Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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13 Form und Größe von Teilchen leuchtender Nachtwolken<br />
(G. Baumgarten, G. von Cossart, U. Berger, J. Fiedler, S. Loßow, F.-J. Lübken, A. Schöch,<br />
U. von Zahn)<br />
Die Kenntnis der Form und Größe der Teilchen<br />
leuchtender Nachtwolken (NLC) ist <strong>für</strong> die Interpretation<br />
und Modellierung der NLC von Bedeutung,<br />
da diese die Existenz und Helligkeit<br />
sowie die Wachstums- und Fallgeschwindigkeit<br />
der NLC-Teilchen bestimmen. Die letzten beiden<br />
Parameter sind von entscheidender Bedeutung<br />
<strong>für</strong> die mikrophysikalische Interpretation<br />
der NLC.<br />
Die Untersuchung der Form von NLC-<br />
Teilchen mit einem Lidar funktioniert nach folgendem<br />
Prinzip: Das Lidar sendet linear polarisiertes<br />
Licht in die Atmosphäre. Wird bei<br />
der Streuung an den NLC-Teilchen die Polarisationsebene<br />
des rückgestreuten Lichts geändert,<br />
d.h. tritt eine Depolarisation (δ) des Lichts auf,<br />
können die Teilchen nicht kugelförmig sein. Da<br />
Höhe [km]<br />
90<br />
88<br />
86<br />
84<br />
82<br />
80<br />
01-08-<strong>2003</strong> 00:04 - 00:44<br />
78<br />
0 2 4 6 8 10<br />
90<br />
88<br />
86<br />
84<br />
82<br />
80<br />
78<br />
0 0.01 0.02 0.03 0.04<br />
Volumenrückstreukoeffizient [1E-10/m/sr]<br />
Abb. 13.1: Beobachtung der Depolarisation<br />
durch NLC-Teilchen am 01. August <strong>2003</strong>. Darstellung<br />
der Rückstreukoeffizienten <strong>für</strong> 532 nm<br />
des Gesamt- (links) und des depolarisierten Signals<br />
(rechts).<br />
NLC-Teilchen wesentlich kleiner als die Wellenlänge des ausgesendeten Lichts sind, was später<br />
noch gezeigt wird, ist der Effekt der Depolarisation sehr klein und somit schwer nachweisbar.<br />
Untersuchungen des Streuverhaltens von asphärischen Eis-Teilchen mit einer erweiterten Mie-<br />
Theorie (T-Matrix Methode) haben gezeigt, dass bei Teilchen von der Größe der NLC-Teilchen,<br />
selbst bei extrem asphärischen Zylindern mit einem Achsenverhältnis (Länge zu Durchmesser)<br />
von 10 nur ca. 2 % des Lichts depolarisiert werden.<br />
Mit dem ALOMAR RMR Lidar sind erstmals im Sommer<br />
2000 Messungen der Depolarisation durchgeführt worden.<br />
Durch diese Messungen konnte gezeigt werden, dass<br />
die Teilchen nicht kugelförmig sein müssen. Die Messungen<br />
der Depolarisation der Teilchen leuchtender Nachtwolken<br />
stellt folgende Anforderungen an das Lidarsystem:<br />
1. Einen hohen Polarisationsgrad des ausgesendeten Lichts<br />
mit ∆ >99,6%. 2. Eine effiziente Analyse der Polarisation<br />
mit einer Blockung größer 10 −4 . 3. Eine hohe Unterdrückung<br />
des solaren Untergrundsignals. Die Depolarisationsmessung<br />
selber verlangt eine gut ausgebildete stabile<br />
NLC mit einer großen Rückstreuung/Helligkeit. Depolarisationsmessungen<br />
werden seit dem Sommer 2000 regelmäßig<br />
durchgeführt, jedoch erlaubten die NLC in den<br />
Sommern 2001 und <strong>2002</strong> keine weiterführenden Studien,<br />
da die Helligkeit der NLC aufgrund der hohen solaren<br />
Aktivität sowie der gestörten Dynamik im Sommer<br />
<strong>2002</strong> geringer war (Kap. 12, Kap. 15). Im Sommer<br />
<strong>2003</strong> konnten wieder Depolarisationsmessungen erhalten<br />
werden. Die gemessenen mittleren Depolarisationen liegen<br />
bei δ=1,7 ± 1 %, die höchsten gemessenen Werte bei<br />
δ=3,4 ± 2 %. Dabei werden die höheren Depolarisationen<br />
Höhe [km]<br />
86<br />
85<br />
84<br />
83<br />
82<br />
81<br />
0 1 2 3 4 5<br />
Rückstreukoeffizient [1E-10/m/sr]<br />
Abb. 13.2: Modellierung einer NLC<br />
in 69 ◦ N <strong>für</strong> Sphären (blau) bzw. Nadeln<br />
und Platten (rot) mit einem Achsenverhältnis<br />
> 1/10.<br />
meist außerhalb des Schichtmaximums der NLC gemessen. Die Depolarisationswerte im Schichtmaximum<br />
wurden bei ca. 1% gemessen. Die erhaltenen Depolarisationswerte befinden sich somit<br />
in einer guten Übereinstimmung mit den oben erwähnten theoretisch bestimmten Werten. Die<br />
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