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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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eitragen. Zu erwarten sind dabei neue Aufschlüsse über tradierte und<br />

innovative Architekturelemente und -konzepte, die die Machtfestigung<br />

des entstehenden Königtums mit dem Ausdrucksmittel der Grabarchitektur<br />

quasi als Abbild der realen Residenz widerspiegeln.<br />

Neben der Fundbearbeitung, der Interpretation des Grabes und der entwicklungsgeschichtlichen<br />

Klärung des Grabtypus bildet die Bautechnik<br />

einen weiteren Forschungsaspekt. Fragen zur Herstellung eines derart<br />

großen unterirdischen Grabes sollen durch die Untersuchung der Bearbeitungsspuren,<br />

der Werkzeuge, der Vortriebsrichtung bei der Anlage<br />

der Räume, der Treffpunkte der polygonartig verbundenen Gänge, der<br />

Einhaltung von Niveau und Orientierung, der Dauer der Arbeiten, der<br />

Anzahl der Arbeitergruppen, der Organisation der Baustelle, des Absteckungssystems,<br />

des Bauplans, der Bauphasen etc. beantwortet werden.<br />

Anhand des Großbauvorhabens „Königsgrab“ lassen sich einzelne Teilaspekte<br />

hinsichtlich der Verteilung und Weitergabe von ingenieurtechnischem<br />

und architektonischem Wissen sowie der bautechnischen und<br />

organisatorischen Kompetenz untersuchen.<br />

Über die Arbeiten vor Ort hinaus sollen Vorschläge zur Rekonstruktion<br />

eines Oberbaus unterbreitet werden. Da weder bei den Königsgräbern in<br />

Abydos noch in Saqqara bislang bauliche Reste nachgewiesen werden<br />

konnten, werden nicht Rekonstruktionsvorschläge, sondern verschiedene<br />

Entwürfe, folglich Visualisierungen von Gedankenspielen vorgeschlagen.<br />

Bei der Gestaltung der oberirdischen Grabarchitektur spielen nicht<br />

nur geometrische und geographische Kriterien eine Rolle. Ausschlaggebend<br />

für die architektonische Ausführung sind vor allem bautypologische<br />

Entwicklungslinien innerhalb der Grabarchitektur. Auch die Jenseitsvorstellungen<br />

und die damit verbundene Deutung des Oberbaues haben einen<br />

entscheidenden Einfluss auf die äußere Form.<br />

Als Grundlage für die aufbauenden Forschungen sollen in den folgenden<br />

drei Forschungsjahren die restlichen 11 Räume und die mit dem Grab in<br />

Verbindung stehenden Grabkammern der späteren Nutzungsphasen<br />

vollständig ausgegraben und dokumentiert werden. Für weitergehende<br />

Interpretationen bildet die Anfertigung eines Raumbuches mit einer ausführlichen<br />

Baubeschreibung einen Ausgangspunkt.<br />

Mit Hilfe des bereits angefertigten Grundrissplanes können die Vortriebsrichtung<br />

und die Treffpunkte der einzelnen Gänge vor Ort bestimmt und<br />

in den Plan eingetragen werden. Die Ergebnisse der Analyse der Vortriebsrichtung<br />

erlauben Rückschlüsse auf die ursprüngliche Planungsidee,<br />

die vermessungstechnische Vorgehensweise und die Umsetzung<br />

des Bauvorhabens. Werkspuren an den Wänden vermögen Auskunft<br />

über Art und Beschaffenheit der Arbeitsmittel zu geben. Da für die Berechnung<br />

der Herstellungsdauer bislang keine zuverlässigen Werte über<br />

das tägliche Arbeitspensum eines Arbeiters vorliegen, wäre es wünschenswert<br />

vor Ort ein diesbezügliches Experiment durchführen zu können.<br />

Ein Austausch mit Fachkollegen der Ingenieurwissenschaften, die<br />

sich mit der Planung, Vermessung und Herstellung unterirdischer Anlagen<br />

aus der Antike beschäftigt haben, besteht und soll weiter intensiviert<br />

werden. Ferner soll mit den Methoden der Bauforschung die<br />

Bauphasenabfolge der Grabanlage und der späteren Nutzungsphasen<br />

untersucht werden. Die chronologische und topographische Einordnung<br />

erfordert darüber hinaus die Erstellung eines Lageplans des betreffenden<br />

Areals. Die archäologischen Reste der oberirdischen Bebauung wurden<br />

bereits vermessen, die zeichnerische Umsetzung der Messwerte steht<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 406

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