EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych

Hanna Bojar > DIE NEUE POLNISCHE MIGRATION NACH DEUTSCHLAND. DAS... 139
Die Polen helfen selbst manchmal dabei nicht. Es gibt hier solche, die radikale
Forderungen haben, eine sehr fordernde Haltung. Sie erzwingen praktisch
Angebote für sich, und hier muss man auch die Empfi ndlichkeit dieser Leute
verstehen. Daraus entsteht manchmal das Misstrauen der Deutschen. Sie
glauben den Polen nicht immer, sie verdächtigen sie. Denn die einen haben eine
Forderungshaltung, die Jungen aber sind dynamisch und risikobereit, kennen
dafür aber die Besonderheiten dieser Gebiete nicht. Ich habe in der DDR gelebt
und sehe, dass einige der hiesigen Einheimischen immer noch mit einem Bein
im alten System stehen. [20]
Die Gesprächspartner weisen darauf hin, dass eine bestimmte Art von
Mut, Aktivität und Unternehmergeist die Entscheidung für eine Migration
begünstigt – Personen mit diesen Merkmalen entscheiden sich häufi ger
als andere für solch radikale Veränderungen in ihrem Leben. Um Erfolg in
der Fremde zu erreichen, ist große Aktivität erforderlich, was insbesondere
die Gruppe der Rückwanderer mit großen Migrationserfahrungen sehr
genau weiß.
Die Welt entwickelt sich weiter, heutzutage muss man fl exibel sein – und die
Emigration lehrt dies. In Lübeck habe ich morgens gearbeitet und nachts
Hemden gebügelt, um dazuzuverdienen. Dadurch konnte ich meinem Sohn ein
Studium ermöglichen. [10]
Die Leute haben in Polen keine soziale Sicherheit. Sie haben zwei Wege zur
Auswahl – sich bewegen und etwas draufgängerischer und agiler zu werden
oder … Hunger zu leiden! [15]
Das dritte Element, das als Merkmal der Region genannt wurde, ist
die Existenz einer stabilen und für die Bewohner selbstverständlichen
und geteilten normativ-kulturellen Ordnung bezüglich der Regeln des
Zusammenlebens. Die Ankunft von Neuankömmlingen aus Polen in den
lokalen Gemeinschaften führte gelegentlich zu einer Störung dieser
Ordnung. Bereits allein die zahlreiche Ankunft – in der oben beschriebenen
Situation – wurde zum Gegenstand wachsamer Beobachtung durch
die einheimischen Bewohner. Viele Neuankömmlinge empfi nden ein
solches Verhalten als normal, aber unter einigen von ihnen löste es die
Überzeugung aus, die Deutschen seien neugierig.
In diesen Dörfern wohnen ältere Menschen oder Arbeitslose. Sowohl die einen
als auch die anderen haben sich an geregelte Abläufe gewöhnt und beobachten
deshalb, wie der polnische Nachbar von der Norm abweicht. [20]