Institutsbericht 2002/2003 - Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik ...
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29 Einfluss von Wind und Wellen auf PMSE und MSE<br />
(O. Zeller, J. Bremer, P. Hoffmann, R. Latteck)<br />
Starke Radarechos in der sommerlichen Mesosphäre, die vor allem in polaren Breiten (PMSE)<br />
und schwächer ausgeprägt in mittleren Breiten (MSE) auftreten, sind wesentlich auf Eisteilchen<br />
angewiesen. Deren Auftreten hängt stark von der Temperatur ab. Nun wird erwartet, dass<br />
bei einem Wind von Norden kältere Luft herangeführt wird und von Süden wärmere Luft. In<br />
kälterer Luft wird die Bildung von Eisteilchen und somit (P)MSE begünstigt bzw. es werden<br />
bereits bestehende (P)MSE verstärkt oder bei anhaltendem Nordwind auch (P)MSE von Norden<br />
herangeführt. Umgekehrt begünstigt wärmere Luft die Auflösung bzw. Schwächung oder bei<br />
anhaltendem Südwind den Abzug von (P)MSE.<br />
Mit Hilfe einer Stichtaganalyse wird die obige<br />
Annahme getestet (Abb. 29.1). Hier wurden<br />
die meridionale Windkomponente v in<br />
84 − 88 km (MF-Radar bzw. Meteor-Radar<br />
Juliusruh) und die zugehörige MSE-Häufigkeit<br />
(OSWIN-Radar in Kühlungsborn) <strong>für</strong> 26 jeweils<br />
7-tägige Intervalle aus den Sommermonaten<br />
der Jahre 1998 und 2000 – <strong>2002</strong> ausgewählt,<br />
bei denen am Stichtag Null ∆v von Nord- nach<br />
Südwind wechselt (Abb. 29.1 oben). ∆v ist dabei<br />
die Abweichung vom mittleren Wind der<br />
jeweiligen Intervalle. Auffallend ist das MSE-<br />
Maximum am Stichtag Null. Der untere Teil<br />
von Abb. 29.1 zeigt die Auswahl von v und<br />
der zugehörigen MSE-Häufigkeit <strong>für</strong> 25 Intervalle<br />
aus demselben Zeitbereich, bei denen allerdings<br />
∆v am Stichtag Null von Süd- nach<br />
Nordwind wechselt. Hier wird erwartungsgemäß<br />
ein MSE-Minimum um den Stichtag Null beobachtet.<br />
Im Falle periodischer Schwankungen von<br />
Wind und (P)MSE mit der Periode T kommt es<br />
also zu einer Phasenverschiebung T/4 zwischen<br />
der (P)MSE-Häufigkeit und ∆v.<br />
Der oben beschriebene Zusammenhang zwischen<br />
der Schwankung des meridionalen Windes<br />
v und der (P)MSE-Häufigkeit wird auch bei den<br />
Abb. 29.1: Mittlere Variationen von MSE (rot)<br />
und Wind nach Stichtaganalyse aus 26 (oben)<br />
bzw. 25 (unten) Einzelintervallen, weitere Einzelheiten<br />
siehe Text<br />
atmosphärischen Gezeiten erwartet. Zur Untersuchung dieser Vermutung wurden Kreuzkorrelationen<br />
zwischen den Stundenmittelwerten der PMSE-Stärke (SNR aus Messungen mit dem<br />
ALWIN-Radar in Andenes) und den entsprechenden Winddaten (MF-Radar Andenes) <strong>für</strong> eine<br />
Höhe von ca. 84 − 86 km aus dem Zeitraum vom 01.06. – 22.08.<strong>2002</strong> durchgeführt. Abb. 29.2<br />
zeigt das Ergebnis dieser Kreuzkorrelationen <strong>für</strong> zeitliche Verschiebungen zwischen -12 und +12<br />
Stunden, der untere Teil unter Benutzung von v, der obere Teil dieser Abbildung unter Benutzung<br />
der zonalen Windkomponente u. Dabei zeigt sich, dass bei einer zeitlichen Verschiebung<br />
∆t von ca. 3 h die stärkste negative Korrelation zwischen PMSE(t) und v(t − ∆t) auftritt, was<br />
bei einer dominierenden 12-stündigen Gezeitenkomponente einer Phasenverschiebung um T/4<br />
entspricht. Zu erkennen ist die Dominanz der 12h-Gezeit aus der Periodizität der dargestellten<br />
Korrelationswerte, aber auch aus dem zeitlichen Unterschied der Kreuzkorrelationen mit u und<br />
v von etwa 3 h. Diese Phasendifferenz wird bei einer 12h-Gezeit mit zirkularer Polarisation<br />
erwartet.<br />
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