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EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych

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Hanna Bojar > DIE NEUE POLNISCHE MIGRATION NACH DEUTSCHLAND. DAS... 141<br />

zu verständigen. Für sie sind die fehlenden Sprachkenntnisse die größte<br />

Barriere. [5]<br />

Zu den von den Interviewpartnern am häufi gsten genannten<br />

„Sünden” polnischer Einwanderer gehören die Ignorierung von<br />

akzeptierten Grundsätzen des sozialen Zusammenlebens, beginnend<br />

bei grundlegenden Höfl ichkeitsgesten, wie dem Vorstellen bei den<br />

Nachbarn und dem Grüßen, über die Mülltrennung bis hin zur Störung<br />

des allgemein akzeptierten Alltags- und Feiertagsrhythmus.<br />

Die Leute, die hier des niedrigen Preises wegen ein Haus gekauft haben, sagen<br />

häufi g ihren Nachbarn nicht einmal „Guten Tag”. Denn in Polen gibt es den<br />

Brauch nicht, auf der Straße fremde Leute zu grüßen oder mit einem Kuchen<br />

zum Nachbarn zu gehen, um sich vorzustellen. [16]<br />

Die Deutschen sagen: „Es ist egal, wer hier wohnt, solange er nachts und<br />

sonntags kein Holz sägt.” [10]<br />

Es kommt vor, dass es Beschwerden von Anwohnern gibt, dass die Polen ihren<br />

Müll nicht trennen. Die Entrüstung der Anwohner ist logisch, denn wenn der<br />

Müll nicht in die Tonnen passt oder schlecht sortiert ist, muss man zusätzlich<br />

bezahlen, und die Wohnungskosten steigen. […] Das kommt häufi g vor. [7]<br />

Situationen dieser Art werden von den Deutschen als Missachtung<br />

grundsätzlicher Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens<br />

empfunden und lösen Reaktionen aus, die die Beachtung dieser<br />

Grundsätze zu erzwingen versuchen. Migranten hingegen sind aufgrund<br />

dieser Sachlage der Meinung, die Deutschen seien ihnen grundsätzlich<br />

abgeneigt oder übermäßig neugierig und kontrollierend.<br />

Sie schauen sogar in den Mülleimer. Das ist eine lokale Sportart. Denn einigen<br />

gefällt nicht, was sie sehen, und sie sagen, wenn irgendwer nicht sortiert, dann<br />

mit Sicherheit die Polen. [13]<br />

Dies führt zu einer Vertiefung der gegenseitigen Distanz und der<br />

Vorurteile.<br />

In Löcknitz gibt es Konfl ikte, aber das kann man auf beiden Seiten beobachten.<br />

Es gab Fälle, dass Polen auf dem Balkon grillten. Dieses Verhalten führt zu<br />

Aversionen. Auf diese Weise kommt es zur Ghettobildung, auf polnischer und<br />

deutscher Seite. [20]<br />

Mangelndes Wissen über Kultur und Sitten der Nachbarn ist jedoch<br />

– der Überzeugung der Neuankömmlinge nach – keine ausschließlich

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