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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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Naqada IID-Gräbern in der unterschiedlichen Positionierung von Vorratsgefäßen<br />

im Norden und wertvolleren Beigaben um den Sarg im Süden<br />

der Gräber zu beobachten. Die Entwicklung setzt sich, verbunden<br />

mit einer rasanten Erhöhung der Beigabenmenge, bis in frühdynastische<br />

Zeit fort. Die Ausstattung des spätprädynastischen Grabes U-j (Naqada<br />

IIIA1) mit über 1500 Gefäßen (davon ca. 700 aus der südlichen Levante<br />

importiert und mit Wein gefüllt) vermittelt einen Eindruck von der als für<br />

die Jenseitsversorgung für nötig erachteten Beigabenmenge. Zugleich ist<br />

das ausschließliche Vorkommen von ziegelausgemauerten Gräbern ab<br />

dieser Zeit ein weiteres Zeichen für den Elitecharakter des Friedhofs,<br />

denn in anderen Gräberfeldern werden die Bestattungen weiterhin nur<br />

auf eine Matte gebettet und/oder mit einer solchen abgedeckt. Die<br />

jüngsten Gräber verbinden den Friedhof U auch topographisch mit den<br />

etwas südlicher gelegenen Gräbern des Irj-Hor, Ka und Narmer (Dynastie<br />

0), sowie der Grabanlage des Aha. Diese Belegungsrichtung wird<br />

auch bei den folgenden Königsgräbern der 1. Dynastie beibehalten. Die<br />

Tradition Umm el-Qaabs als Bestattungsplatz der Elite ist damit zumindest<br />

bis in die Naqada IID-Zeit zurückzuverfolgen.<br />

Eine wichtige Rolle für das Verständnis spielt das bisher noch weitgehend<br />

unbekannte Verhältnis zwischen der Naqada- und der unterägyptischer<br />

Maadi-Kultur, für das sich einerseits Hinweise in Befunden in Buto<br />

und Maadi finden, andererseits aber auch im Friedhof U (und anderen<br />

oberägyptischen Gräberfeldern), so z.B. in Gräbern der Naqada IIA/B-<br />

Zeit durch Importe oder Nachahmungen unterägyptischer Gefäße, ab<br />

Naqada IIC (offensichtlich im Zusammenhang mit der Gründung von<br />

Naqada-Siedlungen im östlichen Nildelta, z.B. Minshat Abu Omar oder<br />

Tell el-Farkha) indirekt durch eine wachsende Zahl von aus der südlichen<br />

Levante importierten Gefäßen und schließlich in der frühen Naqada<br />

III-Zeit durch die Nennung von Buto und Bubastis als wahrscheinliche<br />

Herkunftsorte von Warenlieferungen für die Ausstattung des Grabes U-j.<br />

Ein weiterer Fragenkomplex eröffnet sich im Spektrum der verschiedenen<br />

Materialien, die zu Objekten verarbeitet oder als Rohstoffe in den<br />

Gräbern des Friedhof U erscheinen. Hier spiegelt sich nicht nur ein im<br />

Laufe der Zeit zunehmender und über das eigentliche Niltal hinausgreifender<br />

Umfang der zur Verfügung stehenden Ressourcen wieder, sondern<br />

es zeigen sich auch Unterschiede zwischen der Naqada-Kultur und<br />

Unterägypten, z.B. zu den Befunden aus der Siedlung in Maadi, die auf<br />

zunächst unterschiedliche Netzwerke der Rohversorgung verweisen. Die<br />

unterägyptischen Kontakte scheinen dabei etwa ab der Mitte des 4. Jts.<br />

von der Naqada-Kultur übernommen worden zu sein. Solche Veränderungen<br />

sind jedoch nicht nur bei Materialien festzustellen, die aus überregionalen<br />

Verbindungen stammen müssen, wie Lapislazuli, Türkis,<br />

Obsidian u.a., sondern auch beim Vorkommen von aus der ägyptischen<br />

Ostwüste stammenden Rohstoffen, wie z.B. verschiedene Gesteine für<br />

die Gefäß- und Perlenproduktion, Harze, Mineralien und Metalle (Gold,<br />

Silber Kupfer). In oberägyptischen Grabinventaren ist im Laufe der Zeit<br />

eine wachsende Vielfalt an Materialien zu beobachten die einerseits mit<br />

einer Ausweitung des Einflussbereichs der Naqada-Kultur in die Ostwüste,<br />

aber auch mit den gesellschaftlichen Veränderungen im Niltal zu parallelisieren<br />

ist. In spätprädynastischer Zeit waren die<br />

Herrschaftsstrukturen dann offensichtlich so weit gefestigt, dass sie einen<br />

direkten Zugriff auf die Rohstoffe in den Minengebieten erlaubten.<br />

Ein als Herkunftsort des Malachits in Gräbern des Friedhofs U identifizierter<br />

Fundplatz in der Ostwüste gehört in diesen Zeithorizont.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 397

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