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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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sind. Gerade solche groß angelegten Unternehmungen sind angesichts des<br />

Reichtums und der Komplexität dieser archäologischen Stätten naturgemäß für<br />

zahlreiche Aspekte im weiten Aufgabenspektrum der Ägyptischen Archäologie<br />

fruchtbar.<br />

2) Forschungsschwerpunkte<br />

Es lassen sich in der Arbeit der Abteilung Leitfragen definieren, die der Akzentsetzung<br />

und Weiterentwicklung der laufenden Projekte zugrunde liegen und<br />

die gleichzeitig Achsen der Vernetzung und damit der gegenseitigen Befruchtung<br />

zwischen den Projekten bilden. Für die aktuelle Arbeit der Abteilung und<br />

ihre Fortentwicklung in der unmittelbaren Zukunft sind fünf solche Leitfragen<br />

benennen.<br />

a) Siedlungen, Siedlungsnetzwerke, Raumerschließung und Landschaftsgeschichte<br />

Nachdem die ägyptische Archäologie lange Zeit unter einem einseitigen Fokus<br />

auf Monumentalbauten der rituellen Sphäre litt, ist die Archäologie der<br />

Siedlungen seit den 60er Jahren als zentrales Desiderat der Forschung mit<br />

weitreichenden Auswirkungen auf Charakter und Struktur der Disziplin erkannt.<br />

Auch heute noch muss das Gebiet der Siedlungsarchäologie in Ägypten<br />

als Feld höchsten Innovationspotentials begriffen werden. Dabei<br />

zeichnen sich gleichwohl neue Aufgabenstellungen ab. Während seit den<br />

60er Jahren die Archäologie der Siedlungen ganz unter dem Paradigma der<br />

Stadtforschung stand und damit der Erforschung einzelner Plätze und insbesondere<br />

ihrer für den Stadtcharakter signalträchtigen Elemente (Stadtmauern,<br />

öffentliche Bauten, etc.) beschränkt blieb, ist heute die<br />

Erforschung der Besiedelung im regionalen Maßstab als ergänzendes und<br />

ganz neues Aufgabengebiet erkennbar.<br />

Ziel muss es hier sein, das gesamte Spektrum unterschiedlicher Siedlungsformen<br />

und -gemeinschaften sowie ihre Vernetzung in regionalen Siedlungssystemen<br />

zu erfassen. Dies bildet die Grundlage, die Erschließung des<br />

Siedlungsraumes in ihrer praktischen Organisation durch Verkehrswege<br />

etc., vor allem aber in ihrem Bezug auf ökonomische, soziale, politische und<br />

kulturelle Strukturen in den Blick zu nehmen. Die Erforschung solcher<br />

Netzwerke in längerer zeitlicher Perspektive öffnet einen grundlegend neuen<br />

Zugang etwa zum Verhältnis staatlich-zentraler zu regionalen sozialen<br />

Strukturen, wie sie unter konkreten geographischen und ökologischen<br />

Rahmenbedingungen etabliert wurden. Noch weiträumigere Perspektiven<br />

wirft die Frage nach überregionalen Kontakten auf, beispielsweise in der<br />

Beschaffung von Rohstoffen. Auch hier ist das Spannungsfeld der Strukturen<br />

der regionalen und lokalen Milieus sowie staatlicher Organisationsformen<br />

noch kaum verstanden.<br />

Damit ist unweigerlich die Rekonstruktion historischer Landschaften verbunden.<br />

Auch in Ägypten kann Siedlungsarchäologie nur als Landschaftsarchäologie<br />

betrieben werden. Anders als verbreitete Rezeptionsklischees<br />

unterstellen, haben die Landschaft und die Umwelt des Menschen tatsächlich<br />

im Laufe der Jahrtausende tiefgreifende Veränderungen erfahren. Die<br />

Dynamik der Flusslandschaft und das Flut- und Sedimentationsverhalten<br />

des Nils im Kontext größerer klimatischer und geographischer Entwicklun-<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 70

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