Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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Abb. 17.3: Höhenprofil der während<br />
des ersten Fluges am 1. Juli <strong>2003</strong> gemessenen<br />
Energiedissipationsraten (in<br />
blau). Die gestrichelte Kurve zeigt eine<br />
Abschätzung der minimal in der Atmosphäre<br />
vorkommenden Energiedissipation<br />
durch die Viskosität und die durchgezogene<br />
Linie zeigt ein mittleres in<br />
69 ◦ N bestimmtes Profil von Energiedissipationsraten.<br />
Abbildung 17.3 fasst die Turbulenzmessungen während<br />
des ersten Fluges am 1. Juli <strong>2003</strong> in Form eines<br />
Höhenprofils der gemessenen Energiedissipationsraten<br />
zusammen. Es fällt auf, daß nur in wenigen Höhen<br />
turbulente Schichten gefunden wurden, die zudem oft<br />
nur wenige 100 m vertikal ausgedehnt sind. Die gemessenen<br />
Energiedissipationsraten liegen mit Werten zwischen<br />
∼0,1 mW kg −1 unterhalb von 80 km Höhe und einigen<br />
100 mW kg −1 im Bereich von 90 km Höhe relativ genau<br />
in dem Wertebereich, der schon von früheren Messungen<br />
in 69 ◦ N bekannt ist. Eine deutliche Breitenabhängigkeit<br />
läßt sich aus diesen Messungen daher nicht unmittelbar<br />
ableiten. Ein genauerer Vergleich mit den Messungen in<br />
69 ◦ N wird allerdings erst nach Abschluß der Auswertung<br />
der Daten der beiden anderen Flüge möglich sein.<br />
Während des ersten ROMA Fluges wurden mit Hilfe<br />
des CONE Sensors zusätzlich zu den erwarteten turbulenten<br />
Fluktuationen im Höhenbereich unterhalb von<br />
∼90 km Höhe sehr starke Fluktuationen im Neutralgas<br />
im Höhenbereich von 95-105 km Höhe gemessen. Diese<br />
Fluktuationen haben einen völlig anderen Charakter als<br />
die in Abbildung 17.2 dargestellten und zeigen zusätzlich<br />
einen mit der Annahme von Neutralgasturbulenz nicht zu<br />
vereinbarenden spektralen Verlauf. Abbildung 17.4 zeigt<br />
ein Beispiel solcher Fluktuationen und des dazugehörenden Leistungsdichtespektrums aus einem<br />
Höhenbereich von 104±0,5 km. Der direkte Vergleich<br />
mit Abbildung 17.2 macht deutlich, daß die oberhalb<br />
von 95 km Höhe gemessenen Fluktuationen sehr<br />
viel hochfrequenter sind. Ferner zeigt das Leistungsdichtespektrum<br />
bis zu Frequenzen von etwa 100 Hz<br />
einen Abfall, der sich etwa wie f −2 verhält, um dann<br />
bis zu einigen hundert Hz konstant zu bleiben, worauf<br />
ein weiterer Abfall zum eigentlichen Rauschniveau<br />
des Instrumentes erfolgt. Der physikalische Erzeugungsmechanismus<br />
dieser Fluktuationen ist zum<br />
jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. Es ist allerdings interessant<br />
anzumerken, daß die Plasmamessungen, die<br />
während des selben Fluges gemacht wurden, oberhalb<br />
von 95 km Höhe eine starke Plasmainstabilität zeigen.<br />
Solche Plasmainstabilitäten werden in diesem Höhenbereich<br />
häufig beobachtet, allerdings ist noch niemals<br />
beobachtet oder vorgeschlagen worden, daß die Dynamik<br />
des Plasmas sich auf die Dynamik des Neutralgases<br />
überträgt. Dies erscheint auch unwahrscheinlich,<br />
da die Plasmadichte in diesen Höhen etwa 9 Größenordnungen<br />
kleiner ist als die Neutralgasdichte. Trotzdem<br />
belegen die hier gezeigten Messungen eindeutig<br />
eine Struktur im Neutralgas, die bisher nicht beobach-<br />
Abb. 17.4: Relative Fluktuationen der<br />
Neutralgasdichte (oberes Bild) aus einem<br />
Höhenbereich von 104±0,5 km und das dazugehörige<br />
Leistungsdichtespektrum (unteres<br />
Bild).<br />
tet wurde. Ob diese in kausalem Zusammenhang zu den im gleichen Volumen vorkommenden<br />
Plasmainstabilitäten steht, wird Gegenstand intensiver Untersuchungen der nächsten Monate<br />
sein.<br />
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