EINE GRENZE VERSCHWINDET - Instytut Spraw Publicznych
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140 Eine Grenze verschwindet<br />
Verschlossenheit und mangelnde interkulturelle Kompetenzen<br />
Die Analyse der Interviews deutet darauf hin, dass die Störung der<br />
für die Deutschen selbstverständlichen Ordnung durch die polnischen<br />
Migranten einer der wesentlichen Gründe für die Distanz gegenüber<br />
den Neuankömmlingen und eine Quelle für die Probleme bei der<br />
sozialen Integration ist. Dies resultiert seltener aus einer absichtlichen<br />
Missachtung dieser Regeln, sondern häufi ger aus einem Mangel an<br />
interkulturellen Kompetenzen und Wissen über die Grundsätze des<br />
Zusammenlebens, und manchmal auch einfach aus fehlendem Interesse<br />
an der neuen Umgebung23 .<br />
Ich hatte oft Angst, nicht ins Fettnäpfchen zu treten: dass hier andere Sitten<br />
gelten und ich niemanden hätte, den ich fragen könnte. Denn wir hatten<br />
niemanden, der uns hier einführte und uns sagte, wie wir uns zu verhalten<br />
haben. Ich habe zum Beispiel erst neulich erfahren, dass es hier üblich ist, in<br />
jeder Adventwoche gute Wünsche auszutauschen. [15]<br />
Solche Regeln sind Polen bekannt, die in der deutschen Kultur gut<br />
verwurzelt sind; schrittweise lernen sie auch jene zu verstehen, die eine<br />
offene Haltung annehmen und direkte Kontakte mit den Bewohnern<br />
der Gemeinschaften, in denen sie ihre Firmen eröffnen oder wohnen,<br />
knüpfen.<br />
Die Leute kennen die Bräuche hier nicht. […] Wir haben das schon gelernt,<br />
für uns ist es ganz natürlich. Aber Polen, die von außen dazukommen, wissen<br />
wahrscheinlich immer noch nicht, wie man sich hier zurechtfi ndet. [14]<br />
Dieses Problem trifft im höchsten Maße jene Gruppe der neuen<br />
Migranten aus Polen, für die der neue Wohnort nicht mit der<br />
Notwendigkeit verbunden ist, mit der nächsten Umgebung in Kontakt<br />
zu treten. Auch in diesem Fall sind – ähnlich wie im Bereich der Schule<br />
– mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache ein wichtiger Faktor, der<br />
die Entwicklung von Beziehungen erschwert.<br />
Diejenigen Polen, die diese Region als Schlafzimmer Stettins behandeln, haben<br />
ihren alten Freundeskreis aus Stettin. Deshalb sehen sie keine Notwendigkeit,<br />
sich hier zu integrieren. Häufi g sind sie nicht in der Lage, sich mit den Deutschen<br />
23 Ausführlicher über interkulturelle Kompetenzen – vgl.: J. M. Gannon, Understanding Global<br />
Cultures. Metaphorical Journeys through 23 Nations, Sage Publications, London 2004; J. Bolten,<br />
Interkulturowa kompetencja, Übers. B. Andrzejewski, Wydawnictwo Naukowe Uniwersytetu im.<br />
Adama Mickiewicza, Poznań 2006.