Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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40 Die Bedeutung des schnellen Anwachsens transienter Störungen<br />
in der Brechung mesosphärischer Schwerewellen<br />
(U. Achatz, G. Schmitz)<br />
In der Dynamik der Mesosphäre spielen Schwerewellen eine entscheidende Rolle. Durch verschiedene<br />
Prozesse in der Troposphäre und Stratosphäre angeregt, breiten sie sich nach oben<br />
aus, wobei sie aufgrund der Energieerhaltung in einer Atmosphäre abnehmender Dichte stetig<br />
an Intensität zunehmen, bis sie instabil werden und brechen bzw. nichtlinear gedämpft werden.<br />
Dabei geben sie Impuls und Energie an die großskalige Strömung ab und treiben damit die<br />
mittlere Zirkulation in der Mesosphäre zu einem wesentlichen Teil mit an. Im Verständnis des<br />
Brechungsprozesses gibt es noch erhebliche Lücken, die zu einer entsprechenden Unsicherheit in<br />
den Ansätzen beitragen, mit Hilfe derer sein Einfluss auf die großskalige Strömung in allgemeinen<br />
Zirkulationsmodellen beschrieben werden soll. Erschwerend bei entsprechenden Untersuchungen<br />
ist der große Skalenbereich, der dabei zwischen instabiler Schwerewelle und angeregter Turbulenz<br />
durchschritten wird.<br />
Abb. 40.1: Die zeitliche Entwicklung des führenden transversalen singulären<br />
Vektors zu einer subkritischen Schwerewelle (Amplitude relativ<br />
zur konvektiven Instabilität a = 0, 9) mit horizontaler und vertikaler<br />
Wellenlänge 500 km und 6 km bei einer Brunt-Vaisala-Frequenz<br />
N = 10 −2 s −1 . Gezeigt ist der Wind in der horizontalen Ausbreitungsrichtung<br />
der Welle. Die transversale Skala ist λ = 3, 7 km. Konturabstände<br />
sind 2 m s −1 . Negative Werte sind durch gestrichelte Linien<br />
gekennzeichnet.<br />
Eine interessante Frage<br />
ist somit auch die nach den<br />
Skalen und Strukturen, die<br />
am Beginn des Brechungsprozesses<br />
auftreten. Traditionell<br />
wurde dieses Problem<br />
mit Hilfe von Normalmoden-Untersuchungen<br />
angegangen, d.h. in einem<br />
um die Schwerewelle linearisierten<br />
Modell wurde<br />
nach exponentiell anwachsenden<br />
Eigenvektoren gesucht.<br />
Das Auftreten eines<br />
anwachsenden Normalmodes<br />
wurde als Möglichkeit<br />
<strong>für</strong> einen nichtlinearen Zerfall<br />
der Schwerewelle genommen,<br />
und der entsprechende<br />
Mode selbst als Anhaltspunkt<br />
zur Charakterisierung<br />
der Skalen und<br />
Strukturen in der frühen<br />
Instabilitätsphase der Welle. Es ist jedoch aus verschiedenen Forschungsfeldern bekannt, dass<br />
schnell anwachsende transiente Störungen, sog. singuläre Vektoren, eine evtl. vorhandene Normalmodeninstabilität<br />
überdecken können (Farrell, J. Atmos. Sci., 45, 1988 ). Darüber hinaus<br />
kann es geschehen, dass sie ein System auch dann destabilisieren, wenn eine Normalmodenanalyse<br />
keine Instabilität andeutet. Die bisher noch ausstehende Klärung der Bedeutung singulärer<br />
Vektoren <strong>für</strong> den Brechungsprozess von Schwerewellen in der mittleren Atmosphäre ist Gegenstand<br />
der hier beschriebenen Arbeit.<br />
Dazu wurden Pakete von Schwerewellen typischer beobachteter Skalen (Trägheitsschwerewellen<br />
mit deutlich größerer horizontaler als vertikaler Wellenlänge) im Rahmen eines Boussinesq-<br />
Modells auf der f-Ebene untersucht, wobei <strong>für</strong> Viskosität und thermische Diffusivität realistische<br />
molekulare Werte verwendet wurden. In zwei verschiedenen Rechnungen wurde entweder als von<br />
den horizontalen Koordinaten unabhängiger Grundzustand das konvektiv am wenigsten stabile<br />
Vertikalprofil des Pakets genommen oder die gesamte raum-zeit-abhängige Welle untersucht. Zu<br />
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