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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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Kampagnen eine oberirdische Grabung durch, die der Verifizierung eines<br />

Oberbaues galt. In Kooperation mit P. Munro begannen im Herbst 2003<br />

die Arbeiten des DAI Kairo.<br />

Erstmalig wurden in den ersten drei Kampagnen die unterirdischen<br />

Räume der Grabanlage und die intrusiven Schächte aus späteren Nutzungsphasen<br />

vollständig freigelegt, verformungsgerecht vermessen sowie<br />

archäologisch und bauforscherisch untersucht und das Fundmaterial<br />

aufgenommen und katalogisiert. In den folgenden Kampagnen wurden<br />

oberirdische Grabungen durchgeführt, die dem Nachweis eines eventuell<br />

vorhandenen Oberbaus galten. Nachdem die Grabungsarbeiten südlich<br />

des Unas-Aufwegs abgeschlossen waren, lag in der vierten Kampagne<br />

der Schwerpunkt auf der Vermessung eines Lageplans, der das Gebiet<br />

von der Unas-Pyramide im Westen bis zur Mastaba des Ni-Anch-<br />

Chnum/Chnum-Hotep im Osten umfasst. Gleichzeitig wurden einzelne<br />

Fundgruppen der älteren Grabung im Magazin aufgearbeitet, die Fundbearbeitung<br />

im Grab fortgesetzt und mit der Konsolidierung der Särge<br />

und Sargaufsätze begonnen. Die Vermutung, dass sich westlich und östlich<br />

der Rampe weitere Kammern befinden, die zur originalen Grabanlage<br />

gehören, führte zur Wiederaufnahme der Grabungsarbeiten nördlich<br />

des Unas-Aufwegs. Dort konnten in den letzten beiden Kampagnen, 23<br />

weitere Räume freigelegt werden. Überraschenderweise wurde ein Raum<br />

(A500) annähernd ungestört vorgefunden, womit der geschlossene Befund<br />

einen überaus guten Einblick in die Bestattungsbeigaben bietet. Die<br />

übrigen Räume waren meist stark überformt und mit spätzeitlichen Bestattungen<br />

wiederbelegt, die ihrerseits wichtige Auskünfte über die späteren<br />

Nutzungsphasen des Grabes geben.<br />

Ein erster Forschungsschwerpunkt befasst sich mit der Untersuchung<br />

der königlichen Grabanlage der 2. Dynastie. Während die späteren historischen<br />

Epochen mit dem beginnenden Bau der Pyramiden vergleichsweise<br />

gut erforscht sind, ist über die 2. Dynastie bisher relativ wenig<br />

bekannt. Informationsquellen, die Auskünfte über das Alltagsleben, Bestattungspraktiken,<br />

Herrscherabfolge, zeitliche Einordnung der Könige<br />

etc. geben, liegen in Form von Siegelabrollungen auf Gefäßverschlüssen,<br />

Gefäßaufschriften, Keramik, Steingefäßen und Steinartefakten vor.<br />

Bildquellen aus der 2. Dynastie gibt es dahingegen nur wenige. Mit den<br />

Methoden der Bauforschung kann jedoch die Architektur als eine weitere<br />

wichtige historische Quelle zur Interpretation der Frühzeit genutzt werden.<br />

Dabei spiegelt sowohl die hervorgehobene Wahl des Bauplatzes als<br />

auch die Monumentalisierung der Architektur die historisch geprägten<br />

kultischen, die innovativen und kulturellen Auffassungen der frühen Gesellschaft<br />

Ägyptens wieder. Gerade in dieser unsicheren frühen Einigungsphase<br />

der Gesellschaft wirkten aufwendige gestalterische<br />

Baumaßnahmen und die Herausbildung einer die lokalen Kulte integrierenden<br />

Ideologie sich vermutlich positiv auf das Zugehörigkeitsgefühl<br />

des Einzelnen und die Legitimation des Herrschers aus.<br />

Für die weiterführende Analyse der architektonischen Entwurfsprinzipien<br />

und das Aufzeigen von Entwicklungslinien sollen zeitgenössische Privatgräber<br />

unterschiedlicher sozialer Schichten herangezogen werden. Durch<br />

bautypologische Vergleiche mit zeitgleichen Privatgräbern konnte erstmals<br />

eine Interpretation des labyrinthartigen Grundrisses vorgelegt werden.<br />

Die bei der Untersuchung der Entwurfskomponenten und<br />

Entwicklungslinien gewonnen Erkenntnisse können ebenso als Diskussionsgrundlage<br />

zur Neuinterpretation von Teilbereichen des Djoserbezirks<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 405

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