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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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architektonischen und kultischen Zusammenhänge zwischen privaten<br />

und königlichen Bestattungsorten und –anlagen der ausgehenden<br />

Zweiten Zwischenzeit in Theben hat eine in ihrer Bedeutung<br />

nicht zu überschätzende Brisanz. Nur wenige Jahrzehnte später<br />

werden – zunächst in Theben, dann ägyptenweit – die Anzeichen<br />

des veränderten Weltbildes der Zeit des Neuen Reiches fassbar.<br />

Die Grundlagen dafür wurden in der Zeit des Nub-Cheper-Re Intef<br />

und seiner unmittelbaren Vorgänger und Nachfolger gelegt. Es<br />

liegt am Wesen altägyptischer Strukturen, dass sich ein substanzieller<br />

Teil dieser für die weitere Geschichte Ägyptens grundlegenden<br />

Entwicklungen nur dort fassen lässt, wo die an diesen<br />

Entwicklungen maßgeblich Beteiligten gelebt haben, gestorben<br />

sind und bestattet wurden – in der näheren Umgebung ihres Herrschers.<br />

Projektlaufzeit<br />

� Seit 1991, Langfristunternehmen<br />

Betreuung<br />

� PD Dr. Daniel Polz<br />

Finanzierung<br />

� DAI<br />

6) Untersuchung der Doppelgrabanlage K93.11/K93.12 in Dra Abu el-Naga,<br />

Theben-West<br />

Im Zuge der Ausgrabung von K93.11 in den Jahren 1993-1999 kam die<br />

vollständig zerstörte Grabkapelle des Hohenpriesters des Amun, Ramsesnacht,<br />

in tausenden Relief- und Architekturfragmenten zutage. Reste<br />

einer Grabausstattung des Ramsesnacht konnten dabei nicht sichergestellt<br />

werden, weswegen die Frage nach seinem Bestattungsplatz nicht<br />

zweifelsfrei zu beantworten ist. Seither war es ein Desiderat, mit K93.12<br />

auch die südliche Hälfte der ausgedehnten Doppelgrabanlage u.a. daraufhin<br />

zu untersuchen, ob sie ebenfalls in die ramessidische Nutzung<br />

des in der 18. Dynastie angelegten Komplexes integriert wurde, und in<br />

welcher Form (Grab oder privater Totentempel?) sie am Ende der<br />

20. Dynastie genutzt wurde. Bereits in der ersten Kampagne im Herbst<br />

2006 wurde deutlich, dass K93.12 vom Sohn und Amtsnachfolger des<br />

Ramsesnacht, Amenophis, übernommen wurde. Mit der Ausgrabung der<br />

unterirdischen Anlage im Frühjahr 2009 konnte nachgewiesen werden,<br />

dass Amenophis in K93.12 bestattet worden ist. Neben ca. 20 namentlich<br />

gekennzeichneten Holzuschebtis und zwei Amphoren mit Namensaufschrift<br />

(sowie weiterer Bestattungskeramik der 20. Dynastie)<br />

konnten auch einige Fragmente seines Sarges geborgen werden.<br />

Das herausragende Merkmal der Doppelgrabanlage K93.11 und K93.12<br />

ist die in dieser ausgereiften und monumentalen Form neuartige Tempelgestalt<br />

mit offenen Vorhöfen. Mit den jeweils zwei Eingangspylonen,<br />

die Zugang zu zwei Höfen bieten und der Säulenstellung im inneren<br />

Vorhof wurde dem Grabinnenraum, der aus dem Fels geschlagenen war,<br />

ein Tempel vorgeschaltet. Dieser wurde um die in beiden Anlagen auftretenden<br />

Hathorkapitelle – ein Novum im Grabkontext – um ein weiteres<br />

Element reiner Tempelarchitektur erweitert. Diese Architektur<br />

reflektiert wiederum den zugrundeliegenden Grabgedanken bzw. die<br />

Jenseitskonzeption der Ramessidenzeit (um 1300-1100 v. Chr.): Gemäß<br />

dieser wird das Grab als Ort gedacht, an dem der/die Verstorbene mit<br />

den Göttern in Kontakt treten und in ihre Nähe gelangen kann. Das Grab<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 391

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