EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hanna Bojar > DIE NEUE POLNISCHE MIGRATION NACH DEUTSCHLAND. DAS... 103<br />
Folge des polnischen EU-Beitritts und der Öffnung neuer Arbeitsmärkte<br />
eine bedeutende Veränderung der Auswanderungsrichtungen<br />
abzeichnete, begann in den nördlichen Regionen der deutschpolnischen<br />
Grenzgebiete – als Folge der Grenzöffnung, noch verstärkt<br />
durch die Bestimmungen des Schengen-Vertrags von 2007 – der Prozess<br />
der Vertiefung verschiedener grenzübergreifender Beziehungen. Dieser<br />
Prozess war einerseits eine Folge der in dieser Region auftretenden<br />
Änderungen im Zuge der ökonomischen, demographischen und sozialen<br />
Transformation, andererseits aber auch bewusster Handlungen der<br />
lokalen Regierungen auf polnischer und deutscher Seite, die auf diese<br />
Veränderungen mit verschiedenen lokalen Entwicklungsstrategien<br />
reagierten6 . Eines der wesentlichen Ergebnisse der Vertiefung der<br />
grenzüberschreitenden Beziehungen war das Auftauchen der sog.<br />
neuen Migration nach Deutschland in dieser Region, und infolgedessen<br />
eine mehr und mehr sichtbare Anwesenheit von Polen in deutschen<br />
lokalen grenznahen Gemeinschaften7 .<br />
Die zahlreichen Artikel in der deutschen Lokalpresse in Bezug<br />
auf dieses Phänomen stellen gleichzeitig ein Barometer der<br />
unterschiedlichen gesellschaftlichen Reaktionen auf die Gegenwart der<br />
polnischen Zuwanderer dar8 . Dieses offenbart, dass über den Grad und<br />
den Charakter der Integration nicht nur von öffentlichen Einrichtungen<br />
entwickelte und auf lokaler Ebene umgesetzte Programme zur<br />
grenzüberschreitenden Zusammenarbeit entscheiden, sondern<br />
auch – mindestens in gleichem Maße – alte (häufi g von Stereotypen<br />
geprägte) und neue Muster der gegenseitigen Wahrnehmung von<br />
Polen und Deutschen sowie die Beziehungen zwischen den beiden<br />
6 Für Informationen zu diesen Bedingungen – siehe J. Frelak, A.Kriszan (Zusammenarbeit),<br />
Charakteristik des deutsch-polnischen Grenzraums sowie der untersuchten lokalen Gemeinschaften,<br />
[in diesem Band].<br />
7 Nach dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 stieg im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern die<br />
Zahl der polnischen Staatsbürger in der Bevölkerung erheblich an, obwohl der Wert in absoluten<br />
Zahlen nicht wesentlich erscheint. Hierbei muss jedoch die besondere Situation der nach<br />
Deutschland emigrierenden Polen beachtet werden. Migranten mit deutscher Staatsbürgerschaft<br />
stellen aus Sicht der geltenden Rechtsvorschriften keine separate Kategorie dar, machen aber aus<br />
der Perspektive der soziokulturellen Dimension der Integration einen wichtigen Teil der polnischen<br />
Gemeinschaft in diesen Regionen aus. Gleichzeitig sind polnische Staatsbürger als EU-Bürger jedoch<br />
aus Sicht deutscher Integrationsprogramme in einer anderen rechtlichen Situation als Migranten<br />
von außerhalb der EU.<br />
8 Vgl.: Analyse der deutschen Lokalpresse: A.Łada, Die Öffnung des Arbeitsmarktes in Deutschland,<br />
polnische Erwerbsmigranten und ihre regionale Integration im Spiegel der vor Ort rezipierten Presse<br />
[in diesem Band].