EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
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Hanna Bojar > DIE NEUE POLNISCHE MIGRATION NACH DEUTSCHLAND. DAS... 157<br />
Teil dieser Gruppe von Migranten verspürt keine Notwendigkeit, sich in<br />
Vereinen zusammenzuschließen und sich für die polnische Gemeinschaft<br />
und Kultur in Deutschland zu engagieren, da sie in Deutschland im Alltag<br />
„Polentum” haben, Zugang zur Kultur hingegen in Polen.<br />
Wir sind ins Ausland umgezogen, und auf einmal stellt sich heraus, dass hier<br />
unsere Nachbarn aus Stettin leben! Wir lachen darüber, dass hier bei uns an<br />
der Ecke die „polnische Kreuzung” ist. Fred, Alicjas Mann, ist hier glaube ich der<br />
einzige Deutsche. [15]<br />
Mit der Pfl ege der eigenen Identität gibt es hier kein Problem. Aber ich brauche<br />
keine polnischen Volksfeste. Ich höre auf Schritt und Tritt Leute polnisch<br />
sprechen, man kann hier ungezwungen polnisch reden. Hier gibt es polnische<br />
Ärzte und nach Stettin ist es nicht weit. [13]<br />
Dies kann das bereits beschriebene Phänomen begünstigen, den<br />
Wohnort lediglich als physisch existenten Raum zu betrachten, losgelöst<br />
von der kulturellen Dimension des Umfelds, wodurch die Integration in<br />
den deutschen lokalen Gemeinschaften erschwert wird.<br />
[Die polnischen Migranten behaupten], dass sie das überhaupt nicht nötig<br />
haben, denn ihr Leben spielt sich auf der polnischen Seite ab. [8]<br />
Aus der Analyse der Interviews geht jedoch hervor, dass das begrenzte<br />
Interesse an der Beteiligung an den Aktivitäten polnischer Gruppierungen<br />
in Deutschland jedoch keine Isolationshaltung bedeuten muss, sondern<br />
auf die Konzentration auf das Kennenlernen der deutschen Kultur und<br />
eine positive Integration mit dem deutschen Umfeld zurückzuführen<br />
ist. Letzteres ist jedoch nicht mit der Ablehnung der eigenen kulturellen<br />
Identität gleichzusetzen. Ein weiterer Grund sind individuell gesammelte<br />
schlechte Erfahrungen mit der Beteiligung in Organisationen dieser Art.<br />
Der dritte, praktische Grund ist die Wahl eines Migrationsmusters, das<br />
mit täglichem Pendeln zwischen zwei Lebensumfeldern verbunden ist<br />
und darum kaum Zeit lässt für gesellschaftliches Engagement.<br />
Ich kenne nicht viele (Polen) hier. Ich pendele täglich und wohne hier nicht. [12]<br />
Die Integration ist mühsam, das liegt an unserem Lebensrhythmus. Hier zuhause<br />
schlafen wir hauptsächlich, wir haben keine zusätzliche Energie, um uns auch<br />
noch zusätzlich zu engagieren. [6]<br />
Meine Frau arbeitet in Stettin und kommt abends spät nach Hause, deshalb<br />
kann von Integration eher keine Rede sein. [7]