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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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zugänglichen Teil der Siedlung durch, die einerseits den dort noch erhaltenen<br />

Bestand archäologischer Hinterlassenschaften feststellen und damit<br />

bei einer geplanten Unterschutzstellung des Gebietes helfen sollten,<br />

zudem aber auch die Möglichkeit boten, die Siedlungssituation zumindest<br />

punktuell noch einmal näher zu beleuchten und vor allem Informationen<br />

zur Stratigraphie der Siedlung, die bei den Altgrabungen<br />

weitgehend unbeobachtet geblieben war, und zu möglichen Unterschieden<br />

in der Nutzung der verschiedenen Siedlungsareale zu sammeln.<br />

Das sich ergebende Bild der Siedlung unterscheidet sich zwar nicht wesentlich<br />

von dem aus den Altgrabungen gewonnenen, relativiert jedoch<br />

einige frühere Vermutungen. Ökonomische Grundlage der von savannenartigem<br />

Busch- und Baumbestand umgebenen Siedlung war wahrscheinlich<br />

die Landwirtschaft: Emmer, Gerste und einige Hülsenfrüchte<br />

sind nachgewiesen, Sichelklingen und Reibplatten stellen einen wesentlichen<br />

Teil des Fundinventars. Ziegen, Schafe, Schweine und Rinder wurden<br />

gehalten und auch der Fischfang spielte eine beträchtliche Rolle.<br />

Außer auf Wasservögel hatte die Jagd dagegen kaum eine Bedeutung.<br />

Die Siedlung bestand vorwiegend aus leichten Hütten, Windschirmen<br />

und eingezäunten, wohl als Tierpferche genutzten Bereichen. Feuerstellen,<br />

z.T. von Steinen umgeben, Vorratsgruben verschiedener Größe, in<br />

den Boden eingetiefte Vorratsgefäße und kleine, mit Lehm ausgestrichene<br />

Gruben und häufig verziegelten Wandungen, wahrscheinlich zum Kochen<br />

benutzt, vermitteln einen Eindruck von den Lebensumständen der<br />

Bewohner. Wolle und Leder wurden verarbeitet, neben Flint- und Knochengeräten<br />

wurde wahrscheinlich auch ein Großteil der Keramik in der<br />

Siedlung hergestellt, ebenso wie Schmuck und vielleicht auch einfache<br />

Gefäße aus Kalkstein.<br />

Maadi ist zudem die bisher einzige prädynastische Siedlung in Ägypten,<br />

in der (bei den Altgrabungen) eine nennenswerte Zahl an Kupferobjekten,<br />

u.a. auch Barren, und eine größere Menge Kupfererz (Malachit) zutage<br />

kamen und gilt seither als Zentrum der ägyptischen<br />

Kupferversorgung im 4. Jt.. Außer kleinen Perlen geschmolzenen Kupfers<br />

aus den früheren, wie auch aus den neuen Grabungen, gibt es jedoch<br />

bisher keine Hinweise auf eine Kupferverarbeitung oder sogar<br />

-verhüttung in der Siedlung. Ein 2006 durchgeführter Versuch, dieser<br />

Frage mit Magnetometermessungen nachzugehen und auf Schlackekonzentrationen<br />

o. ä. hinweisende Anomalien im Siedlungsgebiet festzustellen,<br />

schlug wegen der massiven Störung der Messergebnisse durch im<br />

Boden verborgenes Alteisen fehl.<br />

Neben Kupferobjekten und –erz fanden sich in Maadi jedoch verschiedene<br />

andere importierte Objekte oder Materialien, die einerseits auf Verbindungen<br />

zur oberägyptischen Naqada-Kultur und andererseits zur<br />

südlichen Levante verweisen. Aus Oberägypten stammen z.B. Flintmesser<br />

und Keramik, daneben finden sich aber auch lokale Nachahmungen<br />

oberägyptischer Gefäße. Kontakte nach Südpalästina zeigen sich nicht<br />

nur durch verschiedene Funde, sondern auch in einigen ungewöhnlichen<br />

Baustrukturen, die halbunterirdisch angelegt und z.T. in Steinbauweise<br />

ausgeführt einen scharfen Kontrast zu den erwähnten ebenerdigen Hütten<br />

bilden. Während aus anderen ägyptischen Fundorten bisher keine<br />

derartigen Bauten bekannt sind, finden sie Parallelen in den für die chalkolithische<br />

Beersheba-Kultur Südpalästinas typischen Höhlenbehausungen<br />

und in Steinbauten in palästinensischen FB IA-Siedlungen.<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 409

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