30.12.2012 Aufrufe

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

neu bewertet (Hama, Dura-Europos). Die um ein Vielfaches erweiterte<br />

Materialbasis führte in den letzten Jahren zu einer tiefgreifenden<br />

Revision des bisherigen Wissens, und die Erforschung des hellenistischen<br />

Syrien ist heute ein stark in Bewegung geratenes Wissenschaftsfeld.<br />

Eine der nach wie vor wichtigsten und weitgehend unbeantworteten<br />

Fragestellungen zur hellenistischen Urbanistik in Syrien ist die Symbiose<br />

zwischen indigener Vorgängersiedlung und der Ansiedlung griechischer<br />

Kolonisten. Wie gingen die neuen Herrscher bei der<br />

‘Neugründung’ mit dem Bestand einer Siedlung um? Und umgekehrt:<br />

Wie wirkten sich die tiefgreifenden städtebaulichen Innovationen, die<br />

in aller Regel mit der Hellenisierung einhergingen, im sozialen Gefüge<br />

und im Alltag der einheimischen Bewohner aus?<br />

Einen der wichtigsten Orte zur Untersuchung dieser Fragestellungen<br />

im westsyrischen Raum stellt Shayzar/Larissa dar, bestehend aus der<br />

seit dem 2. Jt. v. Chr. inschriftlich belegten Stadt Shayzar oder Shayzar<br />

und der seleukidischen Neugründung Larissa, in der Veteranen eines<br />

Reiterregiments angesiedelt wurden. Im Jahr 253 n. Chr.<br />

eroberte der Sasanide Schapur I. in dieser Gegend eine Stadt namens<br />

Sinzara, und jeden Zweifel darüber, dass es sich hierbei um dieselbe<br />

Siedlung handelt, räumt 300 Jahre später Stephanus von Byzanz aus:<br />

Er notiert in seinem Lexikon Ethnika unter dem Stichwort Larissa:<br />

„Stadt in Syrien, welche die Syrer Sizara nennen“. Der indigene Ortsname<br />

Sinzara wurde folglich vom 2. Jt. v. Chr. trotz der Umbenennung<br />

durch griechische Siedler über die hellenistisch/römische Zeit<br />

hinweg tradiert. Ähnliche Hinweise auf eine Kontinuität sind durch<br />

Erwähnungen eines lokalen Heiligtums der Ba’alat aus verschiedenen<br />

Zeiten gegeben.<br />

Die historische Bedeutung des Ortes ist durch die große Anzahl von<br />

nicht weniger als 100 in insgesamt 12 Sprachen abgefassten Textzeugnissen<br />

aus den drei Jt.en zwischen der späten Bronzezeit und der<br />

mamlukischen Periode im 13./14. Jh. n. Chr. gekennzeichnet.<br />

Erstaunlicherweise blieb der Platz trotz dieser reichen historischen<br />

Quellen bis heute von der archäologischen Forschung völlig unbeachtet.<br />

Die zunehmende Überbauung des antiken Siedlungsgebietes<br />

macht die systematische Erfassung des noch vorhandenen Siedlungsbestandes<br />

zu einer vordringlichen Aufgabe, die u. a. auch die Grundlagen<br />

für spätere Schutzmaßnahmen schaffen soll.<br />

Erste Ergebnisse eines Oberflächensurveys 2007 haben ein reiches,<br />

im modernen Ort verbautes Spolieninventar sowie datierende Oberflächenkeramik<br />

erbracht. Geophysikalische Testmessungen konnten<br />

ein rechtwinkliges Bebauungsraster nachweisen. Sie sollen in Vorbereitung<br />

späterer Ausgrabungen zunächst auf größerer Fläche fortgesetzt<br />

werden.<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

� Eine der nach wie vor wichtigsten und weitgehend unbeantworteten<br />

Fragen zur hellenistischen Urbanistik in Syrien betrifft die<br />

Symbiose zwischen indigener Vorgängersiedlung und der Ansiedlung<br />

griechischer Kolonisten. Im Rahmen des Projekts wird daher<br />

überprüft, ob und in welchem Umfang die kulturelle Identität der<br />

Kolonisten Einflüsse auf das Sozialgefüge der einheimischen Bewohner<br />

hatte.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 301

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!