Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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Um entscheiden zu können, ob langfristige Trends im nNO und/oder αeff existieren, wurden<br />
Trendanalysen mit unterschiedlichen ionosphärischen Absorptionsdaten im Langwellenbereich<br />
durchgeführt. In Abb. 32.2 sind langfristige Variationen der Absorption nach Eliminierung des<br />
solar und geomagnetisch bedingten Anteils <strong>für</strong> 3 unterschiedliche Frequenzen bei konstantem<br />
solaren Zenitwinkel χ aufgetragen. Danach ist der Trend auf der niedrigsten Frequenz negativ,<br />
wird mit steigender Frequenz und damit wachsender Reflexionshöhe weniger negativ und sogar<br />
positiv. Dieses Verhalten kann durch Trendanalysen auf derselben Frequenz, aber unterschiedlichem<br />
solaren Zenitwinkel bestätigt werden. Bei Absorptionsdaten im Kurzwellenbereich sind<br />
die Trends durchweg positiv.<br />
Wie können die unterschiedlichen<br />
Trends in der ionosphärischen Absorption<br />
interpretiert werden? Als mögliche<br />
Kandidaten stehen wie bei den<br />
Trends der LW Reflexionshöhen zur<br />
Verfügung: Temperatur- bzw. Drucktrends<br />
sowie Trends in nNO und αeff .<br />
In Abb. 32.3 ist ein Modell <strong>für</strong> die Elektronendichte<br />
dargestellt. Dabei soll<br />
Ne(B) das Modell zu Beginn des Messintervalls<br />
(schwarze Kurve) darstellen,<br />
während Ne(∆T) ein Modell am Ende<br />
der Messung darstellen soll, das nur<br />
durch ein gleichmäßiges Absinken der<br />
Atmosphäre infolge Abkühlung (blaue<br />
Kurve) entstanden ist. Ein solches Absinken<br />
wurde nicht nur in den oben genannten<br />
LW Reflexionshöhen beobachtet<br />
sondern auch in anderen Messungen<br />
wie z.B. in der Höhe der ionosphärischen<br />
E-Schicht. Da ein solches Absinken<br />
der Ionosphäre direkt verbunden<br />
ist mit einem Absinken der neutralen<br />
Atmosphäre, sollten keine Trends in<br />
Abb. 32.3: Modell eines Elektronendichteprofils der unteren<br />
Ionosphäre und seine Beeinflussung durch Änderungen<br />
der Temperatur, der Dichte von NO und des effektiven Rekombinationskoeffizienten.<br />
den Absorptionsmessungen beobachtet werden, da das Integral über das Produkt von Elektronendichte<br />
und Stoßfrequenz (proportional dem Druck), das maßgeblich die ionosphärische<br />
Absorption beschreibt, von einer Absenkung nicht beeinflusst würde. Die Berücksichtigung von<br />
Trends in nNO und αeff wie sie aus Modellrechnungen prognostiziert werden (Abnahme von nNO<br />
und Zunahme von αeff ) führen im wesentlichen zwischen 75 und 85 km Höhe zu einer Verringerung<br />
der Elektronendichte. Im Bereich oberhalb 90 km bis zum Maximum der E-Schicht sollte<br />
allerdings die Elektronendichte ansteigen infolge einer aus Raketenmessungen bekannten Abnahme<br />
des effektiven Rekombinationskoeffizienten. Für das Maximum der E-Schicht bestätigen<br />
Analysen von Ionosondendaten (foE Werte) eine Zunahme der Elektronendichte. Das resultierende<br />
Profil (rote Kurve) kann die Absorptionstrends qualitativ erklären, wenn man das rote<br />
mit dem blauen Elektronendichteprofil vergleicht (bzgl. der Absorption entspricht die mit dem<br />
blauen Profil berechnete Absorption der mit dem schwarzen Ausgangsprofil bestimmten). Bei<br />
den Absorptionsstrecken mit den niedrigen Reflexionshöhen verursacht der verbesserte Gradient<br />
der Elektronendichte im Reflexionsgebiet und die verringerte Stoßfrequenz infolge reduzierten<br />
Drucks einen negativen Trend. Bei den höheren Frequenzen hingegen bewirken zunehmende<br />
Elektronendichte und Stoßfrequenz positive Absorptionstrends. Die unterschiedlichen Trends<br />
im Bereich der Mesosphäre/unteren Thermosphäre können deshalb nur dann widerspruchsfrei<br />
erklärt werden, wenn außer Temperatur- und Drucktrends auch Trends in nNO und/oder αeff<br />
berücksichtigt werden.<br />
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