Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
21 Photochemische Modellierung von Wasserdampf in der mittleren<br />
Atmosphäre<br />
(G. R. Sonnemann, U. Berger, M. Grygalashvyly)<br />
Der Wasserdampf der mittleren Atmosphäre ist der Schlüsselkonstituent zum Verständnis der<br />
chemischen Prozesse insbesondere in der Mesosphäre und oberen Stratosphäre. Der Grund<br />
hier<strong>für</strong> besteht primär darin, dass H2O die Hauptquelle der chemisch aktiven Wasserstoffradikale<br />
ist. Diese bestimmen so gut wie ausschließlich die katalytischen Verlustprozesse der so<br />
genannten Odd Oxygene, das sind die ungeradzahligen Sauerstoffverbindungen Ozon und der<br />
atomare Sauerstoff. Die Absorption von solarer UV-Strahlung durch Ozon stellt nun den dominierenden<br />
Energieinput in die mittlere Atmosphäre dar, der seinerseits die dynamischen Prozesse<br />
entscheidend mitbestimmt. Die dynamischen Prozesse, insbesondere der vertikale Wind, beeinflussen<br />
ihrerseits wesentlich die Wasserdampfverteilung, so dass in dieser Rückkopplung auch<br />
eine der Ursachen <strong>für</strong> die große Variabilität in der mittleren Atmosphäre gesucht werden muss.<br />
Es muss hierbei beachtet werden, dass die charakteristischen Zeitskalen bezüglich des vertikalen<br />
Transports und der Chemie des Wasserdampfs in der gleichen Größenordnung liegen.<br />
Abb. 21.1: Meridionalschnitt des Wasserdampfmischungsverhältnisses<br />
<strong>für</strong> Südsommer-Solstitium unter Bedingung niederer Sonnenaktivität.<br />
Der Modellierung der<br />
Wasserdampfverteilung auf<br />
der Basis unseres verbesserten<br />
3D-Modells der Dynamik<br />
und Chemie der<br />
mittleren Atmosphäre<br />
COMMA-IAP liegt folgende<br />
Motivation zu Grunde:<br />
Die Untersuchung von<br />
Phänomenen insbesondere<br />
wie NLC oder PMSE<br />
in unserem <strong>Institut</strong> erfordert<br />
auch die Kenntnis<br />
über die Wasserdampfkonzentration<br />
in Höhen oberhalb<br />
von 80 km. Dieser<br />
Höhenbereich kann aber<br />
durch Messungen bislang<br />
nicht oder nur ungenügend<br />
erfasst werden. Die Messungen<br />
(Okkultation und<br />
Mikrowellen) weisen unter-<br />
einander vor allem in der oberen Mesosphäre noch erhebliche Abweichungen auf. Es gibt eine<br />
Reihe von Beobachtungen sowohl von Okkultationsmessungen (HALOE) als auch Mikrowellenmessungen,<br />
die bislang nur unzureichend verstanden sind und auch nicht durch globale Modelle<br />
reproduziert werden konnten. Zu diesen Befunden zählen u.a. die sehr hochreichenden hohen<br />
Werte der H2O-Mischungsverhältnisse in hohen sommerlichen Breiten und die vertikale Doppelpeakstruktur<br />
mit Maxima im Stratopausenbereich und der oberen Mesosphäre. Der wesentliche<br />
Nachteil bisheriger Modelle bestand in der hohen Diffusivität des advektiven Transportschemas.<br />
Die numerische Diffusion insbesondere im Hinblick auf die starken Gezeitenwinde führte<br />
oberhalb der mittleren Mesosphäre zur Dissipation aller Konzentrationsgradienten. Durch die<br />
Implementierung des quasi diffusionsfreien Walcek-Schemas gelang es, raum-zeitliche Wasserdampfverteilungsmuster<br />
zu modellieren, die im wesentlichen den Beobachtungen entsprechen.<br />
Abb. 21.1 zeigt einen Breitenschnitt des zonalen Mittels des Wasserdampfmischungsverhältnisses<br />
<strong>für</strong> Südsommer-Solstitium bei niederer Sonnenaktivität. Es ist klar zu erkennen, dass gerade<br />
71