je weiter man sich in den Süden vorwagt,<br />

desto seltsamer verhalten sich die dort ansässigen Sippen. Ihre<br />

Sprache ist ein rudimentäres Gebrabbel – sie reden in Zungen.<br />

Und sie verstehen sich. Hält man sich mehrere Tage bei ihnen<br />

auf, so berühren die vermeintlich sinnlos dahergeredeten<br />

Silben etwas im Geist, sprechen plötzlich Gefühle an, als sei<br />

jedes Phonem ein wohlbedachter Schlag auf einer Marimba.<br />

Wieder Tage später hat sich die Sprache zu einem sinnlichen<br />

Instrument entwickelt, Kommunikation zu einer intuitiven<br />

Musik, die wie ein Wasserfall an Rasseln und rhythmischer<br />

Trommelschläge Eingang in das Nervensystem findet und<br />

Sinn schafft. Es gibt keine Missverständnisse mehr zwischen<br />

zwei Gesprächspartnern; die eigene Seele ergießt sich in den<br />

Geist des Gegenübers. Die Menschen leben in Frieden, selbst<br />

über Jahrhunderte verfeindete Sippen haben jegliche Feindschaft<br />

begraben.<br />

Und doch bedenken die Neolibyer den vorrückenden<br />

Pflanzengürtel <strong>mit</strong> einem negativen Begriff: Psychovore, oder<br />

Geistfresser. Er verdrängt die africanischen Sippen aus ihren<br />

angestammten Territorien, schluckt gierig africanisches Land.<br />

Eines Tages wird er auch die Küstenstädte erreichen. Hat man<br />

bis dahin keine Lösung gefunden, werde der Löwe unwiderruflich<br />

sterben, so die Meinung der Händler. Die Geißler können<br />

die Neolibyer für ihre pessimistische Weltsicht nur belächeln:<br />

Sie sehen in den Psychovoren die Inkarnation ihrer Ahnen,<br />

die kommen, um ihnen in ihrer Stunde der Stärke beizuwohnen.<br />

Die Anubier sahen dies alles kommen. Sie wissen und sie<br />

schweigen.<br />

S TA H L S TAT T S E E L E<br />

Alles scheint seltsam verquer und falsch, wenn es um die<br />

stählernen Menschmaschinen geht. Sie stehen außerhalb der<br />

uralten Prinzipien – kalte belebte Maschinenleiber, die nicht<br />

einmal von Dämonen beseelt werden können. Ihre bloße<br />

Präsenz treibt einen widerhakenbewehrten Dolch in die Seite<br />

des Löwen, denn sie gehören weder in diese Zeit, noch in ein<br />

erwachtes Africa. Sie verkörpern die verhassten Eigenschaften<br />

des weißen Urvolks: Dominanz, Unterwerfung und Ausbeutung.<br />

Trotz der feuchten Hitze in viele Lagen verrottender<br />

Lumpen gehüllt, halten sie Wache auf den Zinnen der wuchtigen<br />

Betonklötze <strong>mit</strong>ten im endlosen Grün des Dschungels.<br />

Giftige Dämpfe steigen aus Schloten auf, tödliche Schlacken<br />

rinnen an den Wänden hinab wie stinkender Kot am Bein<br />

eines Leprösen. Werden die Tore aufgestoßen, brechen aus<br />

dem Inneren lärmende Stahlkäfer hervor, die den Boden zerwühlen<br />

und als Fontäne unter sich wegschleudern. Ein blauer<br />

Dunst liegt in der Luft – Ausdünstungen der Niederwelten...<br />

Die Ziele der Maschinen sind unbekannt. Die meisten der bekannten<br />

Menschmaschinen bewachen eine der alten Festungen<br />

und sind kaum eine Gefahr, solange man auf Distanz bleibt.<br />

Aber es gibt auch Wanderer unter ihnen, die die Umgegend<br />

zu patrouillieren scheinen und manchmal sogar Africaner in<br />

einer gutturalen Stimme ansprechen, bevor sie zum Angriff<br />

übergehen.<br />

In den vergangenen Jahren sind vermehrt leere Brustpanzer,<br />

Arm- oder Beinröhren ausgeweideter Menschmaschinen auf<br />

den Märkten aufgetaucht. Ihre Beständigkeit ist außergewöhnlich;<br />

sie geben hervorragende Rüstungen ab. Allerdings sind sie<br />

selten und daher für das normale Volk unerschwinglich. Doch<br />

so manch Neolibyer leistet sich gerne auf seinen Fahrten in<br />

fremde Gewässer diesen lohnenswerten Schutz. Kunstvoll bemalt<br />

sind die Panzerstücke eine wahre Pracht! Zu dumm, dass<br />

sich keine Vertiefungen für Rubin und Saphir bohren lassen.<br />

D E R S T O L Z A F R I C A S<br />

Seefahrer vergleichen die Hafenstädte des neuen Africas <strong>mit</strong><br />

wertvollen Schmuckstücken, besetzt von edlen Steinen und gefertigt<br />

von den Meistern der Kunst. Nach Wochen auf einem<br />

rostigen Kahn und drei Portionen Maniok-Brei am Tag sieht<br />

das jeder so, mag man meinen. Doch der Vergleich besteht<br />

auch im grellen Licht der Objektivität: Die Hafenanlagen sind<br />

herrschaftlich und vielerorts verschwenderisch <strong>mit</strong> Wasser-<br />

85

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!