Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

3) Pergamon und Attalidenreich: Inschriften und Fundmünzen
Pergamon kommt wegen seiner herausragenden Rolle als hellenistische
Residenzstadt und römische Metropole besondere Bedeutung für die altertumswissenschaftliche
Forschung zu. Die Kommission wird deshalb
ihre langjährige Zusammenarbeit mit der dortigen DAI-Grabung weiterführen.
Wesentliche Ziele der nächsten Jahre sind in der Epigraphik die
Vorlage der noch unpublizierten Inschriften, die Veröffentlichung eines
Gesamtverzeichnisses der für das Supplement zum Corpus der Inschriften
von Pergamon vorgesehenen Texte im Internet sowie im Hinblick auf
die Pensionierung von H. Müller im Jahr 2012 die Einbindung jüngerer
Wissenschaftler in das Projekt. Neu begonnen wurde 2008 die Aufarbeitung
der seit längerer Zeit vernachlässigten Fundmünzen von Pergamon
(Grabung und Surveys in Atarneus und Elaia), die elektronisch publiziert
werden und zugleich für weiterführende historische Fragestellungen
ausgewertet werden sollen.
a) Inschriften
H. Müller wird nach Abschluss der Präsentation der Ehren- und Weihinschriften
sowie der Ephebenlisten im Internet vorrangig noch nicht
oder noch nicht abschließend bearbeitete Dokumente öffentlichen
Charakters aus der hellenistischen, vor allem aber der römischen Zeit
in Angriff nehmen. Dazu gehören mehrere Stücke von herausragendem
historischem Interesse wie das Astynomengesetz, Vespasians
Ärzte- und Lehrererlass oder der Rechte und Pflichten der städtischen
Bank regelnde Brief wohl Hadrians, aber auch extrem fragmentiert
erhaltene kaiserzeitliche Satzungen (der Gerusie?). Die Vorbereitung
dieser komplexen Texte für die Neuedition wird etwa ein Jahr in Anspruch
nehmen. Die Bearbeitung einiger kaiserzeitlicher Fragmente
aus dem Asklepieion wurde von L. Meier übernommen.
Parallel zu diesen Arbeiten am Corpus der Inschriften von Pergamon
sollen Studien zur attalidischen Geschichte sowie die eigenständige
Publikation bedeutenderer Neufunde stehen: Die in den vergangenen
Jahren begonnenen Untersuchungen zu den Institutionen und zur
Herrschaftsorganisation des Attalidenreiches werden fortgesetzt mit
der Veröffentlichung der Mitgliederliste eines Kultvereins von Asklepiasten
sowie von deren – allerdings nur bruchstückhaft lesbaren – lex
sacra aus einer attalidischen Festung im Yünt-Dağ. Für 2010 ist
daneben die Vorlage eines kaiserzeitlichen Grabepigramms auf einen
pergamenischen Politiker vorgesehen, dem ein Orakelspruch Apollons
beigefügt ist; daran anschließen soll die Publikation der Aufschrift einer
stark zerstörten, vielleicht Pompeius gewidmeten Statuenbasis
sowie fragmentarischer Dekrete der hellenistischen Zeit.
b) Fundmünzen
Die im Rahmen der Pergamongrabung angefallenen Fundmünzen sind
seit Ende der 1990er Jahre nicht mehr numismatisch bearbeitet worden.
Auch die seit 1985 gefundenen Münzen wurden zwar in einer
Kartei erfasst, aber nicht ausgewertet und publiziert. Dazu kommen
seit 2006 die Fundmünzen der Surveys in Elaia und Atarneus. Diese
Altbestände sollen zusammen mit den laufenden Neufunden aufgearbeitet
und publiziert werden. Andererseits soll das Material genutzt
werden, um am Beispiel einer der bedeutendsten Städte des Hellenismus
und der Kaiserzeit Erkenntnisse zu grundlegenden Fragen der
Forschungsplan
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