Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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34 Schwerewellenanalysen aus simultanen Radar-Beobachtungen<br />
an zwei Stationen<br />
(A. Serafimovich, P. Hoffmann, D. Peters, V. Lehmann 4 )<br />
Das Verständnis physikalischer Prozesse in der Atmosphäre ist ohne die Kenntnis atmosphärischer<br />
Schwerewellen nicht möglich, da sie wesentlich die thermische und dynamische Struktur<br />
von der Troposphäre bis zur unteren Thermosphäre beeinflussen. Zur Untersuchung der Anregung<br />
und Ausbreitung der Schwerewellen eignen sich insbesondere VHF-Radar-Sondierungen<br />
aufgrund ihrer Möglichkeiten zur kontinuierlichen Erfassung der Struktur und Dynamik in der<br />
Tropo- /unteren Stratosphäre bei einer hohen zeitlichen und vertikalen Auflösung der Messdaten.<br />
Am IAP wurden Methoden zur Ableitung von Schwerewellenparametern auf der Basis von<br />
Windmessungen mit dem OSWIN-VHF-Radar in Kühlungsborn (54,1 ◦ N; 11,8 ◦ E, siehe auch<br />
Kapitel 25) weiterentwickelt und beispielsweise im Rahmen des Projektes LEWIZ (siehe auch<br />
Kapitel 49 bzw. 50) zur Untersuchung von Trägheitsschwerewellen mit Perioden von mehreren<br />
Stunden und horizontalen Wellenlängen größer als 100 km angewandt.<br />
Zur Untersuchung der Raum-<br />
Zeit-Struktur der Wellen wurden<br />
im Rahmen einer Messkampagne<br />
vom 17.-19.12.99<br />
zusätzlich auch die Daten<br />
des 482 MHz Windprofiler<br />
in Lindenberg (52,2 ◦ N;<br />
14,1 ◦ E) analysiert. Der Abstand<br />
zwischen beiden Radars<br />
beträgt 265 km. Die<br />
aus den Radarmessungen <strong>für</strong><br />
beide Standorte abgeleiteten<br />
zonalen und meridionalen<br />
Winde werden in Abbildung<br />
34.1 dargestellt. Der zonale<br />
Wind über Kühlungsborn<br />
(a) nimmt vom 17.12. zu<br />
und erreicht in der Nacht zum<br />
a) 15<br />
Höhe [km]<br />
Höhe [km]<br />
12<br />
9<br />
6<br />
12<br />
9<br />
6<br />
3<br />
mittlerer zonaler Wind<br />
17 18 19 20<br />
Dezember 1999<br />
[m/s]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
15<br />
c)<br />
Höhe [km]<br />
Höhe [km]<br />
12<br />
9<br />
6<br />
12<br />
9<br />
6<br />
3<br />
mittlerer zonaler Wind<br />
3<br />
0<br />
-10<br />
3<br />
0<br />
-10<br />
17 18 19 20 17 18 19 20<br />
Dezember 1999<br />
Dezember 1999<br />
b) 15<br />
mittlerer meridionaler Wind<br />
[m/s]<br />
15<br />
d)<br />
mittlerer meridionaler Wind<br />
[m/s]<br />
17 18 19 20<br />
Dezember 1999<br />
Abb. 34.1: Mittlere zonale und meridionale Winde in Kühlungsborn(a,b)<br />
und in Lindenberg (c,d).<br />
19.12. sein Maximum mit Werten von 50 m s −1 im Höhenbereich von 6−10 km. Der meridionale<br />
Wind (b) zeigt ein Maximum des Nordwindes mit Werten über 20 m s −1 unmittelbar vor dem<br />
Maximum des Westwindes am Mittag des 18.12.99. Die Beobachtungen mit dem Windprofiler<br />
in Lindenberg (c,d) ergeben ein vergleichbares Bild. Die mittleren Winde befinden sich in guter<br />
Übereinstimmung mit den aus den ECMWF-Analysen abgeleiteten Winden, die Radarmessungen<br />
gestatten aber auf Grund der höheren zeitlichen Auflösung eine detailliertere Erfassung<br />
der Variabilität. Die Ableitung der Schwerewellenparameter erfolgt über eine Auswertung der<br />
Fluktuationen der Winde nach Anwendung einer geeigneten zweidimensionalen Filterung, deren<br />
Parameter mittels einer vorangegangenen Wavelet-Analyse ausgewählt wurden. Mit Hilfe<br />
dieses Verfahrens kann die Höhen- und Zeitabhängigkeit der Schwerewellencharakteristika, <strong>für</strong><br />
die im allgemeinen die Voraussetzung der Stationarität nicht gegeben ist, besser berücksichtigt<br />
werden. Resultate mit dieser Methodik werden in Abbildung 34.2 beschrieben. Aus den Wavelet-<br />
Transformationen der Zeitreihen der Winde, gemittelt über den Höhenbereich von 4,75 – 6, 25 km<br />
(a,c) wurde das Auftreten signifikanter Perioden von ca. 8 – 14 h <strong>für</strong> den 17.12.99 an beiden<br />
Radarstandorten diagnostiziert. Für diesen Tag ergab die Wavelet-Analyse der Windprofile des<br />
OSWIN-VHF-Radar in Kühlungsborn dominierende vertikale Wellenlängen von 3 – 4 km in einer<br />
Höhe von ca. 7 km(b). Ein vergleichbares Bild ergab sich auch aus der Wavelet-Transformation<br />
4 Deutscher Wetterdienst, Meteorologisches Observatorium Lindenberg<br />
98<br />
[m/s]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30