30.12.2012 Aufrufe

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zeit in dem spät-ramessidischen Papyrus Abbott (ca. 1120 v. Chr.) ausschlaggebend,<br />

andererseits die spärlichen, teilweise enigmatischen Berichte<br />

über zwei bereits in der Mitte des 19. bzw. im frühen 20. Jh.<br />

erfolgte, aber im Grunde ergebnislose Versuche, eines der beiden Gräber<br />

archäologisch zu identifizieren. Während der Grabungskampagne im<br />

Frühjahr 2001 ließen sich die Überreste einer sehr zerstörten, kleinen<br />

Pyramide aus Lehmziegeln entdecken. Sie kann seit dem 2002/2003 erfolgten<br />

Fund von Fragmenten ihres oberen Abschlusssteines, einem mit<br />

Königsnamen dekorierten Kalkstein-Pyramidion, zweifelsfrei einem der<br />

letzten Herrscher der 17. Dynastie, Nub-Cheper-Re Intef, zugewiesen<br />

werden. Die weiteren und bis heute nicht abgeschlossenen Ausgrabungen<br />

im Gebiet um die Pyramide erbrachten grundlegende Erkenntnisse<br />

über die Gestaltung eines kultischen Raumes innerhalb der ausgedehnten<br />

thebanischen Nekropole. Zum Einen ließ sich feststellen, dass die<br />

königliche Pyramide zu keinem Zeitpunkt die königliche Bestattung enthielt.<br />

Sie war von Nub-Cheper-Re Intef bewusst über einer etwa<br />

150 Jahre älteren Schachtgrabanlage der frühen Zweiten Zwischenzeit<br />

errichtet worden und diente – zusammen mit der sie umgebenden, wie<br />

die Pyramide selbst weiß bemalten Umfassungsmauer – als deutliche<br />

Markierung eines kultischen Bezirkes. Die Gründe für die Wahl gerade<br />

dieses früheren Grabes als „Fundament“ einer königlichen Pyramide sind<br />

noch nicht klar, denn bislang ließ sich aufgrund des sehr zerstörten<br />

Grab-Inventars die Identität des oder der hier Bestatteten nicht klären.<br />

Zum Anderen muss der Ort selbst aber bereits zu früherer Zeit eine gewisse<br />

Bedeutung als lokales Kult-Zentrum besessen haben, denn in unmittelbarer<br />

Umgebung der Pyramide ließen sich einige weitere private<br />

Schachtgrabanlagen dieser frühen Zeit finden. Dass Nub-Cheper-Re Intef<br />

die kultische Bedeutung dieses spezifischen Ortes durch die Errichtung<br />

seiner Pyramide erneuerte und ganz eindeutig verstärkte, zeigen<br />

die zwischen die älteren Schachtgrabanlagen eingebrachten Gräber sowohl<br />

der Zeitgenossen des Königs wie auch weit späterer Bewohner<br />

Thebens. In dem bislang nur teilweise freigelegten, etwa 2.500 m² großen<br />

Teil des Areals „H“ fanden sich, z.T. auf engstem Raum, Grabanlagen<br />

unterschiedlichster Architektur, Größe und Ausstattung, die hier<br />

über einen Zeitraum von der frühen Zweiten Zwischenzeit bis zur späten<br />

Ramessidenzeit, also etwa über 700 Jahre, angelegt wurden.<br />

Die archäologischen Untersuchungen in Dra‘ Abu el-Naga – neben der<br />

Untersuchung der Doppelgrabanlage K93.11/K93.12 – werden sich bis<br />

2012 auf das genannte Areal „H“ konzentrieren. Hier gilt es, die bisherigen<br />

Ergebnisse durch weitere, gezielte Ausgrabungen zu substanziieren.<br />

So sind etwa vier Schachtgrabanlagen in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zur Pyramide des Nub-Cheper-Re Intef zwar inzwischen bekannt, aber<br />

noch nicht ausgegraben. Der unterhalb der Pyramide gelegene Schacht<br />

etwa wurde in antiker Zeit von dem Abgang eines ramessidischen Felsgrabes<br />

(TT 13) coupiert, der bislang unausgegraben ist. Die Ausgrabung<br />

dieser Anlage stellt vielleicht die letzte Möglichkeit dar, den einst in dem<br />

Schacht Bestatteten zu identifizieren, denn im Laufe der Jahrtausende<br />

ist es zu einer erheblichen Vermischung der Inventare der beiden Grabanlagen<br />

gekommen.<br />

Wissenschaftliche Perspektive<br />

� Insgesamt bieten die Grabanlagen in der näheren Umgebung der<br />

Pyramide des Nub-Cheper-Re Intef ein enormes Potential, auch die<br />

Details der alten Gestaltung dieses in seiner Intensität einmaligen<br />

kultischen Raumes zu sichern. Die Klärung der topographischen,<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 390

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!