29.12.2012 Aufrufe

Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

39 Zum Jahresgang der nichtmigrierenden ganztägigen Gezeit<br />

(U. Achatz, N. Grieger, G. Schmitz, B. Wecke)<br />

Die solaren Gezeiten in der Atmosphäre sind Wellen in allen dynamischen Feldern, die sich mit<br />

Perioden von einem Tag (ganztägige Gezeit) oder seinen höheren Harmonischen um den Erdball<br />

bewegen. Sie werden durch den Tagesgang der solaren Erwärmung der unteren Atmosphäre<br />

und die nachfolgende Ausbreitung der damit angetriebenen Strukturen in die höheren Schichten<br />

verursacht. In Bezug zur scheinbaren Bewegung der Sonne werden die Gezeiten in Komponenten<br />

unterteilt. Der Anteil, der sich synchron mit der Sonne bewegt, wird als migrierende Gezeit<br />

bezeichnet. Alle andere fallen unter die Klasse der nichtmigrierenden Gezeiten. Diese können<br />

sowohl stehende Wellen sein, als auch solche mit auf die geographische Länge bezogenen zonalen<br />

Wellenzahlen 1,2 usw., die sich sowohl westwärts als auch ostwärts um die Erde ausbreiten.<br />

Aufgrund der abnehmenden Dichte der Atmosphäre nimmt das Gezeitensignal nach oben zu,<br />

so dass es in der mittleren Atmosphäre einen wesentlichen Anteil der beobachteten Variabilität<br />

darstellt. Wegen ihrer Bedeutung <strong>für</strong> die Interpretation lokaler Gezeitenmessungen (z.B. Grieger<br />

et al., J. Atmos. Sol.-Terr. Phys., 64, <strong>2002</strong> ) ist die Dynamik der nichtmigrierenden Gezeiten<br />

ein Hauptthema der gegenwärtigen Forschung zur mittleren Atmosphäre.<br />

Eine interessante Frage auf diesem Gebiet ist der Einfluss der quasi-stationären Wellen,<br />

d.h. der z.B. topographisch bedingten, zeitlich nur saisonal veränderlichen längenabhängigen<br />

Strukturen. Die Wechselwirkung zwischen stationären Wellen und Gezeiten wird in vollständiger<br />

Weise in einem allgemeinen Zirkulationsmodell (GCM) reproduziert. Da aber in solchen<br />

nichtlinearen Modellen Ursache und Wirkung nicht eindeutig getrennt werden können, wurde<br />

ein lineares Gezeitenmodell entwickelt, das den gesamten Höhenbereich vom Erdboden bis zur<br />

Thermosphäre beschreibt. Eine wichtige Neuerung gegenüber anderen veröffentlichten Modellen<br />

ist, dass in diesem gleichzeitig der Einfluss der stationären Wellen berücksichtigt werden kann,<br />

was durch die Verwendung geeigneter Lösungstechniken <strong>für</strong> schwachbesetzte lineare Probleme<br />

in Kombination mit einem zugehörigen adjungierten Modell gelingt. Mithilfe des linearen Modells<br />

wurden Gezeitensimulationen in dem GCM von Volodin und Schmitz (Tellus, 53A, 2001 )<br />

interpretiert (Grieger et al., J. Atmos. Sol.-Terr. Phys., in Druck, 2004 ). Dazu wurden aus<br />

einem zehnjährigen saisonalen Lauf des GCMs Monatsmittel <strong>für</strong> Winde und Temperatur, alle<br />

Anteile der Gezeitenheizung, sowie der Gezeiten selbst ermittelt. Für jeden Monat wurde im<br />

linearen Modell das diagnostizierte Monatsmittel des GCMs als Referenzzustand verwendet, das<br />

dann mit der entsprechenden Gezeitenheizung angetrieben wurde, um so die monatsabhängige<br />

lineare Gezeit zu bestimmen. Der Einfluss der stationären Wellen wurde überprüft, indem ihr<br />

Anteil in der Referenzatmosphäre in zwei parallelen Rechnungen entweder berücksichtigt oder<br />

vernachlässigt wurde. Des weiteren wurde der Gezeitenantrieb in seinen migrierenden und nichtmigrierenden<br />

Anteil aufgespalten und jeweils getrennt der Anteil der linearen Gezeit bestimmt,<br />

der in separater Reaktion auf einen dieser Anteile entsteht.<br />

Zur besseren Einordnung unserer Ergebnisse in den Beobachtungsbefund wurde zusätzlich<br />

im besonderen der Jahresgang der nichtmigrierenden ganztägigen Gezeit in Mesopausennähe<br />

untersucht. In allen von uns untersuchten Fällen zeigt sich eine gute Übereinstimmung zwischen<br />

der aus dem GCM diagnostizierten Gezeit und dem mittels der aus dem GCM diagnostizierten<br />

Gezeitenheizung und längenabhängigen Referenzatmosphäre mit dem linearen Modell ermittelten<br />

Ergebnis. Dies gilt sowohl <strong>für</strong> den migrierenden als auch <strong>für</strong> den nichtmigrierenden Anteil.<br />

Als Beispiel ist in Bild 39.1 <strong>für</strong> die Anteile W2 (westwärts laufende Welle 2) und O3 (ostwärts<br />

laufende Welle 3) der Jahresgang der Amplitude der nordwärts gerichteten Windkomponente bei<br />

der Höhe 92, 5 km gezeigt. Die Breitenstruktur der Amplituden zeigt eine Konzentration auf die<br />

Tropen ähnlich der klassischen migrierenden Gezeit, <strong>für</strong> die polwärts einer kritischen Breite von<br />

±30 ◦ eine vertikale Ausbreitung der Wellen nicht mehr möglich ist. Hinsichtlich des saisonalen<br />

Verhaltens erkennt man die Überlagerung einer Jahres- und einer Halbjahresschwingung, ähnlich<br />

dem bekannteren Verhalten der migrierenden Gezeit.<br />

110

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!