EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych

106 Eine Grenze verschwindet
in die nördlichen Gebiete des deutsch-polnischen Grenzgebietes von
Bedeutung sind. 11
Die eben skizzierten Hauptmerkmale der neuen Migration offenbaren
sich bereits auf der Stufe der Rekonstruktion der dominierenden
Migrationsmuster und der damit verbundenen gesellschaftlichen
Charakteristik polnischer Migranten, die sich im lokalen Raum dieser
Region nach dem Jahr 2004 niederließen. Aus Sicht der Befragten stellen
Polen in den deutsch-polnischen Grenzregionen eine sehr differenzierte
Bevölkerungsgruppe dar. Es lohnt sich, auf diesen Aspekt hinzuweisen,
da diese Unterschiedlichkeit aus deutscher Perspektive nicht in ebenso
eindeutigem Maße wahrgenommen wird12 . Dies ist durchaus von
Bedeutung, denn die Interviewpartner schreiben unterschiedlichen
Kategorien von Polen verschiedene Motivationen und Funktionsweisen
in der deutschen Umgebung zu.
Anhand des in diesem Artikel verwendeten Begriffes „Muster” werden
grundlegende Arten der Migration im Grenzgebiet aufgezeigt, er weist
jedoch auch darauf hin, dass diese Arten durch die nachfolgenden
Migranten im Wege des Erfahrungsaustausches reproduziert werden.
Dabei werden für Grenzgebiete typische Migrantennetzwerke gegründet,
verstanden als Gesamtheit zwischenmenschlicher Beziehungen, die
Migranten, ehemalige Migranten und Nicht-Migranten im Herkunftsland
und in den Zielländern verbinden. 13 .
Ich bin dem Beispiel meines Bruders gefolgt – er ist Mechaniker und wohnt
bereits seit drei Jahren hier. [2]
Wir haben lange überlegt, aber unser gemeinsamer Freund, der hier auch ein
Haus gekauft hat, hat uns zu diesem Schritt überredet. Mein Mann fuhr mit ihm
11 In Anbetracht dessen bildet den allgemeinen theoretischen Rahmen dieser Arbeit ein Konzept,
das Migration als komplexen gesellschaftlichen Prozess defi niert, in dem Adaptionsstrategien von
Haushalten an die veränderten Bedingungen im Zusammenhang mit der sozialen, politischen
oder wirtschaftlichen Transformation (NELM), sowie die Konzepte des sozialen Kapitals und der
Migrantennetzwerke als Bezugspunkte funktionieren – vgl.: O. Stark, D.E. Bloom, The new economics
of labor migration, „American Economic Review” 1985, Bd. 75; P. Bourdieu, L.J.D. Wacquant,
An Invitation to Refl exive Sociology, The University of Chicago Press, Chicago 1992; T. Faist, The
Crucial Meso-Level, [in:] International Migration, Immobility and Development. Multidisciplinary
Perspectives, hrsg. v. T. Hammar, G. Brochmann, K. Tamas, T. Faist, Berg, Oxford 1997.
12 Vgl. Kaczmarczyk, J. Turowicz, Współczesne migracje Polaków [Gegenwärtige Migration
polnischer Bürger], op. cit.
13 Vgl. A. Fihel, P. Kaczmarczyk, M. Okólski, Migracje „nowych Europejczyków” – teraz i przedtem
[Die Migration der ”neuen Europäer” früher und heute], Wydawnictwa Uniwersytetu Warszawskiego,
Warschau 2007, S. 29.