Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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14 Lidar-Messungen von Temperaturen und Schwerewellen über<br />
ALOMAR<br />
(S. Loßow, A. Schöch, G. Baumgarten, G. Birkeli, G. von Cossart, J. Fiedler, U. von Zahn)<br />
Die Ableitung von Temperaturprofilen<br />
aus den gemessenen Profilen der relative<br />
Dichte und deren Analyse ist<br />
eines der wissenschaftlichen Hauptziele<br />
des ALOMAR RMR-Lidars. Insgesamt<br />
wurden in den beiden zurückliegenden<br />
Jahren rund 2100 Stunden<br />
Temperaturdaten mit beiden Systemen<br />
des ALOMAR RMR-Lidars<br />
aufgenommen. Abbildung 14.1 gibt<br />
als Beispiel die Temperaturentwicklung<br />
<strong>für</strong> Januar und Anfang Februar<br />
<strong>2003</strong> über ALOMAR und über<br />
der Esrange (Nordschweden, 67,9 ◦ N,<br />
21,1 ◦ O) wieder. Diese Daten wurden<br />
im Rahmen eines gemeinsamen Pro-<br />
Abb. 14.1: Zeitreihe der Nachtmittel-Temperaturen über<br />
ALOMAR und der Esrange im Winter <strong>2003</strong>.<br />
jekts des ALOMAR RMR-Lidars und des Esrange UBonn Lidars aufgenommen und umfassen<br />
den Höhenbereich zwischen 30 km und 75 km bzw. 65 km. Anfang Januar lässt sich im<br />
Höhenbereich um 45 km ein ausgeprägter Temperaturanstieg erkennen. Solche so genannten<br />
Stratosphären-Erwärmungen treten regelmäßig im Winter auf und werden durch Veränderungen<br />
in der großräumigen Zirkulation der Atmosphäre hervorgerufen. Durch die veränderte Temperaturstruktur<br />
werden auch andere Phänomene der polaren Winteratmosphäre beeinflusst, wie<br />
zum Beispiel polare Stratosphärenwolken und der damit verbundene katalytische Ozonabbau<br />
(Ozonloch).<br />
Die Temperaturstruktur der mittleren Atmosphäre wird maßgeblich durch Wellen bestimmt.<br />
Besonders wichtig sind dabei die so genannten Schwerewellen, die in der Troposphäre und unteren<br />
Stratosphäre durch verschiedene Prozesse angeregt werden und sich dann vertikal und horizontal<br />
in der Atmosphäre ausbreiten. Dabei sorgen sie <strong>für</strong> einen Transport und eine Umverteilung von<br />
Energie und Impuls und haben so einen großen Einfluss auf die Zirkulation der Atmosphäre.<br />
Anhand der mit Hilfe der Lidar-Messungen gewonnenen Temperaturdaten können solche Wellen<br />
beobachtet und untersucht werden.<br />
Die Untersuchung der Schwerewellen über dem ALOMAR-Observatorium hat in den letzten<br />
zwei Jahren einen großen Stellenwert eingenommen und wurde in Einzelstudien oder kampagnenweise<br />
(z.B. Messkampagne Sommer <strong>2002</strong>) realisiert. Der Anteil der Schwerewellen an einem<br />
beobachteten Temperaturprofil lässt sich separieren, indem die Differenz zum Hintergrund-<br />
Temperaturprofil gebildet wird. Aus den so gewonnenen Temperaturabweichungen lassen sich<br />
direkt oder aus ihrem zeitlichen Verlauf verschiedene Schwerewellen-Parameter bestimmen. Hierzu<br />
gehören die Amplitude, vertikale Wellenlänge, Periode und vertikale Phasengeschwindigkeit.<br />
Zur spektralen Analyse der Temperaturabweichungen wird die Wavelet-Transformation genutzt,<br />
die sowohl die Information über den Frequenzgehalt des Datensatzes, als auch die Lokalisierung<br />
der einzelnen Frequenzanteile liefert. Dies bietet den Vorteil den Höhen- bzw. Zeitverlauf von<br />
Schwerewellen-Perioden und -Wellenlängen charakterisieren zu können.<br />
Im Rahmen der gemeinsamen Winterkampagne <strong>2003</strong> mit dem UBonn Lidar auf der Esrange<br />
wurden Fallstudien zum Einfluss des skandinavischen Bergrückens auf Schwerewellen durchgeführt,<br />
um speziell die orographische Anregung von Schwerewellen zu untersuchen. Abbildung<br />
14.2 zeigt die abgeleiteten Temperaturprofile einer solchen gemeinsamen Messung<br />
vom 19./20. Januar <strong>2003</strong>, bei der beide Lidarinstrumente mehr als sieben Stunden gleichzeitig<br />
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