Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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4 Übersichtsartikel: Das IAP und die Forschungsstation<br />
ALOMAR<br />
(U. von Zahn, F.-J. Lübken)<br />
Das IAP hat sich seit seiner Gründung stark beim Aufbau und Betrieb der arktischen Forschungsstation<br />
ALOMAR engagiert. Daher soll hier eine kurze Beschreibung der Motivation <strong>für</strong><br />
den Bau der Station und deren Konzept gegeben werden.<br />
MOTIVATION: In den polaren Regionen unserer Atmosphäre treten viele extreme Zustände<br />
der Atmosphäre bezüglich deren Temperatur, Dynamik und Spurenbestandteile auf, was diese<br />
Regionen wissenschaftlich besonders interessant macht. Die polaren Regionen spielen z.B. auch<br />
eine große Rolle beim Verifizieren der Aussagen über zukünftige Trends der Lufttemperatur,<br />
der Winde und des Wasserhaushalts, die durch Modellrechnungen auf Großrechnern gewonnen<br />
werden. Dennoch sind bis heute weite Bereiche der arktischen und antarktischen Atmosphären<br />
viel weniger erforscht als die in mittleren und niedrigen Breiten. Das IAP hat sich daher schwerpunktsmäßig<br />
der Aufgabe verschrieben, diese Wissens-Lücken durch neue Beobachtungen und<br />
Prozessstudien zu verkleinern oder gar zu schließen.<br />
Es ist generell teuer, Zugang zu den polar gelegenen Bereichen der Atmosphäre zu erhalten.<br />
Für ein kleineres Forschungsinstitut wie es das IAP ist, war es daher wichtig, einen möglichst<br />
,,preiswerten” Zugang zur arktischen Atmosphäre zu finden. Diese Voraussetzung wird optimal<br />
von Nordskandinavien erfüllt, das, obgleich nördlich des Polarkreises gelegen, dennoch von<br />
Deutschland aus mit Auto, Lkw, Eisenbahn, vielfältigen Flugverbindungen und natürlich auch<br />
mit Schiff (Hurtigruten-Schiffe!) zu erreichen ist. Hinzu kommt, daß es dort gleich zwei Startplätze<br />
<strong>für</strong> Höhenforschungsraketen gibt, die unsere wissenschaftlichen Messinstrumente so hoch<br />
in die Atmosphäre tragen wie es unsere Interessen verlangen.<br />
ALOMAR: Vor diesem Hintergrund hat sich das IAP seit seiner Gründung 1992 stark <strong>für</strong> den<br />
Aufbau und den Betrieb einer zentralen Forschungsstation <strong>für</strong> Sondierungen der arktischen Atmosphäre<br />
bis 120 km Höhe engagiert. Diese ist seither unter dem Namen ALOMAR bekannt geworden<br />
und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft eines Raketenstartplatzes, der Andøya Rocket<br />
Range (ARR), auf der norwegischen Insel Andøya und damit 300 km nördlich des Polarkreises<br />
im europäischen Nordmeer.<br />
Eine Spezialität und Stärke der Station ist ihre Nutzung besonders leistungsfähiger Instrumente<br />
<strong>für</strong> die aktive Fernerkundung der mittleren Atmosphäre, also Radars und Lidars (Lidars<br />
sind ,,Radars”, die aber statt Radiowellen starke Lichtblitze aussenden). Im Vergleich zu<br />
passiven Fernmessmethoden ist der große Vorteil aktiver Fernmessungen, daß sie eine präzise<br />
Entfernungsmessung zu dem untersuchten atmosphärischen Objekt beinhaltet. Für die Lidars<br />
wurde 1993/94 von der ARR ein zentrales Observatoriums-Gebäude errichtet, das sog.<br />
ALOMAR-Observatorium (siehe Abb. 5.3). Das Gebäude bietet <strong>für</strong> bis zu 4 Lidars und mehrere<br />
Strahlungsmessgeräte die notwendige komplexe Infrastruktur, sowie <strong>für</strong> ihre Operateure exzellente<br />
Arbeitsbedingungen auch unter den manchmal schwierigen arktischen Wetterbedingungen.<br />
In seiner näheren Umgebung wurden auch die 4 Radargeräte und eine Ionosonde der Forschungsstation<br />
aufgebaut. Darüber hinaus beherbergt ALOMAR eine große Zahl passiv registrierender<br />
Meßinstrumente zur Untersuchung der Strahlung der Sonne, der terrestrischen Atmosphäre und<br />
des Nachthimmels und natürlich die Standard-Ausrüstung meteorologischer Feldstationen (siehe<br />
Tab. 4.1). Der größte Teil dieser Instrumentierung wird durch internationale <strong>Institut</strong>ionen<br />
bereitgestellt und betrieben. Von den Großgeräten der ALOMAR-Station hat das IAP die Systemführerschaft<br />
bei dem sehr leistungsfähigen ALOMAR Rayleigh/Mie/Raman-Lidar (siehe<br />
Kap. 6) und dem ALOMAR Saura-Radar (siehe Kap. 24), wobei gleichzeitig auch diese beiden Instrumente<br />
wieder in internationaler Zusammenarbeit aufgebaut wurden und auch heute noch so<br />
betrieben werden. Weitere Beiträge des IAP zur ALOMAR Instrumentierung sind das ALWIN-<br />
Radar, ein Meteor Radar und ein kleineres 2 MHz-Radar. Alle vom IAP auf ALOMAR betriebenen<br />
Instrumente zeichnen sich durch einen hohen Grad von automatisierter Datenaufnahme aus.<br />
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