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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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Orientierungen, Selbst- und Weltbildern erschließen. Mehrere Projekte der<br />

Abteilung haben das Potential, zu diesem Fragenkomplex entscheidend beizutragen.<br />

Die großen Siedlungsgrabungen Elephantine und Buto bieten die Chance,<br />

die physischen, sozialen und kulturellen Existenzbedingungen im Alten<br />

Ägypten auf der Mikro-Ebene zu erforschen. Dies gilt für die Untersuchung<br />

der Wohnbauten und der Lebensverhältnisse in ihnen, die die dominanten<br />

praktisch-ökonomischen Tätigkeiten erschließen. Siegelfunde erweisen zum<br />

Beispiel die Einbindung solcher Milieus an der Basis der Gesellschaft in administrative<br />

Strukturen. Zauberfigurinen, wie sie auf Elephantine in großer<br />

Zahl gefunden wurden, werfen entscheidend neues Licht auf die Alltäglichkeit<br />

religiöser Praxis und die Verbreitung ritueller Kompetenz.<br />

Ganz andere Lebenssituationen werden durch die Relikte der Großbaustellen<br />

des Pyramidenfeldes von Dahschur erkennbar. Die Arbeiterkasernen<br />

dort geben Einblick in einen für die Wirklichkeit des pharaonischen Ägypten<br />

ebenfalls charakteristischen Typus des Lebens in vollständig staatlich kontrollierten<br />

Verbänden organisierter Arbeit.<br />

Komplementär zu den Befunden der Siedlungsgrabungen sind die Gräberfelder<br />

reich an einschlägiger Information insbesondere dann, wenn die Befunde<br />

definierten Siedlungsgemeinschaften zugerechnet werden können. So<br />

gibt der Friedhof der Pyramidenstadt von Dahschur erstmals Einblick in<br />

Charakter und Zusammensetzung der Bevölkerung einer Pyramidenstadt.<br />

Spezifisches Potential der Gräberfelder ist es, kulturelle Information mit<br />

einzelnen Personen zu verknüpfen. Das Verfügen über Güter und Arbeit und<br />

die Einbindung in größere und kleinere Personenverbände wird hier bis auf<br />

die Ebene des Individuums erkennbar.<br />

Auf dem Gebiet der funerären Zeugnisse tritt auch die paläoanthropologische<br />

und paläopathologische Analyse als maßgebliche Informationsquelle in<br />

den Blick, wenn paläoepidemiologische Befunde es gestatten, die physischen<br />

Lebensbedingungen einer Siedlungsgemeinschaft in historischer Entwicklung<br />

darzustellen. Von besonderer Aussagekraft ist der Kontrast<br />

zwischen der Siedlungsgemeinschaft der Pyramidenstadt von Dahschur<br />

(i. W. Totenpriester aus dem Königskult im Residenzumfeld), der gleichzeitigen<br />

Siedlungsgemeinschaft der Grenzstadt Elephantine, der Belegung eines<br />

Gräberfelds von Palastpersonal aus der 12. Dyn. in Dahschur und dem<br />

Fundmaterial aus der Nekropole von Dra' abu el-Naga (Theben-West), da<br />

gleichermaßen soziale, chronologische und regionale Gradienten in den<br />

Blick treten. Gerade dieses Forschungsfeld bietet eine Plattform aussagekräftiger<br />

Vergleiche und Kontraste zwischen den Projekten der Abteilung,<br />

und verspricht für die Zukunft bedeutendes Entwicklungspotential.<br />

d) Kontinuitäten, Transformationen, Innovationen und Umbrüche der Kulturgeschichte<br />

Ägyptens in langfristiger, traditionelle Epochengrenzen überschreitender<br />

Perspektive<br />

Ägypten ist unter allen Ländern der Welt das Land, dessen Identität über<br />

den längsten Zeithorizont - vom Neolithikum bis in die Gegenwart - erkennbar<br />

bleibt. Maßgebliche Parameter sind die geographische Begrenzung des<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

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