EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
164 Eine Grenze verschwindet<br />
Man sieht zum Beispiel schon Mütter mit Kinderwagen und Leute, die<br />
sonntags spazieren gehen. In Polen gab es eine Tradition, im Sommer mit<br />
der Familie Ausfl üge z.B. auf eine Wiese zu machen. [16]<br />
Zusammenfassung<br />
Die Zusammenfassung der wichtigsten Schlussfolgerungen der in<br />
den einzelnen Abschnitten dieses Kapitels durchgeführten Analysen<br />
wird in der Einführung zu diesem Buch dargestellt. Im Folgenden werden<br />
deshalb lediglich allgemeinere Implikationen dargelegt, die aus den in<br />
diesem Kapitel dargestellten Analysen hervorgehen.<br />
Die dargestellte Analyse zeigt eindeutig, dass im Bewusstsein jener<br />
Polen, die im deutsch-polnischen Grenzgebiet leben, seit dem EU-<br />
Beitritt Polens im Jahr 2004 die physischen Grenzen zwischen Polen und<br />
Deutschland tatsächlich aufgehört haben zu existieren. Die Befragten<br />
erinnern sich jedoch daran, wie diese Grenze einst ausgesehen hat<br />
und sehen die jetzige Situation deshalb als besonderen Wert und als<br />
Errungenschaft an, von der sie profi tieren.<br />
Dass die Grenzen heute keine Rolle mehr spielen, das ist ein Wunder! Wenn mir<br />
früher jemand gesagt hätte, dass es keine Grenzen mehr geben würde, hätte<br />
ich ihm nicht geglaubt. 1988 habe ich die Grenze zu Österreich überquert. Das<br />
war Horror. […] Man fuhr mit dem Zug wie durch einen Tunnel aus Stacheldraht.<br />
Die Züge waren verplombt, es waren Zollbeamte mit Hunden unterwegs – alles,<br />
damit niemand durch das Fenster in den Westen fl oh. Der Zug war förmlich von<br />
Stacheldraht umfl ochten, und diese Kontrollen… Schrecklich! Und heute? Dieses<br />
wunderbare Gefühl, dass man die Freiheit genießen kann. [19]<br />
Es scheint, dass die von den polnischen Migranten im Grenzgebiet<br />
realisierten Migrationsmuster durch eine sehr rationale Bewertung<br />
charakterisiert werden, die mit den – im Vergleich zu anderen<br />
Migrationsarten – niedrigen „Ein- und Austrittskosten” verbunden<br />
sind. Die Entscheidung über eine Migration in das deutsch-polnische<br />
Grenzgebiet wird von den Migranten als sicher angesehen. Dieser<br />
Schritt fordert keine radikalen Entscheidungen in Bezug auf eine<br />
Änderung der Lebensgewohnheiten. Zum einen bleibt die Möglichkeit<br />
erhalten, dauerhafte enge Kontakte mit Familie und Freunden und der<br />
polnischen Kultur zu pfl egen, und es kommt auch kein Gefühl einer<br />
Unumkehrbarkeit der Entscheidung auf, wodurch in der Konsequenz jene