EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
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72 Eine Grenze verschwindet<br />
geholfen, wenn ich eingekauft hatte. Aber es gibt auch polnische Leute, die<br />
gerne randalieren. Miterlebt habe ich es nicht, aber von einem Kumpel der<br />
kleine Bruder wurde mal von Polenkindern im Keller eingeschlossen. [...] Und się<br />
zerkratzen Autos, zerstechen Reifen. [17]<br />
Migranten auf dem Arbeitsmarkt<br />
Die benachteiligte Situation des regionalen Arbeitsmarkts im<br />
Grenzgebiet in Mecklenburg-Vorpommern erleichtert es den Polen<br />
nicht, sich in der lokalen Beschäftigungsstruktur zurechtzufi nden.<br />
Auf Grund der Abwanderung junger und qualifi zierter Personen<br />
mangelt es in der Region an Fachkräften in nahezu allen Branchen.<br />
Nach Angaben des lokalen Arbeitsamtes und der Industrie- und<br />
Handelskammer (IHK) besteht besonderer Bedarf im Bausektor, der<br />
metallverarbeitenden Industrie, der Hotellerie und Gastronomie sowie<br />
im Pfl egesektor. In der regionalen Wirtschaftsstruktur dominieren<br />
kleine und mittlere Unternehmen mit vielen Familienbetrieben, die<br />
nur selten polnische Mitarbeiter einstellen. Obwohl die untersuchten<br />
Gebiete landwirtschaftlich geprägt sind, gibt es in der Region keine<br />
landwirtschaftlichen Großbetriebe, die Saisonarbeiter beschäftigen.<br />
Deshalb fi nden die Polen höchstens im Dienstleistungssektor (Banken,<br />
Einzelhandel, Wohnungsbaugenossenschaften, Callcenter) und vor<br />
allem in öffentlichen Einrichtungen wie Arbeitsvermittlungsagenturen<br />
und den kommunalen Verwaltungen eine Anstellung. Die medizinische<br />
Versorgung in der Region Uecker-Randow kann schon heute nur durch<br />
polnische Ärzte sichergestellt werden, die entweder am Klinikum in<br />
Pasewalk angestellt sind oder als niedergelassene Ärzte eigene Praxen<br />
in der Region betreiben. Polnische Mediziner sind insbesondere in<br />
ländlichen und peripheren Gebieten Ostdeutschlands Gold wert.<br />
Wenn wir hier teilweise keine polnischen Ärzte hätten, dann könnten manche<br />
Fachrichtungen gar nicht mehr besetzt werden. Wir haben beispielsweise in der<br />
ganzen Region keinen HNO-Arzt mehr. Die ärztliche Versorgung wird komplett<br />
durch Polen abgedeckt. [7]<br />
Die kommunale Selbstverwaltung, Ämter oder<br />
Dienstleistungsunternehmen mit einer wachsenden Zahl polnischer<br />
Kunden stellen gerne Deutsch sprechende Polen ein, um die<br />
Kommunikation und Integration ihrer Landsleute mit der lokalen<br />
Gemeinschaft zu erleichtern.