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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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Die fast 20 m hohe Festung Qala’ e Ekhtyaruddin liegt an der Schnittstelle<br />

des Ovals von Kohandaz und der Altstadt. Hier wurde 2005 ein<br />

Areal im oberen Teil der Festung für eine Sondage ausgewählt, die<br />

2008 mit Erreichen des gewachsenen Bodens in einer Tiefe von<br />

13,5 m (919 m ü NN) unter der Oberfläche abgeschlossen wurde.<br />

2007 wurden hier inmitten eines 2,5 m unterhalb der Oberfläche<br />

(929,50 m) zutage gekommenen Lehm- und Lehmziegelmassivs<br />

erstmals Lehmziegelmauern und Nutzungsschichten erreicht<br />

(927,70 m). Aus ihnen stammen neben zahlreichen Scherben und<br />

Knochen eine Pfeilspitze und Klingen aus Bronze, Webgewichte und<br />

Perlen. 2008 fand sich im Profil ein bronzenes Stempelsiegel mit geometrischem<br />

Dekor. Die Keramik wie die erwähnten Funde aus den<br />

Ascheschichten implizierten eine Datierung in die achämenidische<br />

Zeit. Parallelen finden sich in Ai Khanoum, Kandahar und Balkh. Da<br />

die lange zeitliche Lücke vom zwischen den Schichten oberhalb und in<br />

der Plattform (13./ 14. Jh. n. Chr., bzw. 5. Jh. v. Chr.) erhebliche<br />

Fragen aufwirft und das Fehlen guter Kontexte sowie die mangelnde<br />

Kenntnis der lokalen unglasierten Keramik aus der islamischen Zeit<br />

Unsicherheitsfaktoren darstellen, wurden 2007 drei Holzkohleproben<br />

aus den Ascheschichten entnommen. Alle haben Datierungen vom 8.<br />

– 5. Jh. v. Chr. ergeben (die Hölzer wurden von Dr. R. Neef und Dr.<br />

U. Heußner, Zentrale DAI, als Tamariske, Akazie und Frasavius bestimmt<br />

und im C14-Labor in Kiel datiert, sie bestätigen somit den<br />

zeitlichen Ansatz).<br />

Entsprechende Keramiktypen wurden inzwischen auch in den Schnitten<br />

2 und 4 in der Zitadelle und in Kohandaz gefunden (s.o.). Damit<br />

konnte erstmals der archäologische Nachweis einer vor-islamischen<br />

Besiedlung in Herat erbracht werden.<br />

Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt liegt seit 2007 bei einer neu entdeckten<br />

Toranlage im Norden der Zitadelle. Bereits 2007 wurde hier<br />

ein Turm mit Resten einer großflächigen ornamentalen Wandverkleidung<br />

gefunden. 2008 wurde der Bereich nun großflächig ausgegraben.<br />

Vor dem mit einem Spitzbogen versehenen Eingangstor zeichnet<br />

sich im Plan ein kreuzförmiger Raum mit vier Spitzbogengewölben -<br />

dem Zugang von Norden, dem heute noch erhaltenen Zugang mit<br />

Spitzbogentor in die Zitadelle und zwei seitlichen Durchgängen zu den<br />

Türmen - ab. Der Zentralraum war wahrscheinlich mit einer in Ringschichten<br />

errichteten Flachkuppel überdacht. Die hinter dem Spitzbogenportal<br />

liegenden Räume und der ins Innere der Festung führende<br />

Gewölbegang wurden bei der Errichtung eines neuen Turmes (XVIII)<br />

im 18. Jh. zugesetzt.<br />

Die Mauern stehen nach erfolgter Ausgrabung nun bis zu 6 m hoch<br />

an, sie können vier Bauphasen zugeordnet werden. Der größte Teil<br />

der freigelegten Strukturen datiert in die Zeit des Neubaus der Festung<br />

unter Shah Rukh ab 1415/ 6. In verschiedenen Bauteilen ist jedoch<br />

eine ältere Bauphase feststellbar. Damit wird die Vermutung<br />

unterstützt, dass - anders als in den historischen Quellen nachzulesen<br />

- bereits vor Shah Rukh gebrannte Ziegel als Baumaterial an der Zitadelle<br />

verwendet wurden (B. O`Kane, Timurid Architecture in Khorasan,<br />

1987, 115).<br />

Von besonderer Bedeutung ist, dass die zwei vorgelagerten Türme<br />

durch Vorräume untereinander und mit der Festungsmauer verbunden<br />

waren. Dieser Befund ist nicht nur statisch relevant. Er erlaubt<br />

darüber hinaus auch die Rekonstruktion eines erhöhten Wehrgangs,<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 361

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