EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
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206 Eine Grenze verschwindet<br />
Vorteilen für den Grenzort Görlitz/Zgorzelec, an dem die Zusammenarbeit<br />
der lokalen Behörden Deutschlands und Polens geradezu mustergültig<br />
sei, so dass es zu einer grenzübergreifenden Symbiose von Firmen<br />
und Einwohnern komme. „Für uns ist Europa so normal, dass man sich<br />
anstrengen muss, sich vorzustellen, was daran für einen Außenstehenden<br />
ungewöhnlich ist” – offenbarte der Bürgermeister des polnischen<br />
Stadtteils von Görlitz in einem Interview mit der „Welt”. 113 Unmittelbar<br />
vor der vollständigen Liberalisierung des deutschen Arbeitsmarktes<br />
machte die Tageszeitung jedoch auch auf Befürchtungen von Vertretern<br />
der Deutschen Bahn in Berlin und Brandenburg aufmerksam, wonach<br />
die derzeitigen Eisenbahnverbindungen in der deutsch-polnischen<br />
Grenzregion nicht ausreichend sein würden, da ein erheblich stärkeres<br />
Verkehrsaufkommen in diesem Gebiet zu erwarten sei. 114 Das Problem<br />
des erhöhten Verkehrs zwischen Deutschland und Polen wurde von<br />
der „Welt” im Jahre 2007 erneut mehrfach aufgegriffen, wobei man<br />
vorrechnete, dass es allein in Berlin insgesamt über 4000 polnische Firmen<br />
gebe und der nach Polen gerichtete Export der deutschen Hauptstadt seit<br />
2004 um 80% gestiegen sei. Die von der „Welt” zitierten Geschäftsleute<br />
und Politiker beider Länder priesen die dynamische Entwicklung der<br />
gegenseitigen Kontakte und stellten fest, dass die wirtschaftliche Lage in<br />
dieser Hinsicht besser sei als man vermuten könne. 115<br />
Die überregionale „Welt” beschrieb auch die Lage in der<br />
deutsch-polnischen Grenzregion. Im April 2001 – also kurz vor der<br />
völligen Beseitigung der rechtlichen Hindernisse bei der Anstellung<br />
ostmitteleuropäischer Arbeitnehmer – bot die „Welt” ein ausführliches<br />
Porträt der Stadt Löcknitz, die als „Gemeinde aufblüht – dank der<br />
polnischen Nachbarn” 116 . Nach Einschätzung der „Welt” bringen die Polen<br />
„dort die Wirtschaft auf Touren”, wobei der Löcknitzer Bürgermeister die<br />
EU-Osterweiterung als große Chance ansehe. Denn die von ihm verwaltete<br />
Stadt könne dank der Zuwanderung polnischer Bürger als einzige in der<br />
Region stetige Bevölkerungszuwächse verzeichnen. Darüber hinaus gebe<br />
es mit den polnischen Einwohnern keine Probleme: Sie gründen eigene<br />
Firmen, sorgen damit für zusätzliche Arbeitsplätze und bewirtschaften<br />
113 Vgl. A. Posener, Die Europastadt Görlitz ist auferstanden aus Ruinen, in: „Die Welt” v.<br />
07.11.2009.<br />
114 Vgl. M. Falkner, Im Bummelzug zum neuen Arbeitsplatz, in: „Die Welt” v. 30.04.2011.<br />
115 Vgl. J. Fahrun, Polnische Unternehmer nutzen Berlin als Sprungbrett. Der Handel über die Oder<br />
wächst kräftig – Davon profi tieren beide Seiten, in: „Die Welt” v. 23.04.2007.<br />
116 Zit. N. Trentmann, Aufbauhilfe aus Polen, in: „Die Welt” v. 27.04.2011.