Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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22 Untersuchung des troposphärischen Aerosols innerhalb von<br />
EARLINET<br />
(M. Gerding, M. Alpers, R. Eixmann)<br />
Troposphärisches Aerosol ist <strong>für</strong> die Strahlungsbilanz<br />
der Erdatmosphäre von enormer Bedeutung.<br />
Trotzdem sind genaue Verteilung und Dynamik<br />
der Aerosole noch weitgehend unverstanden.<br />
1997 wurde deswegen mit Beteiligung des IAP<br />
das deutsche Lidarnetz (bestehend aus fünf Lidar-<br />
Stationen) zur Untersuchung des troposphärischen<br />
Aerosols gegründet. Dieses wurde im Jahr 2000<br />
durch das European Aerosol Research Lidar Network<br />
(EARLINET, siehe Abb. 22.1) ersetzt. Die<br />
Messungen bildeten die Grundlage <strong>für</strong> die Bestimmung<br />
von Extinktions- und Rückstreukoeffizienten<br />
des Aerosols. Bis zum Ende des EARLINET-<br />
Projekts im Januar <strong>2003</strong> wurde am IAP ein mehr<br />
als fünfjähriger Datensatz der Aerosolparameter<br />
über Kühlungsborn erhoben und ausgewertet.<br />
Nicht zuletzt aufgrund seiner leistungsfähigen,<br />
auf Strato- und Mesosphärenmessungen ausgerich-<br />
Abb. 22.1: Die 20 Lidarstationen des<br />
EARLINET-Projekts.<br />
teten Instrumentierung (siehe Kapitel 6) lieferte das IAP-RMR-Lidar einen besonderen Beitrag<br />
zum EARLINET. Die Rückstreuung von Aerosolen und Luftmolekülen wird auf den drei ausgesendeten<br />
Wellenlängen detektiert (355 nm, 532 nm und 1064 nm) und die Anwesenheit fester<br />
Aerosolpartikel über einen Depolarisationskanal nachgewiesen. Die Extinktion kann während<br />
der Nachtstunden über die Raman-Rückstreuung bei zwei weiteren Wellenlängen (387 nm und<br />
607 nm) bestimmt werden.<br />
Die Schwerpunkte der EARLINET-Messungen bildeten die regelmäßigen einstündigen Sondierungen<br />
<strong>für</strong> die Aerosol-Klimatologie, Messungen bei Hochdruckwetterlagen und bei besonderen<br />
Ereignissen wie durchziehendem Saharastaub. Innerhalb des EARLINET wurde zudem ein<br />
Algorithmenvergleich mit künstlichen Daten durchgeführt, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse<br />
(Rückstreukoeffizient, Extinktionskoeffizient) sicherzustellen. Die Auswerte-Algorithmen<br />
des IAP-RMR-Lidars erzielten dabei gute Ergebnisse (Matthias et al., Appl. Opt., 43, 961–976,<br />
2004). Ein Lidar-Gerätevergleich fand bereits zwischen 1998 und 2001 statt.<br />
Zusammen mit den Sondierungen aus dem deutschen Lidarnetz besteht am IAP eine rund<br />
fünfjährige Messreihe der vertikalen Aerosolverteilung in der Troposphäre. Zur Erstellung der<br />
Aerosol-Klimatologie wurden Lidar-Sondierungen regelmäßig an drei Terminen pro Woche durchgeführt<br />
(zweimal nach Sonnenuntergang, einmal mittags). In Abbildung 22.2 ist die Aerosol-<br />
Rückstreuung <strong>für</strong> die fünf Messjahre getrennt nach Grenzschicht und freier Troposphäre dargestellt.<br />
Als Grenzschicht bezeichnet man die unteren 1-2 km der Atmosphäre, die noch stark<br />
vom Erdboden beeinflusst sind. Man erkennt, dass im Sommer der Aerosol-Rückstreukoeffizient<br />
innerhalb der Grenzschicht meist höher ist als im Winter. Durch die im Sommer typischen<br />
Westwind-Wetterlagen kommt es in dieser Zeit zu einem verstärkten Aerosoleintrag vom Boden<br />
in die Atmosphäre. Der Transport kleinster Wassertröpfchen und Seesalz-Partikel in die<br />
Atmosphäre spielt am Standort Kühlungsborn eine zusätzliche Rolle. Aufgrund von Konvektion<br />
ist die Grenzschicht zudem weiter ausgedehnt und durchmischt. Oberhalb der Grenzschicht ist<br />
eine saisonale Variation des Rückstreukoeffizienten mit Minimum im Winter nur schwach zu<br />
erkennen. Hier überwiegen kurzfristige Schwankungen.<br />
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