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Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

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1 Übersichtsartikel: Aerosole in der oberen Atmosphäre<br />

(F.-J. Lübken)<br />

In den letzten Jahren ist deutlich geworden, daß Aerosole <strong>für</strong> die <strong>Atmosphärenphysik</strong> und -<br />

chemie eine besondere Rolle spielen, und zwar sowohl in der Troposphäre und Stratosphäre, als<br />

auch in den darüber befindlichen Schichten. In diesem Zusammenhang soll der Begriff ” Aerosole“<br />

alle flüssigen und festen Bestandteile der Atmosphäre umfassen. In der Troposphäre tragen Aerosole<br />

in komplexer Weise zum Energiehaushalt der Atmosphäre bei, und zwar sowohl durch die<br />

direkte Wirkung auf die Strahlungsbilanz (Absorption der Sonnenstrahlung) als auch durch zahlreiche<br />

indirekte Mechanismen, wie z. B. durch vermehrte Wolkenbildung aufgrund zusätzlicher<br />

Kondensationskeime. Die einzelnen Effekte sind dabei durch komplizierte Rückkopplungsmechanismen<br />

miteinander verbunden. In der Stratosphäre spielen die als PSC bezeichneten Aerosole<br />

eine entscheidende Rolle bei der Ozonchemie, besonders im Zusammenhang mit dem Ozonloch.<br />

In mittleren und polaren Breiten treten im Sommer in der Mesopausenregion Wassereis-<br />

Teilchen auf, die seit mehr als 100 Jahren als NLC bekannt sind und die auch <strong>für</strong> die sehr<br />

starken Radarechos (PMSE) verantwortlich sind. Diese Phänomene werden am IAP seit einigen<br />

Jahren intensiv erforscht. Die hierbei eingesetzten Instrumente des IAP (Lidars, Radars, Sensoren<br />

auf Höhenforschungsraketen), sowie die damit erzielten Ergebnisse werden in einer Reihe<br />

von Kapiteln dieses <strong><strong>Institut</strong>sbericht</strong>es vorgestellt:<br />

• Beschreibung der Instrumente (Lidars, Radars, Sensoren auf Höhenforschungsraketen):<br />

Nr. 5, 6, 17, 18, 23, 24<br />

• Messungen von NLC auf ALOMAR: 12, 13<br />

• Messungen von PMSE auf ALOMAR und in mittleren Breiten: Nr. 25, 26, 27, 28<br />

• Messungen von NLC, PMSE, Temperaturen und Kaliumdichten in Spitzbergen: Nr. 9, 10, 11<br />

• Mikrophysikalische und dynamisch/chemische Modellierungen mit COMMA/IAP und mit<br />

CARMA: Nr. 19, 20, 21<br />

Das besondere Interesse an NLC und PMSE ist darin begründet, daß diese Phänomene Zeugen<br />

eines sehr ungewöhnlichen atmosphärenphysikalischen Zustandes sind, nämlich der niedrigsten<br />

Temperaturen in der terrestrischen Atmosphäre überhaupt. Der <strong>für</strong> NLC und PMSE<br />

relevante Höhenbereich, nämlich die Mesopausenregion im Sommer (ca. 82-90 km), ist experi-<br />

mentell sehr schwierig zu erreichen.<br />

Abb. 1.1: Mit dem SOUSY-Radar in Spitzbergen gemessene<br />

PMSE vom Juli 2001. Man beachte die zahlreichen<br />

wellenartigen Strukturen im Rückstreusignal.<br />

Ein möglichst vollständiges Verständnis<br />

von PMSE und NLC ist Voraussetzung,<br />

um aus diesen Schichten Aussagen<br />

über den thermischen, dynamischen<br />

und kompositorischen Zustand der Hintergrundatmosphäre<br />

ableiten zu können.<br />

So ist z. B. die jahreszeitliche und<br />

höhenabhängige Variation der PMSE in<br />

hohen polaren Breiten praktisch identisch<br />

mit dem Bereich der Übersättigung (d. h.<br />

niedriger Temperaturen), was u. a. bedeutet,<br />

daß andere Erfordernisse <strong>für</strong> PMSE,<br />

wie z. B. Neutralgasturbulenz, von untergeordneter<br />

Bedeutung sind (s. Kap. Nr.<br />

11). Durch Messungen und Modellrech-<br />

nungen konnte sogar gezeigt werden, daß die Häufigkeit von PMSE auf der Nordhalbkugel durch<br />

das Brechen von planetaren Wellen auf der Südhalbkugel beeinflusst wird (s. Kap. Nr. 41).<br />

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