Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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49 Trägheitsschwerewellen und Rossby-Wellenbrechen über Norddeutschland<br />
(D. Peters, Ch. Zülicke, P. Hoffmann, A. Serafimovich, M. Gerding)<br />
In der oberen Troposphäre und unteren Stratosphäre der mittleren Breiten werden ostwärts<br />
ausbreitende Rossbywellen beobachtet, die die Dynamik, den Transport und den Austausch in<br />
der Tropopausenregion bestimmen. Diese Rossbywellen entstehen aus der baroklinen Instabilität<br />
des Grundstroms und breiten sich in Westwindjets aus. In Schwachwindregionen wächst<br />
die Amplitude dieser Wellen stark an. In Abhängigkeit von der Anfangsamplitude sowie lokal<br />
horizontalen barotropen Windscherungen können die Rossbywellen äquatorwärts oder polwärts<br />
brechen. Man klassifiziert das Rossby-Wellenbrechen (RWB) in 4 Typen, d.h. äquatorwärts LC1<br />
(stromaufwärts) und LC2 (stromabwärts) sowie polwärts P1 (stromaufwärts) und P2 (stromabwärts)<br />
(Peters & Waugh, J. Atmos. Sci., 53, 1996). Während der Ereignisse von RWB können<br />
Trägheitsschwerewellen (TSW) erzeugt werden. Sie breiten sich in lokal starken Westwindjets<br />
westwärts und vertikal aus. Bei bestimmten Strömungsverhältnissen besteht auch die Möglichkeit,<br />
dass sich die TSW bis zur Stratopause und höher ausbreiten können, wenn ein stratosphärischer<br />
Polarjet auftritt. Ein Ziel unseres Projektes war die Bestimmung der Struktur der<br />
Ereignisse des RWB auf der Basis der EZMW-Re-Analysen (ERA40) über Norddeutschland im<br />
Winter, um die Häufigkeit von Ereignissen des RWB und die Lage des Polarwirbelrandes zu<br />
bestimmen. Eine Auswertung der RWB-Ereignisse während unserer Winterkampagnen (1999-<br />
<strong>2003</strong>) zeigte, dass sich Norddeutschland <strong>für</strong> mehr als 40% der gesamten Wintertage unter ihrem<br />
Einfluss befand; deswegen traten in der oberen Troposphäre oft lokalisierte und besonders starke<br />
Jets über diesem Gebiet auf. Für 15% der Wintertage wurde ein schwaches P2 und <strong>für</strong> 15% ein<br />
starkes P2 Ereignis von RWB beobachtet. P1 (4%) und LC1 (4%) Ereignisse des RWB traten<br />
nicht so oft auf und das LC2 (2%) Ereignis war selten. D.h. <strong>für</strong> mehr als 30% der Wintertage der<br />
4 Jahre war Norddeutschland unter dem Einfluss von polwärts und stromabwärts brechenden<br />
Rossbywellen vom Typ P2. Während ausgewählter RWB-Ereignisse wurden am IAP Kühlungsborn<br />
11 umfangreiche Messkampagnen mit etwa 17 Radiosondenaufstiegen (in 3 Stunden Abstand)<br />
und kontinuierlichen VHF-Radarmessungen durchgeführt. Unsere Kampagnen umfassen<br />
9 P2 Ereignisse, mit oder ohne Polarwirbel, sowie 2 P1 und 1 LC1 Ereignisse. Kein LC2 Ereignis<br />
konnte in die Studie mit einfließen, weil dieses Ereignis sehr selten und wenn dann südlich von<br />
Kühlungsborn auftrat.<br />
height in km<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
a) b)<br />
-10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100110120130<br />
zonal wind in m/s<br />
1<br />
5<br />
10<br />
30<br />
50<br />
100<br />
200<br />
300<br />
500<br />
pressure in hPa<br />
height in km<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-80 -70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10<br />
temperature in ° C<br />
Abb. 49.1: Mittlerer zonaler Wind (a) und Temperatur (b) über Kühlungsborn im Winter der Periode<br />
1991-2001 (grün), <strong>für</strong> die Kampagne K1 (17.-19.12.1999) (rot) und K10 (6.3-8.3.<strong>2002</strong>) (blau). Mittelwerte<br />
sind als durchgezogene Linien und Varianzen als gestrichelte dargestellt.<br />
133<br />
1<br />
5<br />
10<br />
30<br />
50<br />
100<br />
200<br />
300<br />
500<br />
pressure in hPa