EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
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Hanna Bojar > DIE NEUE POLNISCHE MIGRATION NACH DEUTSCHLAND. DAS... 113<br />
und das Bildungssystem, als auch auf den kulturellen Bereich und die<br />
zwischenmenschlichen Kontakte im täglichen Leben zu. In Abhängigkeit<br />
vom jeweiligen soziokulturellen und wirtschaftlichen Kapital der<br />
Migranten wählen diese einzelne Elemente beider Systeme aus und<br />
bauen darauf ihre eigenen Lebensstrategien auf. Diese Art von Migration<br />
im Grenzgebiet – bei der die Migranten gleichzeitig am wirtschaftlichen,<br />
politischen und soziokulturellen Leben mehr als eines Staates teilhaben<br />
– schafft, wie es scheint, besonders günstige Bedingungen für die<br />
Entstehung lokaler transnationaler sozialer Räume (transnational social<br />
fi elds) 17 .<br />
Die Effi zienz dieser hybriden Strategien hat zur Folge, dass ein Teil<br />
der polnischen Bürger in der deutschen Grenzregion gleichzeitig in zwei<br />
soziokulturellen Welten lebt, aber häufi g an beiden jeweils nur rudimentär<br />
teilhat. Dies zieht erhebliche Konsequenzen sowohl für die Art und Weise<br />
der Anbahnung sozialer Beziehungen mit dem deutschen Umfeld in<br />
den lokalen Gemeinschaften, wie auch für die innere Integration und<br />
Selbstorganisation des polnischen Umfelds im deutschen Grenzgebiet<br />
nach sich.<br />
Wir wollten uns von Anfang an für die Menschen hier öffnen, um hier das<br />
„Zentrum unserer Lebensinteressen” zu haben. Das ist für die Menschen aus<br />
dem Grenzgebiet ein sehr problematischer Begriff. Denn es ist nicht ganz klar,<br />
was das bedeutet! Wir arbeiten dort, unsere Herkunft, unsere Sprache – alles in<br />
Stettin. Aber wir wohnen hier. Hier möchten wir uns auch öffnen. Wo ist unser<br />
„Zentrum der Lebensinteressen”? Es hat sich ein bisschen verschoben. [15]<br />
Auf Grund der oben skizzierten Komplexität und der vielfältigen<br />
Gestaltungsarten der Gegenwart von Polen in den deutschen<br />
Grenzregionen muss eine Beschreibung des Integrationsniveaus und<br />
der Integrationsformen von Migranten in den lokalen Gemeinschaften<br />
verschiedene Sphären des sozialen Raums berücksichtigen, in denen<br />
es zu Kontakten zwischen Polen und Deutschen kommt, und man<br />
darf auch die verschiedenen Arten des Eintretens von Polen in diese<br />
Sphären nicht außer Acht lassen. Die folgende Analyse umfasst<br />
darum Kontakte mit deutschen öffentlichen Verwaltungsbehörden,<br />
Aktivitäten auf dem Arbeitsmarkt, Beziehungen mit Bildungs- und<br />
Gesundheitsschutzeinrichtungen sowie tägliche Kontakte mit<br />
17 Vgl. N. Glick-Schiller, The Situation of Transnational Studies, „Identities: Global Studies in Culture<br />
and Power” 1997, Bd. 4, Nr. 2.