EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
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184 Eine Grenze verschwindet<br />
Einige Zeit nach der EU-Osterweiterung (2006) berief sich der<br />
„Nordkurier” auf Meinungen, denen zufolge die bisherigen Restriktionen<br />
des einheimischen Arbeitsmarktes gar nicht notwendig waren. 15 Die<br />
Tageszeitung beschrieb vielmehr wiederholt die Probleme deutscher<br />
Firmen bei der angestrebten Anstellung von Polen in denjenigen Fällen,<br />
in denen deutsche Arbeitnehmer mit entsprechenden Qualifi kationen<br />
gänzlich fehlten. 16 Darüber hinaus machte sich die Saisonarbeit für Polen<br />
in Deutschland laut dem „Nordkurier” immer weniger bezahlt. Abgesehen<br />
davon mussten deutsche Landwirte für ihre polnischen Hilfsarbeiter<br />
Sozialversicherungsbeiträge an den Staat abführen, was den Profi t<br />
der Bauern schmälerte. Außerdem blieb auch dem „Nordkurier” nicht<br />
verborgen, dass polnische Arbeitnehmer zunehmend andere westliche<br />
Länder als Ziele ihrer Arbeitsmigration wählten. 17<br />
Während der 2007 in Deutschland geführten öffentlichen<br />
Debatte über die Frage, ob die bestehenden Beschränkungen bei der<br />
Beschäftigung von Polen bereits im Jahre 2009 oder<br />
erst 2011 aufgehoben werden sollten, sprachen sich<br />
die meisten Beiträge des „Nordkurier” eindeutig<br />
für einen früheren Zeitpunkt aus. Denn man sah<br />
keineswegs, dass Deutschland inzwischen von<br />
billigen Arbeitskräften aus Osteuropa überschwemmt worden war und<br />
wies ganz im Gegensatz auf den weiterhin bestehenden starken Mangel<br />
an Facharbeitern im eigenen Lande hin. 18 Zur gleichen Zeit schilderte man<br />
die Unzufriedenheit der einheimischen Bauern über die Einführung von<br />
Quotenregelungen, laut derer in der landwirtschaftlichen Saisonarbeit<br />
mindestens 20% Deutsche beschäftigt werden mussten. 19 Mit großem<br />
Bedauern wurde festgestellt, dass ein großer Teil des Spargels und der<br />
Erdbeeren überhaupt nicht geerntet werden würde, da es an der nötigen<br />
Anzahl von Arbeitskräften fehle. Dabei verwies man auf die Polen als<br />
diejenigen Bürger Europas, die sich stets in das Land begäben, das ihnen<br />
im Vergleich zur Heimat bessere Verdienstmöglichkeiten biete. 20<br />
Der „Nordkurier” sprach<br />
sich jahrelang für eine<br />
vollständige Öffnung des<br />
Arbeitsmarktes für Polen aus.<br />
Wenige Monate vor der vollständigen Öffnung des deutschen<br />
Arbeitsmarktes im Mai 2011 berief sich der „Nordkurier” wiederholt<br />
15 Vgl. Polen ist kein Problem, sondern eine Chance, in: „Nordkurier” v. 27.01.2006.<br />
16 Vgl. Den realen Problemen ein ganzes Stück näher gerückt, in: „Nordkurier” v. 03.05.2006.<br />
17 Vgl. „Saisonarbeit wird für Polen unattraktiver”, in: „Nordkurier” v. 14.11.2006.<br />
18 Vgl. Nicht in das „Sommerloch” gefallen, in: „Nordkurier” v. 01.08.2007.<br />
19 Vgl. Gurken ernten für 6,70 Euro pro Stunde, in: „Nordkurier” v. 16.06.2007.<br />
20 Vgl. F. Bornschein, Radikales Umdenken zu Abgabenpolitik, in: „Nordkurier” v. 08.06.2007.